AMD hat es sich ein anderen Ziel gesetzt, als NVIDIAs Speerspitze anzugreifen. Der Hersteller geht stattdessen den stärksten Markt mit der Preisspanne zwischen 200 und 300€ an und versuchte so die Marktanteile an sich zu reißen. Was die Karten nun tatsächlich drauf haben, wollten wir in unserem Test aufweisen.

Zunächst ein Überblick über die technischen Daten der beiden Grafikkarten:

Grafikkarte
PowerColor RX 470 Red Devil
PowerColor RX 480 Red Devil
Homepage
PowerColor.com
Preis
(Quelle: Geizhals.de)
ca. 213 €
ca. 280 €
Chip
Polaris 10
Chiptakt
926 MHz (Boost: 1270 MHz)
1266 MHz (Boost: 1330 MHz)
Fertigung
14 nm
Speichertakt
1750 MHz
Speichergröße
4 GB
8 GB
Speicherinterface
256 bit
Speicherbandbreite
224 GB/s
256 GB/s
Transistoren
5,7 Mrd.
Unterstützte DirectX Version
12
Shadereinheiten
2048
2304
ROPs
32
Pixelfüllrate
38,6 GPixel/s
40,35 GPixel/s
SLI / CrossFire
CrossFire

Auf dem Papier scheint der Unterschied zwischen unseren beiden Testkandidaten nicht sonderlich groß zu sein. Lediglich die Speicherkapazität und die Taktfrequenz sowie die daraus resultierenden Werte scheinen das Topmodell zu begünstigen. Ob diese technischen Daten den höheren Preis durch höhere Leistung auch rechtfertigen können, werden wir in unserem Test herausfinden.

Bevor wir uns dem Leistungscheck widmen, hier ein paar optische Eindrücke der beiden Grafikkarten:

Die PowerColor RX 470 Red Devi ist eine mittelgroße Grafikkarte mit zwei geregelten Lüftern zur ruhigen und effektiven Kühlung:

PowerColor RX470 Red DevilPowerColor RX470 Red Devil (Bild © PCMasters.de)

Die Stromversorgung der Grafikkarte erfolgt über einen 8-Pin-Anschluss in der Ecke des Boards:

PowerColor RX470 Red DevilPowerColor RX470 Red Devil (Bild © PCMasters.de)

Insgesamt stehen neben einem DVI- und einem HDMI-Anschluss auch drei Display-Port-Anschlüsse zur Verfügung:

PowerColor RX470 Red DevilPowerColor RX470 Red Devil (Bild © PCMasters.de)

Deutlich wuchtiger kommt die RX 480 Red Devil aus dem Karton, ein größerer Kühlkörper und drei geregelte Lüfter deuten auf mehr Power hin:

PowerColor RX480 Red DevilPowerColor RX480 Red Devil (Bild © PCMasters.de)

Auch die RX 480 wird durch einen 8-Pin-Stecker mit der nötigen Energie versorgt:

PowerColor RX480 Red DevilPowerColor RX480 Red Devil (Bild © PCMasters.de)

Eine positive Überraschung: Die RX 480 wird mit Kontaktschonern für alle Ausgänge sowie den PCI-Express Anschluss ausgeliefert.

PowerColor RX480 Red DevilPowerColor RX480 Red Devil (Bild © PCMasters.de)

Im Vergleich wird noch einmal der beachtliche Größenunterschied zwischen den beiden Karten und ihren Kühlkonstruktionen deutlich, der sich übrigens auch beim Gewicht bemerkbar macht:

PowerColor RX470 Red Devil / RX480 Red Devil VergleichPowerColor RX470 Red Devil / RX480 Red Devil Vergleich (Bild © PCMasters.de)

Wir haben beide Grafikkarten in einem identischen Testsystem getestet. Nachfolgend die technischen Daten unseres Testsystems:

  • Intel Core i5-2500K übertaktet auf 4,0 GHz
  • Mainboard Asus Maximus IV Gene-Z
  • 2x 4 GB G-Skill DDR3 800 MHz
  • Samsung 750 Evo 250 GB
  • Seagate ST3000DM001-9YN16
  • Scythe Kamariki 4 450W Plug-In
  • BenQ G2420HDBL 1920x1080 Pixel

Zusätzlich haben wir die beiden Grafikkarten mit folgenden Modellen verglichen:

Zu einem Vergleichstest von Grafikkarten gehören selbstverständlich auch synthetische Benchmarks. Diese sind deutlich besser reproduzierbar als gemessene Performance in Games, im Gegenzug aber nur bedingt repräsentativ für die tatsächliche Spieleleistung der Hardware. Um die verschiedenen Karten miteinander zu vergleichen und die Leistung der aktuellen Modelle zu beurteilen, haben wir neben dem obligatorischen 3DMark 11 von Futuremark auch den anspruchsvollen Unigine Valley Benchmark durchgeführt.

