Deus Ex Human Revolution Review (Bild © PCMasters)
Der erste Eindruck
Deus Ex Human Revolution Review (Bild © PCMasters)
Direkt nach der - dank Steam - zwar einfachen aber leider nicht besonders schnellen, Installation geht es los: wir begeben uns ins Abenteuer. Die erste Halbe Stunde des Spiels fällt vor allem durch die intensiv genutzten Cutscenes auf. Zwar kann man sich teilweise durch eine bewegliche Kamera im Raum umsehen, dennoch wird man beim motivierten Start ins Spiel etwas eingebremst. In den ersten Abschnitten lässt sich auch ein wenig Humor entdecken, so ist eine Überwachungskamera mit der Aufschrift „Big Bro“ ganz eindeutig eine Anspielung auf den Romanklassiker „1984“ von George Orwell. Diese Anspielung trifft die Atmosphäre der ersten Spielminuten auf den Punkt, zeichnet sie doch ein ähnlich düsteres (und doch ganz anders gelagertes) Zukunftsbild wie Orwells Werk. Insgesamt spinnt „Deus Ex: Human Revolution“ ein Bild von der Zukunft, das den Spieler skeptisch stimmen kann, später dazu mehr.
Auf einem recht alten System mit einem Intel Core 2 Duo E6600 Prozessor mit 2,4 Ghz, einer HD 3870 Grafikkarte sowie 2 GB Arbeitsspeicher, lässt sich „Deus Ex: Human Revolution“ in mittleren Einstellungen jederzeit flüssig spielen. Dies hängt natürlich auch von der verwendeten Bildschirmauflösung ab. Wer Wert auf höchste Grafikdetails legt sollte ein recht aktuelles System nutzen, dann bilden Grafik und Sound nicht nur ein stimmiges und dichtes Spielerlebnis sondern verfügen auch über das sprichwörtliche i-Tüpfelchen. Diese Erfahrung deckt sich mit den offiziellen Systemvoraussetzungen.
Minimal:
- 2 Ghz Dualcore Prozessor
- 1 GB Arbeitsspeicher (2 GB mit Windows Vista oder 7)
- Windows XP, Vista oder 7
- Nvidia GeForce 8000 bzw. AMD Radeon HD 2000 oder besser
- DirectX 9.0c
- 8,5 GB Speicherplatz
Empfohlen:
- Quadcore Prozessor oder besser (keine Taktrate angegeben)
- 2 GB Arbeitsspeicher
- Microsoft Windows 7
- AMD Radeon HD 5850 oder besser (kein Nvidia Modell als Vergleich angegeben)
- DirectX 9.0c
- 8,5 GB Speicherplatz
In die Steuerung des Spiels hat man sich schnell eingefunden. Der Spieler steuert den Helden der Handlung standardmäßig mit W, A, S und D durch die Spielwelt, die Maus übernimmt wenig überraschend die Bewegung und Ausrichtung des Blickfeldes. Positiv fällt auf, dass die Empfindlichkeit der Maus für die X- und Y-Achse einzeln eingestellt werden kann, so ist es möglich sich sehr schnell in einem Raum umzusehen ohne dass dabei der Blick zwischen dem Fußboden und der Raumdecke schwankt.
Die Dialoge, die sich mit klassischen Cutscenes und dem eigentlichen Spielgeschehen (in dem der Spieler nicht als Beobachter sondern als Hauptakteur an der Handlung teilnimmt) abwechseln, sind teilweise geskriptet. So hat der Spieler in der Regel die Auswahl zwischen zwei und vier Möglichkeiten auf eine Frage oder Anmerkung seines Gegenübers zu antworten und erhält entsprechend vorbereitete Antworten seiner Gesprächspartner. In einigen Situationen kommt auf diese Art und Weise auch das Geschick des Spielers abseits von Waffenführung und Feuergefechten zum Tragen, wenn es beispielsweise darum geht einem Geiselnehmer gut zuzureden um ihn zur Freilassung der Geisel zu Bewegen. An anderer Stelle im Spiel ist die Neugierde des Spielers für einen guten Verlauf der Unterhaltung erforderlich, so hat man beispielsweise die Möglichkeit, zwischen mehreren Fragen an die Pilotin, die dem Helden mit Rat und Tat zur Seite steht, zusätzliche Informationen über die vielschichtige Spielwelt zu erhalten.
Etwas ärgerlich ist allerdings, dass der Spielfluss deutlich öfter als nötig von Cutscenes und Dialogen unterbrochen wird. Die Möglichkeit mit herumliegenden Gegenständen zu interagieren oder diese zumindest zu bewegen, beispielsweise um den Eingang zu einem Lüftungsschacht frei zu legen oder sie einem Gegner hinterher zu werfen, ist ein erfreuliches Feature. Dieses Feature stellt sogar eine Art „kreative Schwierigkeit“ dar, denn es ist heutzutage eher üblich eine Kiste in kleine Bruchstücke zu schießen als sie einfach zur Seite zu räumen. Dies kann gelegentlich dazu führen, dass man nicht an diese Möglichkeit denkt und zunächst etwas verwirrt auf der Suche nach dem nächsten Schritt ist.
