Mit kastrierten DIEs und einer einigermaßen intelligenten Resteverwertung versucht man mit dem Preis immer weiter da anzusetzen, wo man sonst nur Kontrahenten mit zwei Kernen findet. Und aus diesem Grund haben wir uns für das heutige Review einmal 5 Quad Cores der Firma „AMD“ unter den Nagel gerissen, welche so gut wie jeden wichtigen Charakter abdecken. Da haben wir zum einen den Energiesparer alias AMD Athlon 2 X4 600e, den Einsteiger akà AMD Athlon 2 X4 620, die Allrounder vertreten durch AMD Athlon 2 X4 635 und AMD Phenom 2 X4 925 und zu guter Letzt einen Vertreter der Enthusiasten Fraktion AMD Phenom 2 X4 955 Black Edition.
Wie sich die „5“ in Bezug auf ihren Preis und die erbrachte Leistung untereinander aufstellen, ist noch offen. Um allen Ansprüchen der PCMasters.de Redaktion gerecht zu werden, werden die Kontrahenten aber auch ihr Taktpotenzial auf den Tisch legen müssen.
Wir danken an dieser Stelle auch HPM-Computer, welche uns entsprechenden Mustern aushelfen konnten.
Technsicher Daten:
Mit der Einführung der zweiten Generation des Phenoms, erlebte auch der Ausbau aller anderen Klassen einen neuen Aufschwung. So gut wie alle derzeitigen Gen 2 Prozessoren basieren auf der grundlegenden Architektur des „Deneb“ Kerns. Dieser stellt dabei die Maske für die maximale Transistorbestückung mit 4 Kernen und 6 Mb L3 Cache. In diesem Zustand besteht das Design aus 758 Mio. Transistoren, verteilt auf 258 mm² DIE-Fläche. Das derzeit offizielle Topmodell stellt dabei der Phenom II X4 965 BE dar, in unserem Test wird dieser jedoch von seinem nur 200 Mhz langsameren Bruder Phenom II X4 955 BE vertreten.
Neben den voll ausgebauten Performance CPUs der Phenom II Serie, beschränkt AMD die Mainstream Abkömmlinge nur damit, nicht auf den L3 Cache zurückgreifen zu können. Jedoch schaltet man nicht einfach den L3 Cache fehlerhafter Phenoms ab, man hat sich hierfür eine neue Maske angefertigt, welche den Namen „Propus“ trägt. Diese erhöht zum einen die Fertigungsmenge, da mehr DIEs auf einen Wafer passen, denn die neue Maske benötigt knapp 35% weniger Platz. Zum anderen spart es Produktionskosten, da durch das entfallen des L3 Caches ca. 60% der Transistoren eingespart werden können. In Ihren übrigen Eigentschaften nehmen sich die beiden nicht viel. Beide Unterstützen Hypertransport 2 mit bis 2.000 mhz HT-Bus Takt. Ebenfalls bieten beide DDR2 und DDR3 support mit Taktraren bis DDR2-1066 bzw. DDR3- 1333. Inoffiziell ist der Phenom II, wie auch der Athlon II, aber grundsätzlich spielend in der Lage DDR3-1600 anzusprechen.
Der Stromsparer:
Allgemein kann kaum jemand verneinen, dass bei ihm nicht der Wunsch schon immer vorhanden war, einen PC auch stromsparend zu bauen, jedoch ist es noch nie möglich gewesen so viel Performance unter winziges Barebone-Blech zu bringen wie heute. Aktuelle Stromsparversionen der Propus-Maske bieten schon 4 Kerne mit unter 50 W Verlustleistung. Leider nur für den OEM Markt vorenthalten sind sogar 25 W Quadcore Modelle erhältlich.
Genau das Richtige für PCs auf kleinsten Raum mit einer von Grund auf soliden Leistung. HTPC sollen keine Rechenwunder sein, jedoch ist man doch immer gewillt die schnellste aber trotzdem noch verlustärmste CPU in seinem PC zu verbauen. Immerhin steht in den meisten Fällen der Stromengel ganz oben auf der „Was soll der PC erfüllen“ –Liste.
Aus diesem Grund haben wir uns einmal im Portfolio von AMD umgeschaut, und sind auf den Athlon II X4 600e gestoßen. Er ist der kleinste der Stromsparserie bei AMD und bietet bei 45 W Verlustleistung immerhin 4 vollwertige Kerne. Mit seinen 2,2 Ghz bietet er in nahezu allen Szenarien, die in einem modernen HTPC oder auch Midi Tower vorkommen können, genug Leistung und schont gleichzeitig die Stromrechnung. Auch was die Kühlung angeht, ist eine 45 W CPU sehr unproblematisch und lässt sich nahezu immer passiv betreiben. Selbst der kleine Standardkühler von AMD wirkt keinesfalls gestresst bei der Kühlung der Quadcore.
