Vorwort   Als damals das Release des kommenden High-End-Grafikchips von NVIDIA immer näher rückte, tauchten ab und zu angebliche erste Bilder dieser Karte auf. Damals war natürlich noch unklar, ob die gezeigten Bilder tatsächlich der finalen Version der Karte entsprechen. Vorgefunden hat man einen monströsen Kühler, dessen Aufbau einer schon älteren GeForce 6800 Ultra ähnelte. Das Sahnehäubchen stellten 2 PCI-Express-Stromanschlüsse und ein sehr langes PCB dar.     Am Mittwoch, den 8. November 2006, enthüllte der kalifornische Grafikkartenspezialist NVIDIA alle bisherigen Geheimnisse über die neue 8er-Generation. Und das obwohl Microsoft Windows Vista und damit auch DirectX10 noch auf sich warten ließen. Den Anfang machten dabei im High-End Segment die GeForce 8800 GTX und die GeForce 8800 GTS.
Die technischen Daten und Features, auf die wir im Folgenden genauer eingehen werden, mögen wohl jeden PC-Enthusiasten begeistern. Aber wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Die gebotene Leistung in Form einer GeForce 8800 GTX verlangt nach Strom, viel Strom. Zirka 140 Watt elektrische Leistung unter "Worst-Case-Bedingungen" wollen über zwei separat mit dem Netzteil verbundene PCI-Express-Stromanschlusskabel bereitgestellt werden.

Geforce 8800GTX - 2 x PCI-E Anschlüsse
Geforce 8800GTS - 1 x PCI-E Anschlüsse

  HPM-Computer, Gainward und MEC Electronics konnten uns freundlicherweise ein Testmuster zur Verfügung stellen, so dass wir die GeForce 8800 GTX und GeForce 8800 GTS etwas genauer unter die Lupe nehmen werden, um uns ein eigenes, unabhängiges Urteil zu bilden.   Technische Daten   Verschaffen wir uns erstmal mit der nachfolgenden Tabelle einen Überblick über die Spezifikationen der GeForce 8800 GTX und 8800 GTS im Vergleich zu anderen aktuellen Grafikkarten:  

NVIDIA GeForce 8800 im Vergleich

Ausstattung

Radeon X1950 XTX

GeForce 7900 GTX

GeForce 8800 GTS

GeForce 8800 GTX

Codename

R580+

G71

G80

G80

Fertigungsprozess

90 nm

90 nm

90 nm

90 nm

Transistoren

ca. 384 Mio.

ca. 278 Mio.

ca. 681 Mio.

ca. 681 Mio.

Texture Units

16

24

96 Stream-

Prozessoren

128 Stream-

Prozessoren

Pixel Shader

48

48

Vertex Shader

8

8

Shader Model/DirectX

3.0/9.0c

3.0/9.0c

4.0/10

4.0/10

Chiptakt

650 MHz 650 MHz

513 MHz

576 MHz

Speichertakt

1000 MHz

800 MHz

792/810 MHz

900 MHz

Speicherinterface

256 bit

256 bit

320 bit

384 bit

Speicher

512 MB GDDR4

512 MB GDDR3

640/320 MB GDDR3

768 MB GDDR3

RAMDAC

400 MHz

400 MHz

400 MHz

400 MHz

Speicherbandbreite

64 GB/s

51,2 GB/s

64 GB/s

86,4 GB/s

ROPs

16

16

20 24

Interface

PCIe

PCIe

PCIe

PCIe

  Da NVIDIA keine eigene Fabrik besitzt, werden die 681 Mio. Transistoren schweren GeForce 8800-Grafikprozessoren im 90-nm-Verfahren bei TSMC gefertigt. Sie unterstützen Microsofts DirectX 10 sowie Shader Model 4.0 in vollem Umfang. Weiterhin sind sie kompatibel mit PureVideo-HD und unterstützen HDCP (High-Bandwidth Digital Content Protection). Neu ist auch die vielzitierte und komplett in Hardware gegossene Unified-Shader-Architektur, die unabhängig alle Arten von Rechenoperationen wie Vertex-, Pixel- und Geometrieanweisungen durchführen kann.   Der Shader-Core besteht bei der GeForce 8800 GTX aus 128 Stream-Prozessoren mit je 1,35 GHz. Ausgestattet ist die Karte mit 768 MByte GDDR3 Hochleistungsspeicher, der mit realen 900 MHz (1,8 GHz effektiv) taktet und über ein 384-Bit breites Speicherinterface angebunden ist. NVIDIA setzt also nicht auf modernen GDDR4-RAM, sondern belässt es bei kostengünstigeren GDDR3-Bausteinen, obwohl der G80 bereits auf die Unterstützung von GDDR4 Speicher ausgelegt ist. Traditionell könnte man aber vermuten, dass der Refreshchip des G80 GDDR4-RAM verwenden wird. Hieraus ergibt sich eine theoretische Speicherbandbreite von 86,4 GB/s. Der Vorgänger GeForce 7900 GTX muss sich mit einer Datentransferrate von 51,2 GB/s begnügen.   Die Einstiegsvariante mit dem Kürzel GTS kommt mit insgesamt 96 Shader-Einheiten daher, die mit 1,188 GHz getaktet sind. Diese können auf 640/320 MByte GDDR3 Grafikspeicher  zurückgreifen, der mit 792 oder 810 MHz, je nach dem aufgespieltem BIOS, taktet und über ein 320-Bit breites Speicherinterface angebunden ist. Daraus resultiert sich eine theoretische Speicherbandbreite von 64 GB/s, wodurch ein Gleichstand mit der ATI Radeon X1950 XTX herrscht.

