Einleitung:
Im Prinzip reichen doch auch zwei Kerne. Und wenn man sich dann selbst einmal fragt ob man diese hochgezüchtete Quad oder Six Core CPU in seinem PC wirklich effektiv braucht, wird man möglicherweise hin und wieder stutzig. Gerade in Bezug auf Spiele aller Art bekommt man immer wieder zu hören, das diese mit vier oder sogar sechs Kernen gar nichts anfangen können, auch wenn es auch hier mehrere Ausnahmen gibt, ist dies durchaus noch Realität. Und genau in diese Ecke zielt AMD mit seiner neuen Dual Core Black Edition und satten 3,3 GHz Taktfrequenz. Namentlich handelt es sich hier um den neuen Phenom 2 X2 560 BE, welchem wir heute auf den Zahn fühlen wollen.    

  An dieser Stelle wollen wir uns gleich zu Begin bei AMD Deutschland für die Bereitstellung des Musters freuen.  

Technik: AMD Phenom II X2 560 BE
  In der Vergangenheit hatte sich schon beim Quad Core Deneb Kern und seiner Tripple Core Ableger gezeigt wie stark einige Games von den 6MB L3 Cache profitieren können und so verzichtet AMD auch bei seiner nun stärksten Dual Core CPU nicht auf dieses Feature. Und es sind genau diese 6MB L3 Cache die einen dahingehend weiterdenken lassen, was denn da eigentlich für ein Kern unter der Haube steckt. AMD nennt ihn „Callisto“, welcher nichts anderes ist als ein um zwei Kerne kastrierter Deneb Kern. Viele werden sich nun freuen, denn mit etwas Glück lassen sich die zwei Kerne freischalten und man hat zum Schnäppchenpreis aus einer kleinen Dual Core CPU eine 3,3 Ghz Quad Core CPU gemacht. Leider war dies bei unserem Modell nicht möglich, zwar ließen sich die Kerne im Bios aktivieren und die CPU wurde später als „Phenom 2 X4 B60“ erkannt, jedoch verweigerte Windows den Startvorgang. Im Prinzip war es das leider mit technischen „Raffinessen“, denn sonst hat sich nicht viel getan. Weiterhin wird im 45nm Prozess gefertigt, jedem Kern stehen 64kb L1 und 512kb L2 Cache zur Verfügung. Das alles verpackt AMD in einer TDP von 80W.    

      Öffnet man aus dieser Perspektive einmal seinen Horizont, stehen im näheren Umfeld der neuen 105$ CPU mehrere Kontrahenten gegenüber, die es dem „Phenom 2 X2 560 BE“ nicht unbedingt leicht machen. Denn aktuell bekommt man für weniger Geld einen 2,6 GHz schnellen Quad Core aka „Athlon 2 X4 620“ und den schnelleren „Athlon 2 X4 635“ mit 2,9 GHz. Sicherlich ist der Takt im Einzelfall geringer und man muss auf den L3 Cache verzichten, jedoch können vier Kerne hier und da Vorteile bringen wo der Takt und Cache weniger eine Rolle spielen. Fakten dazu im folgenden Benchmark Teil.   Testsystem:   Dem 560 BE stand während der Tests unser schon aus dem großen AMD Phenom X6 Bericht bekanntes System zur Verfügung. Dabei handelt es sich um das derzeitige Top AMD Mainboard „Asus Crosshair IV Furmula“. Dazu gesellen sich 4 Gb Corsair Dominator DDR3-1600 CL8-8-8-24 Arbeitsspeicher und eine AMD/ATI Radeon HD5870. Von dieser Seite aus sollte sich der kleine Zweikerne also Pudelwohl fühlen.    

    Syntethische Benchmarks:
Der erste Part des Testparcours beginnt mit den synthetischen Tests. Wie schon beim letzten Bericht, haben wir auch dieses Mal wieder einige Neuerungen in den Parcours integriert. So setzen wir mit diesem Bericht auf den neuen Cinebench 11 und haben alle Benchmarks mit Updates auf dem neusten Stand gehalten. Auch neu ist der“ pdnbench“ der Bildbearbeitungssoftware Paint.Net. In allen Programmen nutzen wir integrierte Benchmarks, so dass jeder diese auch zu Hause an seinem System nachvollziehbar nutzen kann.    

