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Minifotokurs: Produktfotografie
Ursprünglich wollte ich eine kleine Einführung in die Produktfotografie schreiben, da aber die Produktfotografie so weitreichend und umfangreich ist, wäre ein Beitrag diesen Umfangs dem nicht gerecht geworden.
Daher erschien es mir am sinnvollsten, die Kreation eines Packshots zu zeigen. Angefangen vom Konzept, hinüber zu kleinen, praktischen Kniffen und einzuhaltenden Grundregeln bis zum fertigen Bild.
Der Fokus liegt dabei auf das Anwenden verschiedener Techniken, um dem Interessierten Inspiration und Wissen zu vermitteln.
Also fangen wir mit dem Konzept an:
Ich plane ein Foto einer PSP Konsole zu erstellen. Sie soll in einem Stilleben eingebettet werden, die den Bezug zum potentiellen Besitzer (verspielt,technikinteressiert) herstellt.
Es soll zudem möglichst werbewirksam erscheinen.
Als Schauplatz habe ich mir meinen Heimarbeitsplatz ausgesucht. (Kräftig aufgeräumt versteht sich 😀)
Technik:
Um den technischen Aufwand niedrig zu halten verwende ich nur eine zusätzliche Lichtquelle zzgl. vorhandener Schreibtischlampe sowie einen kleinen Spiegel und schwarzen Karton(um Licht teilweise wegzublocken).
Bei der zusätzlichen Lichtquelle handelt es sich um ein Blitzgerät mit Softbox.
Eine Softbox ist ein Lichtformer, der im Prinzip nichts anderes als ein Würfel, welches von innen Silbern ist und an der offenen Seite einen weißen, lichtdurchlässigen Überzug hat.
Man erhöht dadurch die Abstrahlfäche des Lichts um ein vielfaches, was zur Folge hat, dass das Licht weniger harte Kontraste erzeugt und dadurch "weicher" wird.
Zum Hineinschnuppern kann man sich auch eine kleine Softbox für den Nahbereich basteln. Man benötigt dazu eine möglichst große Saft- oder Mineralwassertüte und schneidet auf der großflächigen Seite ein Stück gerademal so groß, dass man das Blitzgerät feststecken kann, heraus.
Die gegenüberliegende Seite schneidet ihr komplett weg und ersetzt es durch ein dünnes Stück Papier oder Pauspapier.
Für Technikinteressierte empfehle ich weiterführend die kostenlose Lektüre des
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, welches in dieser Form einzigartig und umfangreich ist und zudem den dberlin Qualitätstest bestanden hat 😉Mit dem Spiegel helle ich auf und erzeuge zusätzlich Reflexionen um die Kanten des zu fotografierenden Objektes zu betonen.
Zum Fesstecken von Spiegeln oder dem Produkt benutze ich einen Knetradierer, der beim Kohlezeichnen verwendet wird. Zum einen ist er relativ fest aber dennoch formbar sowie wenig fettend.
Nun zum Foto. Mit der Blende wird die Schärfentiefe bestimmt und daher ist sie mitunter der wichtigste Faktor beim Fotografieren.
Meinen Arbeitsablauf bei der Produktfotografie habe ich über die Jahre so optimiert, dass ich bereits bei versch. Brennweiten und Abständen im Vornerein die Bildwirkung der jeweiligen Blenden abschätzen kann.
Ohne allzu kompliziert zu werden:
Es lohnt sich, für die am meisten genutzten Brennweiten die Bildwirkung von drei verschiedenen Blenden einzuprägen- bei einem festen Abstand zum Objekt. Bei Tabletopaufnahmen halte ich i.d.R. einen Abstand von etwa 1,5m bei 50mm Brennweite.
Ich wähle zunächst eine Blende von f/2.8 (auch Arbeitsblende genannt) für eine geringe Schärfentiefe und entscheide nachher, ob ich diese noch verändere. Das Blitzgerät regele ich dementsprechend runter, bis die Belichtung passt. Die Verschlusszeit spielt zunächst keine Rolle, da bisher nur das Blitzgerät als Lichtquelle verwendet wird. Sie liegt bei 1/200s.
