Need for Speed Most Wanted U ist ein Remake des gleichnamigen Spiels aus dem Jahr 2005. Ob Criterion mehr am Spiel getan hat als nur die Grafik durch eine moderne Engine aufzupolieren ist wohl genaus spannend wie die Frage, ob sich die Entscheidung der Entwickler, sich mit der Fertigstellung Zeit zu lassen, um das bestmögliche Spielerlebnis anbieten zu können, gelohnt hat. Need for Speed Most Wanted U ist seit dem 22.3.2013 erhältlich und in Deutschland ab 12 Jahren freigegeben.
NfS Most Wanted WiiU Cover (Bild © Electronic Arts)
Vorab geht aber noch ein herzliches Dankeschön an Electronic Arts für die problemlose Bereitstellung eines Testexemplars.
Die Steuerung ist bei Spielen eines der wichtigsten Kriterien. Wenn sich ein Spiel nicht gut steuern lässt verbraucht der Spieler zu viel Energie im Kampf mit dem Controller und kann sich weniger auf das eigentliche Spielgeschehen einlassen, was zu deutlich weniger Spielspaß führt.
Zunächst macht Need for Speed Most Wanted U alles richtig, die Entwickler haben Unterstützung für eine Vielzahl von Controllern eingebaut. Unterstützt werden neben dem obligatorischen Wii U GamePad auch der Wii U Pro Controller, die Wii Fernbedienung (mit Nunchuck), der Classic Controller pro und ein Headset.
Leider beginnt die Steuerung jedoch schnell zu enttäuschen. Auf Eingaben, sowohl per Analogstick als auch über die Lagesensoren des Game Pads, reagiert das Spiel mit einer deutlichen Verzögerung. Hier muss der Daumen erst mal nach unten zeigen. Hat man sich allerdings nach einiger Zeit an diese Verzögerung gewöhnt lässt sich damit recht gut zurechtkommen. Eine schnellere Reaktion, wie sie unter anderem die PC-Version des Spiels bietet, wäre aber für besonders präzise Fahrmanöver sehr zu begrüßen.
Die Grafik macht einen wirklich erstklassigen Eindruck. Hier hat es sich definitiv gelohnt dass sich die Entwickler bei Criterion Games Zeit lassen konnten und nicht von EA zu einem Release pünktlich zum Start der Konsole gedrängt wurden.
Die Autos sehen allesamt sehr gut aus und auch die Stadt und die angrenzenden Landschaften durch die man in Need for Speed Most Wanted U rast sind sehr ansehnlich. Besonders kommt dies zur Geltung wenn man einen hochauflösenden Fernseher verwendet oder das Display des Wii U GamePad voll ausleuchtet. Auf dem kleinen Bildschirm des GamePads und auf Fernsehern mit niedriger Auflösung kommt es manchmal jedoch vor, dass man andere Fahrzeuge oder kleine Hindernisse wie z.B. flache Mauern erst sehr spät, meistens heisst das zu spät, sieht und ihnen kaum noch ausweichen kann.
Auch der Sound macht eine gute Figur. Der Soundtrack ist zwar musikalisch – wie das eben im Leben so ist – Geschmackssache, unterstreicht aber das hohe Tempo und die reichlich vorhandene Action. Auch die Soundeffekte von Polizeisirenen, Funksprüchen oder Fahrmanövern unterstreichen den guten Eindruck, ohne jedoch allzu realistisch zu wirken. Auto- oder Realismuspedanten sollten hier beide Augen zudrücken, dann wird sicher jeder Spaß an der insgesamt stimmigen Atmosphäre von Need for Speed Most Wanted U haben.
Auch die, auf Konsolen oft kritische Performance ist sehr gut. Das Spiel läuft in unserem Test zu jeder Zeit vollkommen flüssig.
Die Kampagne von Need for Speed Most Wanted U hat, genau wie die Varianten für den PC und die anderen Konsolen, wenig Inhalt. Es ist das Ziel der sogenannte „Most Wanted“ zu werden, also der meistgesuchte Raser / Straßenrennfahrer / Verkehrsrowdy der Stadt. Weshalb man dieses Interesse hat oder was sich der Fahrer, in dessen Rolle der Spieler schlüpft, davon verspricht wird nicht beleuchtet. Hier wäre deutlich mehr Potenzial gewesen um dem Spiel mehr Tiefe, eine höhere Emotionalität und damit auch einen stärkere Fesselwirkung zu verleihen.
Sehr gut gefällt uns jedoch die Verwendung des Wii U GamePad. Ein Einzelspieler kann, wie es bei Wii U Spielen zum guten Ton gehört, auf den Fernseher verzichten und alleine mit dem GamePad spielen bzw. es als Bildschirm benutzen z.B. um lieber mit dem Wii U Pro Controller zu steuern. Das gerade verwendete Auto kann dabei wahlweise mit dem linken Analogstick des Wii U GamePad oder mit den Lagesensoren gesteuert werden, dabei bewegt man das GamePad in etwa so wie man es mit einem Lenkrad tun würde.
Die Tastenbelegung ist werksseitig sehr intuitiv eingestellt, Gas und Bremse werden über Schultertasten bedient, das Steuerkreuz bedient das Easydrive System mit dem man z.B. das nächste Rennevent auf der Karte markieren und sich dann vom integrierten Navigationscomputer an Ort und Stelle lotsen lassen kann.