Der AMD Athlon II X4 600e geht also ins Rennen, um auch den großen der Zunft einmal zu zeigen, dass man auch anders kann. Wie überzeugend er das auf die Bühne bringt, zeigt sich später.
Der Einsteiger:
Für den typischen Einstieg in die wohlklingende Welt der 4 Herzen spielt meist nur ein Faktor eine maßgebliche Rolle. Und dieser ist bekanntlich der Preis, wenn es aber um Geld geht, hört bekanntlich die Freundschaft auf. Ebenfalls ist es meist eine Frage der Definition von „Günstig“ in welchem Preisraum man seinen Einstieg plant. Für den heutigen Test haben wir uns auf folgende Definition festgelegt. Der Kunde will eine Quadcore haben, diese soll jedoch möglichst wenig kosten.
Unser Blick fällt also spätestens beim „wenig kosten“ auf den AMD Athlon II X4 620 zurück. Die aktuell billigste Quadcore auf dem Markt bringt den Kunden so in den Genuss der 4 Herzen mit immerhin 2,6 Mio. Schlägen in der Sekunde. 2,6 Ghz stehen dem Nutzer des 620 zur Verfügung. Für den Einstieg bzw. Umstieg mehr als ausreichend Leistung. Die Leistungsaufname des 620 gibt AMD mit 95W.
Die Allrounder:
Der Begriff einer Allrounder-CPU fällt immer dann, wenn man sich nicht entscheiden kann. Auch Männern fällt wohl bei der Wahl der richtigen CPU hin und wieder die Entscheidung schwer. Meist hängt man dann in der eigene Gedankenfalle fest, welche einem mit Anforderungen bombardiert wie: „Sparsam soll sie sein, nicht zu viel kosten, aber bitte viel Leistung soll sie haben, gutes Übertaktungspotenzial wäre auch nicht schlecht.“ Sicher werden einige diese Gedanken kennen.
Auch wir stellten uns bei der Suche nach passenden CPUs für diese Kategorie diese Frage und fanden die Antwort in zwei CPUs. Auch uns fiel jedoch hier die Entscheidung schwer, und so haben wir zwei Gegenspieler in dieser Kategorie. Zum einen wäre da der AMD Athlon II X4 635 und der AMD Phenom II X4 925. Der 635 springt mit 2,9 Ghz auf die Bühne, muss auf den L3 Cache verzichten. Der 925 kommt mit 2,8 Ghz daher und kann auf den vollen L3 Cache zugreifen. Preislich trennen die beiden ca. 10€, was das Ganze durchaus interessant macht. Beide verheizen laut AMD maximal 95 W (TDP). An dieser Stelle auch interessant zu sehen ist, dass der Phenom II X4 925 trotz mehr als doppelt so vielen Transistoren nur 1,3 V gönnt, der Athlon II X4 635 wird dagegen mit 1,375 V befeuert.
Wenn wir uns also später der Leistung beider Prozessoren zuwenden, entbrennt ein spannendes Duell, und wir werden erfahren, was sich nun eher lohnt. Auf der einen Seite kommt es zur Entscheidung zwischen mehr Megahertz oder ein entsprechend großer L3 Cache von 6 Mb. Die andere Seite wird zeigen, ob sich ein Plus von 0,75 V im Stromverbrauch bemerkbarer macht, als ein Plus von 458 Mrd. Transistoren. Zu guter Letzt prüfen wir, welcher von beiden das bessere übertaktungspotenzial hat.
Der Enthusiast:
Menschen, die sich zur Klasse der Enthusiasten zählen, haben wohl weitestgehend die wenigsten Probleme beim Kauf einer CPU. Weder interessiert einen hier der Stromverbrauch noch der Preis. Das Augenmerk ist nahezu Tunnelartig auf Leistung ausgerichtet. In dieser Klasse kann man sich dann natürlich auch mit allen Features der Königsklasse vergnügen. Vollausstattung mit einem feinen Extra: freier Multiplikator. Das macht sie vor allem fürs Overclocking mehr als interessant.
Auch hofft man auf eine bessere Selektion, was wiederrum hoffentlich im höheren Takt endet. Unsere Wahl fiel für den heutigen Test auf den AMD Phenom II X4 955 Black Edition. Damit greifen wie nicht zum Topmodell, sondern zum 200 Mhz langsamerem Bruder. Der Leistung tut das aber wenig Abbruch.