    Bei der Auswahl der möglichen Gegenspieler zum getesteten AMD Phenom 2 X2 560 BE war die Entscheidung nicht leicht. Zum einen mag es unfair sein einen Dual Core gegen Quad Cores antreten zu lassen, auf der anderen Seite wildert diese „kleine“ Black Edition jedoch in Preisregionen, in welchen es mehr als nur eine attraktive Quad Core aus den eigenen Reihen gibt. So bieten aktuelle Athlon 2 X4 CPUs zwar keinen L3 Cache und so hohen Takt, wie ihn der 560 BE besitzt, aber dafür von Haus zwei Kerne mehr. Und wer kann schon garantieren dass sich die zwei zusätzlichen Kernen die unter dem Heatspeader eines 560 BE schlummern freischalten lassen.   Aus dieser Position heraus entschieden wir uns den von AMD ins Rennen geschickten Dual Core gegen das zu testen, was um ihn herum angeboten wird. Sicherlich mag er die schnellste aktuelle Dual Core Recheneinheit sein, wer aber mit einem Preis von 105$ auf den Tisch schlägt, muss sich einen solchen Vergleich gefallen lassen. Aus diesem Grund wollen wir ihn nun im weiteren Verlauf vor allem in Bezug auf den Athlon 2 X4 635 vergleichen.   Die Tests im ersten Teil zeigen das, was man schon irgendwie vermutet hatte. Solang eine Applikation nicht gerade auf mehr Kerne ausgelegt ist, kann der neue Phenom 2 X2 560 BE mit seinem hohen Grundtakt von 3,3 GHz stark punkten. Wenn es allerdings dazu kommen sollte, das ein Programm doch Nutzen aus mehr als zwei Kernen ziehen kann, können der CPU auch ihre 3,3 GHz nicht mehr helfen. Gut zu sehen ist dies im PCMark Vantage. Einmal liegt die CPU aufgrund des wesentlich höheren Taktes gute 23,4% (CPU Image Manipulation) vor einem Athlon 2 X4 635. Das andere Mal dann aber 16,5% (Data Decryption) dahinter.   Im 3DMark Vantage sieht es dann noch schlechter aus für die Dual Core CPU, ganze 22% liegt man im Gesamtscore hinter dem 300 MHz langsameren aber gleich teurem Athlon 2 X4 635. Besser schaut es dann schon im Heaven Benchmark aus, welcher von Takt und L3 Cache gut zu profitieren scheint. Immerhin kann sich der neuen 560 BE hier um 3 bis 4 FPS absetzen. Im Cinebench 11 lässt sich sehr gut sehen, das die Performance auf den einzelnen Kern gesehen beim 560 BE sehr gut ist, was sicherlich auch auf seinen L3 Cache zurückzuführen ist. Die Zweikernskalierung ist mit dem Faktor 1,9 auch sehr gut.   Die synthetischen Tests aus dem Benchmark Portfolio des SiSoft Sandra Programm bescheinigen den Quad Cores im Schnitt eine 1,5 bis 1,8 fach bessere Leistung. Auch in den sonstigen Benchmarks muss sich der Dual Core geschlagen geben. Einzig im letzten Single Thread Test Super Pi kann er sich dank höherem Takt weit absetzten und hängt der AMD Top CPU Phenom 2 X6 1090T auf den Fersen.   Zusammenfassend wird eines deutlich: Selbst ein 700 MHz langsamerer Athlon 2 X4 620 schafft es in  fast allen Situationen, den Phenom 2 X2 560 BE weit hinter sich zu lassen.     Game Benchmarks:   Hier hat sich für den Test einiges getan, denn es gab einige neue Releases und immerhin bewirbt AMD den Phenom 2X2 560 BE ja als Gaming CPU. So wollten wir auch die aktuellen Titel mit in den Test einbeziehen. Es gesellen sich zu Stalker-Call of Pribyat nun Mafia 2 und Metro 2033. Alle Games werden wieder über die integrierten Benchmarks getestet, damit jeder die Werte nachvollziehen kann.    

