Gedankenspiel ->
Der Ansatz ist doch vielleicht nicht gar so verkehrt, wenn auch vielleicht im falschen Bereich.
Das hört sich gerade von meiner Seite aus befremdlich/erschreckend an?
Mal ein Beispiel :
Person A hört/registriert, wie Personen B und C ein Verbrechen planen, sagen wir eine Vergewaltigung oder etwas Unnettes ähnlichen Kalibers, was eindeutig eine zu befürchtende Schädigung einer vierten Person D beabsichtigt.
Wenn Person A dies nun meldet, um die Durchführung eventuell verhindern zu können, so wird jeder Beamte sagen "Wir können nichts tun, da keine Straftat begangen wurde."
Das bedeutet: Keine Tat, kein Schutz. Erst nach einem expliziten Rechtsverstoss darf ein Beamter ermittelnd tätig werden. Dann allerdings ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.
Wäre nicht in solchen Fällen eine vorherige Eingreifmöglichkeit zu begrüßen?
Ja, könnte man nun sagen... aber die Errichtung einer solchen Gesetzesstruktur eröffnet dem Mißbrauch Tür und Tor, nicht wahr?
Worauf möchte ich jetzt eigentlich hinaus?
Jene, welche solche solche Gedanken initiieren, haben imho festgestellt, was eindeutig für jeden zu begreifen ist (da braucht man nur Zeitung zu lesen): Die bloße Strafe hält wenig Leute davon ab, Verbrechen zu begehen, die Schädigungen Dritter beinhalten.
Warum?
Weil wir unser Denken nicht freiwillig ändern wollen ("Wir" jetzt im Sinne des grossen Ganzen).
Die Ideen des Humanismus sind schon lange entwickelt, nur schert sich so mancher nicht darum.
Die Würde eines jeden Menschen, seine Freiheit, die Toleranz gegenüber Andersdenkenden/-handelnden. Wer Güte und Mitgefühl zu seinen Prinzipien erhebt sein Denken danach ausrichtet, der braucht keine Gesetze, welche Strafen androhen. Weil seine Prinzipien an sich ihn schon davor bewahren.
(Straf-)Gesetze sind für die Menschen geschaffen, die einfach nicht kapieren wollen, dass man seine Mitmenschen nicht zum eigenen Vorteil (welcher Art auch immer, Finanziell, Lustgewinn etc.) mit Füßen treten sollte.
Wenn nun aber diese Gesetze nicht ausreichen (und das tun sie scheinbar nicht. Lest Zeitung...) ist es doch eine zwangsläufige Folge, dass solche Vorschläge wie dieser aufblühen.
Wir pochen immer auf "Freiheit". Aber sind wir fähig, "frei" zu sein, wenn unsere Einstellung immer noch die von Höhlenmenschen ist, wir unseren Bruder wegen seines Besitzes erschlagen um uns selbst zu bereichern? Ihn berauben, um uns einen Vorteil zu verschaffen?
Ist das "Freiheit"? Ich glaube nicht daran. Freiheit ist etwas anderes.
Jetzt kommt man zwangsläufig zu der Frage:
Was kann man tun mit jenen, die nicht an ihrer Einstellung arbeiten wollen? Jenen, die ihre persönliche Freiheit fehlinterpretieren, indem sie Schummeln, Betrügen,Stehlen, Rauben und Schlimmeres? Jenen, die nicht an sich arbeiten wollen, obwohl sie alle Möglichkeiten des Wissens dazu haben?
Diese Situation muss doch wiederum dahin führen, dass gesagt wird: Die Menschen haben alle Chancen, miteinander klarzukommen. Aber sie wollen nicht. Ergo muss man ihnen die diesbezügliche Freiheit einschränken, da sie diese Freiheit missbrauchen.
Es ist wie mit einem störrischen Kind. Es geht nicht darum, das Kind zu bestrafen. Es geht darum, das (nicht verstehende/ nicht verstehen wollende!) Kind zu erziehen.
Auch wenn die Methoden dem Kind erst einmal garnicht passen.
Andere Seite: Diese Art der "Erziehung" setzt natürlich voraus, dass auch der/die "erziehende Vater/Mutter" keinen Missbrauch der Möglichkeiten begeht.
Denn das wäre ja die Voraussetzung für die Erziehung. Also müssen die "Erziehungsberechtigten" gleichfalls die Prinzipien des Humanismus verinnerlich haben und praktizieren.
Haben sie das? Wer will das beurteilen. Ich für mich kann mir das nicht anmaßen.
Aber glaube zu verstehen, warum über solche Maßnahmen nachgedacht wird.
Das soll jetzt nicht im Umkehrschluss bedeuten, dass wir hier alle unreife Unsoziale oder Asoziale sind (Für die, die den Begriff "Asozial" jetzt missverstehen wollen: Asozial ist eine Haltung, die in Unkenntnis sozialer Prinzipien eingenommen wird. Unsozial wäre hingegen, dass jemand soziale Prinzipien zwar kennt, sie ihm aber bei einer bestimmten Handlung scheißegal sind).
Fazit:
Es bleibt für jeden nachzudenken, in wie weit er selbst humanistisch handelt. Könnte es nicht sein, dass der von mir verteufelte "Ausländer" oder "Arbeitslose" oder "Jude" oder "Linke" oder "NPDler" oder sonstjemand von nebenan gar nicht so schlimm ist, wie ich ihn aufgrund meiner Vorurteile und Ressentiments darstelle(n will)? Könnte er nicht vielmehr auch für mein eigenes geistiges Wachstum wertvolle Impulse liefern? Letztendlich wäre vielleicht der, den ich aus welchen Gründen auch immer als "Feind" deklariere, eine Inspiration?
Alles was ich dafür tun muss, ist mit ihm reden. Ist das so viel schwieriger als Vorurteile zu dreschen?
Wir müssen weg vom Scheuklappendenken. Anstatt nur unsere eigene kleine und beschränkte Welt zu sehen, sollten wir uns vielleicht um die Menschheit an sich Gedanken machen. Solange wir nur überall "Ausländer", "Muslims", "Terroristen" sehen und damit aus eingebildeter Angst andere ausgrenzen oder gar schädigen wollen, sind wir geistig kleine Kinder.
In wie weit sind "wir" also an der (Erziehung-)Situation selber Schuld?
Und wird nicht jedes Kind sich lauthals über die Maßnahmen der Erwachsenen beschweren, ohne über einen möglichen Sinn derer nachzudenken?
Puh...