Das Testsystem:
Was das PCMasters.de AMD Testsystem angeht, so gab es seit dem letzten Bericht einige Änderungen. So halfen uns Gigabyte und Corsair das System auf AM3 Basis umzurüsten, um so mit der Zeit zu gehen. Das neue System setzt sich so nun aus folgender Hardware zusammen:
Synthetische Benchmarks:
Der erste Part des Testparcours beginnt einmal wieder mit den synthetischen Tests. Wie schon beim letzten Bericht, haben wir auch dieses Mal wieder einige Neuerungen in den Parcours integriert. So setzen wir mit diesem Bericht auf den neuen Cinebench 11 und haben alle Benchmarks mit Updates auf dem neusten Stand gehalten. Auch neu ist der“ pdnbench“ der Bildbearbeitungssoftware Paint.Net. In allen Programmen nutzen wir integrierte Benchmarks, so dass jeder diese Zuhause auch an seinem System nachvollziehbar nutzen kann.
Eine vergleichbare Betrachtung der Werte ist natürlich nur schwer möglich, da natürlich jeder Benchmark mit steigender Leistung der CPUs auch dementsprechend skaliert. So ist es kaum verwunderlich, dass der AMD Athlon II X4 600e die schwächste Leistung bringt. Man sieht allerdings deutlich, dass auch diese mehr als ausreichend ist und nicht so schlecht ist, wie man vieleicht vermutet hätte. Immerhin erreicht er bei 31% weniger Takt im Mittel noch gute 79% der Leistung des AMD Phenom II X4 955 BE. Das ist für eine Stromersparnis von immer 20% zum selbigen durchaus beachtlich. Entsprechend reiht sich der AMD Athlon II X4 620 dazu ein und bietet bei ca. 18% mehr Takt als ein AMD Athlon II X4 600e. Der Leistungssprung beträgt jedoch nur noch knappe 10%. Damit kommt er auf ca. 86% der Ausgangsleistung unserer Referenz CPU.
Am Interessantesten ist das Duell zwischen unseren beiden Allroundern. Wir stellten ja zu Beginn die Frage, was sich wohl mehr lohnt: Takt oder L3 Cache. Geht man die erreichten Werte beider Kontrahenten einmal Schritt für Schritt durch, so zeigt sich ein klares Muster. Kann der Phenom II X4 925 im Sinne des Programms seinen L3 Cache sinnvoll nutzen, haben die 100 Mhz mehr des AMD Athlon II X4 635 keine Chance mehr. Jedoch können jeh nach Programm auch die 100 Mhz ihre Vorzüge durchsetzen. Im Mittel kann sich so der Phenom II X4 925 an die Spitze setzen. Jedoch trennen beide im Mittel gerade einmal 1%. Was den Stromverbrauch angeht, liegen dabei nur 5 W zwischen beiden Prozessoren. Spannend wird es dann wohl nochmal, wenn es um Spiele geht, denn da sollte sich der L3 Cache des Phenom II X4 925 normalerweise bemerkbarer werden.
Wenig überraschend nimmt der AMD Phenom II X4 955 BE die Spitze für sich in Anspruch und kann diese auch in allen Tests verteidigen.
Game Benchmarks:
Natürlich wollen wir auch einen Ausblick auf die Gaming Performance der Prozessoren werfen, um so die Frage zu klären, ob auch ein 600e mit seinen 2,2 Ghz und ohne L3 Cache genug Power hat unserer ATI Radeon HD 5870 entsprechende Frames zu entlocken. Um dabei einen möglichst guten Blick auf die Leistung werfen zu können, haben wir auch unsere Spiele Benchmarks etwas auf den neusten Stand gebracht.
Wir nehmen sicher nichts Vorweg, wenn wir sagen, dass auch hier der 600e das Schlusslicht bildet, Jedoch zeigt sich hier, dass auch dieser vermeintlich langsame Prozessor noch genug Leistung hat, der Grafikkarten entsprechend Daten zuzuschieben, damit diese brauchbare Frames produzieren kann. Jedoch steigt sein Abstand zu unsen High End Modell auf 30%, hier macht sich dann auch der fehlende L3 Cache wohl schwer bemerkbar. Betrachtet man den Anstieg bei den einzelnen Modellen ohne L3 Cache, so ist dieser als recht Linear. Umso mehr fällt einem der Sprung von beachtlichen 15 FPS zum AMD Phenom II X4 925 auf, vor allem wenn man dies in Betracht des Taktet sieht, und dieses Mehr an Leistung nur auf den L3 Cache zurückzuführen ist. Der Abstand der Allrounder steigt so auf immerhin 11% an. Das stärkste Modell unseres Test kann sich dann nochmals 10 FPS im Mittel vom Feld absetzen.