Diverse Leistungssteigerungen wie Nitro oder andere Tuningoptionen werden natürlich, wie es in Need For Speed Spielen üblich ist, nach und nach freigeschaltet.
Offline unterstützt das Spiel maximal zwei Spieler.
Online treten bis zu sechs Spieler gegeneinander an. Die verschiedenen unterschiedlichen Renntypen sind dabei bereits von anderen Versionen des Spiels bestens bekannt und wurden originalgetreu übernommen. Nervig wird es allerdings wenn man am Treffpunkt darauf wartet, dass alle Spieler der Gruppe eintreffen und ein relativ sinnloses gegenseitiges Kaputtfahren der Autos einsetzt.
Hier geht es vielen scheinbar nicht darum, sich eine gute Ausgangsposition für den bevorstehenden Start des Rennens zu verschaffen sondern es zählen nur Zerstörung und die damit gewonnen Speedpoints.
Insgesamt machen die Onlinerennen aber sehr viel Spaß, kurzweilige und abwechslungsreiche Renntypen können durchaus einen trüben Frühlingsabend aufheitern. Dank der integrierten Unterstützung von Voicechat mittels des in das GamePad eingebauten Mikrofons sowie der Lautsprecher bzw. dem Support von Headsets kann man Freunden mit denen man Online spielt auch die eine oder andere verbale Nettigkeit an den Kopf werfen. Wer sich an derartigem Verhalten stört, dem sei geraten den Voicechat nicht zu aktivieren.
Die Performance des Onlinespiels ist mit der des Offlinespiels absolut vergleichbar, wir konnten keine Einbrüche bei den Frameraten und auch keine Sensibilität gegenüber schwachen Internetanschlüssen feststellen, wie sie z.B. bei Tekken Tag Tournament 2 deutlich zu spüren sind.
Need for Speed Most Wanted U ist nicht nur eine gelungene Portierung auf eine neue Konsole, es ist viel mehr. So enthält das Spiel als Teil der umfangreichen Unterstützung für das Wii U GamePad auch einen Wii U exklusiven Spielmodus: Den Beifahrer-Modus. Hierbei steuert ein Spieler das Auto über einen Wii U Pro Controller oder einen anderen unterstützten Controllertyp, mit Ausnahme des GamePads. Das GamePad wird in diesem Spielmodus dem zweiten Spieler anvertraut. Der Beifahrer kann aktiv in das Spielgeschehen eingreifen und dabei viel mehr beisteuern als nur Navigationsansagen basierend auf der Echtzeitkarte zu äußern. Der Beifahrer hat z.B. die Möglichkeit Polizeiwagen, die mal wieder die gemütliche Vollgas-Spazierfahrt stören wollen, abzulenken oder die Uhrzeit in der Spielwelt zu beeinflussen. Besonders spannend wird es, wenn der Beifahrer, live während eines Rennens, die Leistung des Wagens optimiert und damit die Chancen auf den Sieg erhöht.
Im Gegensatz zu Standardeditionen für den PC oder andere Konsolen enthält Need for Speed Most Wanted U das Ultimate Speed Pack. Diese Erweiterung beschert dem geneigten Vollgaspiloten fünf neue Boliden, 25 zusätzliche Challenges und nicht weniger als 70 weitere Meilensteine die es zu nutzen, zu absolvieren und zu erreichen gilt.
Mit Need for Speed Most Wanted U legen EA und Criterion Games eine Adaption eines erfolgreichen Spiels vor, die definitiv als „gelungen“ zu bezeichnen ist. Das Spiel richtet sich, hinsichtlich Steuerung, Soundkulisse und Fahrphysik, ganz klar an Fans von Arcade-Rennspielen und ist keinesfalls als realistische Fahrsimulation zu betrachten.
Die Grafik macht einen äußerst gelungenen Eindruck, vermutlich gehört Need for Speed Most Wanted U bisher zu den am besten aussehenden Spielen für die aktuelle Nintendo Konsole. Stellt man einen Vergleich zu Spielen her, die, wie Zombi U von Ubisoft, schon zum Start der Konsole verfügbar waren so bemerkt man doch einen deutlichen Unterschied. Die Wii U Variante muss sich definitiv nicht vor den Kollegen für die PlayStation 3 oder gar die Xbox 360 verstecken.
Kleine Schwächen wie z.B. die leichte Eingabeverzögerung oder die nicht vorhandene Emotionalität und Tiefe senken den Spielspaß aber leider trotz guter Optik spürbar. Einen hohen Wiederspielwert hat Need for speed Most Wanted U daher wohl nur für Fans von arcadelastigen Rennspielen und Enthusiasten, die gerne alle Inhalte eines Spiels inklusive der Challenges ausreizen möchten. Genau für diese Zielgruppe, Arcadefans, Achievementsammler und Gelegenheitsrennfahrer ist Need for Speed Most Wanted U jedoch voll zu empfehlen.
Die Stärken von Need For Speed Most Wanted U:
- Beeindruckende Grafik
- Gelungene Soundkulisse
- Einfache und unkomplizierte Rennaction
Die größten Schwächen von Need For Speed Most Wanted U:
- Spürbare Eingabeverzögerung
- Fehlende Handlung und Tiefe
- Geringer Wiederspielfaktor
Insgesamt erhält Need for Speed Most Wanted U von uns die folgende Bewertung:
NfS Most Wanted WiiU Award (Bild © PCMasters.de)