Die Grafik präsentiert sich zeitgemäß, gelungene Animationen und gut umgesetzte Effekte nehmen den Spieler mit in die futuristische Welt von „Deus Ex: Human Revolution“. Auch die grafische Modellierung von Umgebungsgegenständen und Personen fällt positiv auf. Wir haben hier zwar kein Spiel vor uns, das sich zwischen berühmten Grafikmeilensteinen wie Far Cry oder Crysis einreiht, aber das ist auch nicht notwendig solange der Gesamteindruck stimmt. Diesen grafischen Gesamteindruck können auch die vorhandenen Schwächen nur minimal schmälern. Eine dieser Schwächen ist beispielsweise die schnell auffallende Diskrepanz zwischen den Stimmen der Synchronsprecher und den Lippenbewegungen der Spielfiguren, während der bereits angesprochenen Dialoge. Auch die Art und Weise wie die Figuren in Dialogen oder Cutscenes ihre Körperhaltung verändern hätte realistischer sein können, aber nicht müssen.
Die akustischen Effekte von Waffenfeuer, Stimmen der Spielfiguren und Explosionen sind gut umgesetzt. Gut ausgesuchte Synchronsprecher, deren Stimmlage die optische Darbietung der Akteure im Spiel ausgezeichnet ergänzt, halten den Spannungsbogen trotz der Häufigkeit von Dialogen und Cutscenes aufrecht. Der düstere musikalische Soundtrack unterstützt die grafische Gestaltung des Spiels. So entsteht durch den Mix aus optischem Design und musikalischer Untermalung eine dichte und spannende Atmosphäre, die den Spieler auch nach längeren Spielzeiten zum Weiterspielen animiert.
Wir befinden uns am Anfang der Handlung in einem Labor von Sarif Industries, dort brechen Unbekannte ein und töten viele Mitarbeiter. Auch eine Person die für unseren Protagonisten besonders wichtig ist befindet sich, wie wir später herausfinden, unter den Opfern. Wir töten einige der Eindringlinge während unseres Versuchs sie aufzuhalten, werden jedoch auch selbst schwer verwundet. Nach einem Zeitsprung von sechs Monaten ist es dann unsere Aufgabe den sogenannten "Taifun" aus der Hand von Geiselnehmern zurück zu gewinnen, die zur gleichen Organisation wie die Angreifer vom Anfang gehören.
Immer wieder geraten wir dabei in Konflikt mit uns selbst, hat man uns doch nach dem gewalttätigen Eindringen in die Labors zu Anfang des Spiels „augmentiert“, also mit technologischen Implantaten neue Fähigkeiten verschafft. Dies ist nach der Aussage mehrerer Beteiligter zwingend erforderlich gewesen um unsere Verletzungen nach den anfänglichen Kampfhandlungen zu behandeln und unser Leben zu retten. Viele an der eigentlichen Handlung nicht beteiligten Personen, die wir unterwegs treffen, sind selbst skeptisch gegenüber „Augmentierten“. So nennt man diejenigen Menschen die ähnliche Implantate wie wir tragen. Mit diesem mulmigen Gefühl und teilweise ablehnenden Reaktionen der Umwelt machen wir uns also auf die die Suche nach Antworten auf die Fragen, die sich uns im Laufe der Handlung stellen.
Wir verzichten an dieser Stelle darauf, die Story vollständig wiederzugeben, denn eine solche kwürde Spiels würde den Rahmen dieses Reviews sprengen. Zudem wollen wir einen sogenannten „Spoiler“, also das unerwünschte Verraten von Handlungssträngen, vermeiden. Die spannende Geschichte dieses Spiels sollten sich Interessierte und Fans der ersten beiden Teile selbst ansehen.
„Deus Ex: Human Revolution“ ist definitiv als spielenswert zu bezeichnen. Das düstere Zukunftsbild verfügt über anhaltende Tiefe und eine dichte Atmosphäre, Bild und Ton greifen hier ungewöhnlich gut ineinander. Der spannende Handlungsbogen hat das Potenzial den Spieler vor dem Schreibtisch zu fesseln. Nicht nur die detaillierte aber zu keiner Zeit gewaltverherrlichende Darstellung der Action ist dafür verantwortlich. Auch die nicht wirklich als „Rätsel“ zu bezeichnenden, aber durchaus interessanten Knobeleien zwischendurch, sowie die interaktiven Dialoge tragen einen entscheidenden Teil dazu bei, „Deus Ex: Human Revolution“ zu einem guten Spiel zu machen. Die Entwickler haben sich erfreulich weit von der Durchschnittskost der Online-Ego-Shooter mit Singleplayer-Kampagne entfernt, ohne dabei zu sehr in die Schiene der Adventure-Games abzurutschen, sie gehen ihren ganz besonderen eigenen Weg.
Besonders ist auch der moralische Zwiespalt, den auch die Hauptfigur durchläuft. Hier stehen sich durchaus nützliche neue Fähigkeiten und die Frage, wie viel Technik ein Mensch in sich tragen kann ohne seine Menschlichkeit zu verlieren, gegenüber. Eine relativ offene Welt mit einer spannenden Haupthandlung und einer großen Anzahl häufig als „Sidequest“ bezeichneter Nebenaufgaben lässt sich erkunden und rundet das Gesamtpaket von „Deus Ex: Human Revolution“ ab.
Die vielen Besonderheiten und Stärken des Spiels, allen voran die bereits mehrfach gelobte Atmosphäre trösten auch über kleine Schwächen hinweg, minimale Ungenauigkeiten in der Lippen-Sychronisation fallen für das Spielerlebnis weniger ins Gewicht, als die Spielmechanik und der Spannungsbogen.