Overclocking:
Zum Schluss spannten wir die Kontrahenten noch in unseren Overclocking Parcours ein, und wollten sehen, in wie weit sich die einzelnen Cores mit 1,45 V Vcore übertakten lassen. Bei allen Prozessoren übertakteten wir dabei über den HT-Bus.
Am beachtlichsten war der Sprung des 600e. Die Spar CPU lies immerhin 1,3 Ghz mehr zu, was den Vergleich doch schwer dominiert. Die Taktspirale dreht sich mit steigendem Grundtakt so immer weiter nach oben, wobei der Sprung der Mittelfeld CPUs sehr gering ausfällt, obwohl sie doch einen erheblich höheren Grundtakt aufweisen. So quitierten bei Allrounder CPUs bei annähernd 3,7 Ghz den dienst. Einzig die Black Edition packte die 4 Ghz und das sogar mit ungewohnt niedrigen 1,42 V.
Fazit:
Wie immer fassen wir noch einmal alles in unserer Fazit Tabelle zusammen, damit auch nach all der Fülle an Werten ein Überblick möglich ist. Diesesmal verzichten wir alledings auf eine Index-Angabe und bieten hingegen einen Vergleich der Leistung, des Stromverbrauchs, und des mittleren Straßen-Preises. Somit lässt sich gut erkennen, wie die einzelnen Prozessoren untereinander skallieren.
Sicherlich ist an dieser Stelle ein Vergleich schlecht möglich, da alle CPUs aus den Unterschiedlichsten Bereichen stammen, jedoch wollen wir eine Gegenüberstellung an dieser Stelle wagen. Wir betrachten dabei alle Werte ausgehend von unserem Stärksten im Test vertretenen Prozessor, dem AMD Phenom II X4 955.
Zu guter Letzt bleibt nur der Blick auf die Gesamtleistung der AMD Quad Cores, um beurteilen zu können, was sie wirklich leisten. Rollen wir das Feld von hinten auf, ist unser erster Stop der AMD Athlon II X4 600e. Er ist einfach genau das richtige für Stromsparer, denen die gebotene Leistung vollkommen ausreicht. Immerhin Verbraucht das System gute 73 W weniger als ein Phenom II 955 BE. Und mit seinen 28% weniger Leistung sollte er immer noch alle Wünsche seiner Kunden mehr als zufriedenstellend erfüllen.
Den nächsten Zwischenstopp legen wir bei einem Wahren Preis/Leistungs-Wunder ein. Denn der AMD Athlon II X4 620 zeigt ein erstaunlich gutes Verhältnis aus der gebotenen Leistung und dem kleinsten Preis im Test. Also genau perfekt für eine Einsteiger CPU. In Zahlen heißt das: 80% der Leistung des Phenom II 955 BE bei einer effektiven Ersparnis von nahezu 40%. Mit dieser CPU kann man also im Prinzip nichts falsch machen, wenn man sein Geld gut angelegen möchte.
Schon bei der Betrachtung der einzelnen Benchmarks war das Duell zwischen unseren Allroundern spannend. Umso klarer wird das Bild für uns, wenn wir einen Blick auf die Gesamtergebnisse werfen. In nahezu allen Szenarien liegt der AMD Phenom II X4 925 vor dem AMD Athlon II X4 635. Er bringt mehr Leistung in den PC und verbraucht weniger Energie als sein Kontrahent. Einzig im Preis kann sich der AMD Athlon II X4 635 leicht absetzen. Jedoch macht es unserer Ansicht nach trotz des leicht besseren Preis/Leistungsverhältnisses keinen Sinn einen 635 zu kaufen. Da man mit nur wenig mehr Aufwand vor allem im Bereich Games einiges mehr an Leistung bekommt. Wer jedoch auf den Faktor Games verzichten kann und sich die 10-15€ sparen will, ist auch mit dem AMD Athlon II X4 635 gut bedient.
Die Wahl der Enthusiasten fällt ohnehin ohne weiteres Überlegen auf die Black Editions von AMD. 4 Ghz Takt nach dem Overclocking sprechen hier eine deutliche Sprache und lassen jedes AMD Herz höher schlagen. Der offene Multiplikator und die bessere Selekttierung tun ihr übriges. Das er in unserem Vergleich die beste Leistung bietet, steht dabei außer Frage. Dass er in diesem Vergleich auch nicht unbedingt das Aushängeschild für Stromsparer und Preis/Leistungsjäger darstellt, sollte jedem klar sein. Enthusiasten werden allerdings bestens bedient.
So bleibt nur zu sagen, dass es für jeden das richtige gibt, egal welche Ansprüche er an seine Hardware hat. Man muss sich nur einmal genau am Markt umschauen und seine Augen offen halten. Dann wird man auch in den meisten Fällen fündig.