Schauen wir uns das erste Bild an:
Nicht schlecht; die Blende behalten wir bei. Das Gerät spiegelt sich schön auf dem Untergrund und die Bildkompsition stimmt- aber es fehlt schlichtweg der Pepp, welches das Foto zum Hingucker macht.
Wir betonen also die Kanten der PSP, indem wir einen Spiegel links davon
plazieren. Beim Auftreffen von Licht, hellt es nicht nur die Kante auf, sondern es spiegelt sich zudem darin und wirft eine kleine Portion Licht in den rechten Bereich des Hintergrunds der PSP:
Schon besser 🙂 Jetzt können wir uns daran machen die Tiefe des Bildes zu optimieren und die PSP weiter klar in den Vordergrund zu spielen.
Eine Tischlampe ist üblich auf einem Schreibtisch und lässt sich daher einfach in das Bild integrieren ohne es verhüllen zu müssen.
Jetzt wird es aber ein wenig kniffelig. Bei Blitzlichtaufnahmen wird die Helligkeit über die Leuchtdauer der Blitzröhre bestimmt; bei Dauerlicht über die Verschlusszeit an der Kamera und die liegt bisher bei einer 1/200 Sekunde.
Mit anderen Worten: Man sieht das Licht der Lampe nur leicht schimmern. Wir verlängern also die Belichtungszeit solange bis wir eine akzeptable Helligkeit der Schreibtischlampe erreichen- und die liegt bei einer Verschlusszeit von 1/15s.
Die Lampe ist eingeschaltet und erzeugt dadurch einen hellen, aber nicht zu dominanten Spot im Hintergrund und betont die obere Kante der PSP. Da die Lampe zudem Kunstlicht produziert erzeugt es alleine durch seine andere Farbtemperatur einen Kontrast zum Vordergrund, welches neutral ist.
Sieht gut aus, behalten wir. :-D
Jetzt wollen wir dem Stilleben noch ein wenig mehr Leben einhauchen und die technischen Aspekte der Konsole präsentieren.
Die PSP sowie der Laptop sind eingeschaltet. Die Helligkeit bzw das Motiv auf dem Laptopbildschirm ist so gewählt, dass es nicht zu hell/dominant wirkt. Wegen der langen Belichtungszeit habe ich der Einfachheit halber ein Spielewallpaper auf der PSP benutzt, damit nichts verwischt aussieht.
Zuletzt wird der etwas leere Vordergrund mit den Kopfhörern der PSP "gefüllt", welches noch zusätzlich den Zweck erfüllt einen Größenvergleich herzustellen; man sich also besser vorstellen kann, wie groß die PSP in der Wirklichkeit ist.
Der Aufbau im Überblick:
Abschliessendes zur Bildgestaltung und Licht:
Vergesst nie, dass ein Foto zweidimensional ist.
Tiefe kann durch mehrere Methoden erzeugt werden und das sind, wie in diesem Kurs gezeigt, folgende:
Das Produkt wurde in die Fluchtlinie der Komposition gelegt.
Der Vordergrund sowie Hintergrund wurde erkennbar mit Gegenständen belegt; man erkennt somit eine Staffelung und in Kombination wurde das Licht so gerichtet, dass eine klare Abgrenzung zwischen den Abschnitten des Bildes erkennbar ist- verschiedene Farbtemperaturen verstärken diesen Eindruck.
Die geringe Tiefenschärfe lenkt die Aufmerksamkeit zudem in die Mitte.
Ein Motiv kann zudem interessanter gestaltet werden, wenn das Hauptobjekt leicht außermittig plaziert wird; wie bei diesem Foto geschehen.
Man nennt diese Technik auch den Goldenen Schnitt. Man kann sich es vereinfacht so vorstellen, dass das Bild zunächst in dritteln geteilt wird und das bildwichtigste Objekt auf einen der Schnittpunkte gelegt wird.
Dies ist nur eine Möglichkeit, es ergeben sich oft Situationen, wo die "Drittelregel" auch gebrochen werden kann.
Seid kreativ! :-D
Hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen!
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