Die Highspeed-Boliden im Detail   Das PCB der 8800 GTX ist stolze 27 cm lang, weshalb die Karte nicht in jedes Gehäuse passt. Es wird Probleme geben, wenn der Festplattenkäfig direkt hinter der Grafikkarte sitzt. Die Platine der 8800 GTS misst "nur" 23 cm und sollte dementsprechend problemlos in jedes Gehäuse passen. Während die 8800 GTX gleich zwei 6-polige Stromanschlüsse besitzt, benötigt die 8800 GTS - wie bei jeder aktuellen High-End-Grafikkarte - nur einen zusätzlichen PCI-Express-Stromanschluss.  

Sparkle Geforce 8800GTX

Sparkle Geforce 8800GTX


Gainward Geforce 8800GTS


Gainward Geforce 8800GTS

MSI Geforce 8800GTS

MSI Geforce 8800GTS

    NVIDIA verspricht sich mit dem Referenzkühler ein angehm sanftes Betriebgeräusch. Der Kühler benötigt zwei Steckplätze, wobei der Lüfter die warme Luft aus dem Gehäuse herausbläst, so dass das Gehäuseinnere nicht unnötig aufgeheizt wird. An der Verarbeitung des Kühlers gibt es nichts auszusetzen, das gesamte Kühlsystem ist gut verarbeitet und wurde ordentlich montiert.   Testkonfiguration u. Benchmarks
  Als Testsystem kommt das ASUS-Mainboard P5B Deluxe zum Einsatz. Bestückt ist das Board mit einem Core 2 Duo E6300 Prozessor von Intel und mit 2 x 1024 MByte DDR2-Speichermodulen der Firma Corsair. Um den Prozessor halbwegs als limitierenden Faktor auszuschließen, haben wir diesen auf stabile 2800 MHz übertaktet. Mit Strom versorgt wurde die gesamte Hardware von einem Enermax Liberty 400W. Als Betriebssystem diente Microsofts Windows XP mit Service Pack 2 und DirectX 9.0c, inklusive aller aktuellen Security Patches.   NVIDIAs ForceWare in der Version 97.02 und ATIs Catalyst® 6.11 Display Driver kamen als Grafiktreiber zum Einsatz.       Sogar im alten, stark prozessorlastigen 3DMark01 SE kann der G80 noch einiges an Punkten rausholen.     Auch in diesem Benchmark zieht der G80 allen Mitstreitern souverän davon.       Im 3DMark05 sowie 3DMark06 kann der G80 seine Stärke endlich ausspielen und sich deutlich vom Rest absetzen.         Nicht nur in synthetischen Benchmarks, auch in Games kann der G80 überzeugen.   Fazit   Rückblickend gab es bei NVIDIAs Grafikprozessoren nicht wirklich viel Neues und Innovatives zu berichten. Die bisherigen Features wurden verfeinert bzw. aufgebohrt, jedoch gab es keinen außerordentlichen und erfolgreichen Sprung in der Performance. Doch nun hat sich das Blatt gewendet. Die GeForce 8800 Serie stellt ohne Übertreibung die derzeit schnellste Grafiklösung am Markt dar. Besonders anzumerken ist die Grafikqualität und die brachiale Geschwindigkeit der Grafikkarten, die jedes Gamer-Herz höher schlagen lassen dürften. Der wesentliche Kritikpunkt ist auf jeden Fall der hohe Stromverbrauch. NVIDIA empfiehlt für die GeForce 8800 GTX ein Netzteil mit mindestens 450W (30A auf +12V-Schiene) und für die GeForce 8800 GTS ein Netzteil mit mindestens 400W (26A auf +12V-Schiene). Ob nun die Länge von bis zu 27 cm ein Nachteil darstellt, ist gehäuseabhängig, weshalb wir nicht weiter darauf eingehen möchten.   Bleibt jetzt abzuwarten, was ATI beziehungsweise AMD diesem neuen Grafikmonster von NVIDIA entgegensetzen kann - Genug Zeit hatten sie ja.