    Beginnen wir beim ersten Game „Stalker“ schaut es noch super für die einzige Dual Core im Test aus. Zumindestens solang die Auflösung niedrig bleibt, denn sobald diese steigt, nähern sich die kleinen Quad Cores der Athlon 2 X4 Serie immer weiter an ihren Phenom 2 X2 Bruder heran. Einzig die größeren Phenom 2 X4  und X6 CPUs setzen sich weit nach oben ab. In Mafia 2 wie auch Metro 2033 wendet sich das Bild. Und trotz L3 Cache, welcher den Abstand sicher etwas schmälern kann, sieht der Phenom 2 X2 560 BE nur die Rücklichter aller anderen CPUs. In keiner Einstellung kann er sich wirklich durchsetzen. Overclocking:   Nach den ersten nicht gerade positiven Etappen folgte der Overclockingpart. Und man kann sagen, das die Black Edition mit offenen Multiplikator hier ihrem Namen alle Ehre machte. Immerhin war so ein problemloser Betrieb bei 4 GHz und sogar ein störungsfreier Benchmark Test bei bis zu 4,2 GHz möglich. Dabei war es denkbar einfach nur den Multiplikator zu heben. Mit 1,45V ist dies ein durchaus gutes Ergebnis. Leider war mit mehr Spannung am Ende maximal ein Takt von 4,35 GHz zu laufen zu bringen. Doch trotz des extrem hohen Taktes schafft es der Phenom 2 X2 560 BE keine Sekunde an seinen übertakteten Brüdern vorbei zu ziehen, auch wenn diese wiederum bis zu 650 MHz weniger hatten.    

  Fazit:    

    Stellen wir uns nun die Frage was wir heute hier gesehen und gelesen haben. Im Grunde handelte es sich doch um eine recht potente Dual Core CPU, welche zusätzlich über die Features der größeren Modelle verfügt. So kann sie mit dem vollständigen L3 Cache von 6 MB und einem freien Multiplikator durchaus gute innere Werte vorzeigen. Doch stellen wir uns nun die Frage: Wofür das Ganze? Denn Fakt ist, anders als AMD es bewirbt, das nahezu jedes moderne Game irgendwie seinen Nutzen aus mehr als zwei Kernen schlagen kann. Fakt ist, das vier Kerne im normalen Windows Betrieb durchaus von Nutzen sein können. Wo ist also der Sinn dabei, sich eine 105$ (100€) CPU zu kaufen, welche weder mehr Leistung bringt, noch großartig Strom spart oder wenigstens im übertakteten Zustand an Kontrahenten vorbei ziehen kann. Vor allem wenn die vermeintlich schnellere CPU dann auch noch bis zu 20€ mehr kostet als vergleichbare schnellere Quad Cores. Um dem Phenom 2 X2 560 BE etwas abgewinnen zu können müsste er schon deutlich günstiger sein als ein derzeit ab 80€ verfügbarer AMD Athlon 2 X4 620. Auf eben dieses Aspekt zielt dann der Athlon 2 X2 265 ab, welcher dann weder L3 Cache noch freien Multiplikator hat, aber immerhin nur 76$ kosten soll.  Er wird also eben ein Tick langsamer sein als der  560 BE aber auch 30€ günstiger. Wo man wiederum überlegen sollte ob man nicht doch 80€ Zahlt und gleich einen schnelleren Qaud Core hat.   Wie man es zu drehen versucht, man mag nicht so richtig auf einem grünen Zweig mit den neuen High End Dual Cores kommen. So bleibt uns zum Schluss nur zu resümieren: Unter Dual Cores mag der neuen Phenom 2 X2 560 BE sicher eine neue Hausnummer darstellen. Volles Feature-Paket und ein sehr gutes Übertaktungs-Potential inklusive. Jedoch zu einem hohen Preis. Unter dem Aspekt der Leistung anderer Modelle aber für Gamer wie auch Normalnutzer kaum eine Alternative zu preisgünstigeren Quad Cores der Athlon 2 X4 Serie.