3DMark Screenshots3DMark Screenshots (Bild © Futuremark)

Bei 3DMark 11 haben wir uns für die Tests Timespy, Firstrike (in den Presets „Ultra“, „Extreme“ und im Standardsetting) und Cloud Gate in der jeweiligen Voreinstellung entschieden. Unigine Valley lief im Setting „Extreme HD“, das bedeutet DirectX 11, Qualität auf UItra, 8xAA und FullHD Auflösung.

Grafikkarte HD 6970 HD 7790 Turbo Duo Radeon R9 380x PCS+ RX 470 RX 480
3DMark 11 Timespy - 341 2938 3505 3857
3DMark 11 Firestrike "Ultra" - 220 2113 2629 2760
3DMark 11 Firestrike "Extreme" - 685 3934 4812 5240
3DMark 11 Firestrike Standard 3430 3689 7756 9321 9947
3DMark 11 Cloud Gate 14677 13654 14573 17957 18090
Unigine Valley Punkte 1174 779 1681 2029 2246
Unigine Valley FPS
(Min. / Max. / Durchschnitt)
15,2 / 52,1 / 28,1 8,6 / 36,8 / 18,6 22,3 / 76,3 / 40,2 18,9 / 93,4 / 48,5 13,9 / 104 / 53,7

In den anspruchsvolleren Tests zeigt sich, dass sich die RX 470 und RX 480 Modelle deutlich von den älteren Karten abheben können, der Unterschied wird geringer je weiter der Anspruch des Tests herunter gesetzt wird. Während die RX 480 und RX 470 im Timespy-Test etwa 20 bzw. 30 Prozent mehr Punkte erhalten als die 380x, liegt der Unterschied bei Cloud Gate bei gerade mal 22 bzw. 23 Prozent gegenüber der HD 6970.

Dieses Ergebnis stellt keine Überraschung dar, denn der Fokus bei neuer Hardware liegt immer auch darauf, neue Anwendungen und Aufgaben zu lösen, da alte Software in der Regel auch von älterer Hardware gut ausgeführt wird.

Die für viele Anwender entscheidende Frage ist, wie sich neue Grafikarten beim Gaming schlagen. Wir haben uns diese Frage natürlich ebenfalls gestellt und folgende Spiele bzw. Spielebenchmarks getestet:

  • Resident Evil 6 (Benchmark kostenlos via Steam verfügbar)
  • Batman Arkham Knight (Benchmark im Spiel enthalten)
  • Crysis 3: Wir haben die erste echte Mission gespielt, von Prophets Ankunft im Dschungel in New York bis zur Zerstörung des Alienturms. Hier gibt es praktisch keine Interaktion mit Gegnern und man kann das Spielverhalten glaubhaft wiederholen. Es wurden die maximalen Grafikeinstellungen gewählt.
  • Battlefield 4: Wir haben die Mission „Suez“ in der Grafikeinstellung „Ultra“ gespielt, hier gibt es zahlreiche Effekte und eine große Anzahl an Partikeln und KI-Gegnern. Das Verhalten auf der beengten Map ist gut reproduzierbar.
  • Battlefield 1: Wir haben die Misson „Übertrieben“ (erster Akt der Geschichte „Durch Morast und Blut“) gespielt bis die Windmühle erobert war. Das Spielverhalten lässt sich gut reproduzieren und zahlreiche KI-gesteuerte Einheiten sorgen zusammen mit diversen Explosionen, Rauch und Partikel-Effekten für reichlich Rechenaufwand. Es wurde mit den Grafiksettings „Hoch“ und „Ultra“ getestet.
  • Steam VR Performance Test (Kostenlos via Steam verfügbar. Benchmark zur Überprüfung der Leistung in Virtual Reality Anwendungen).

Alle Tests wurden, soweit sich die Auflösung einstellen lässt, mit 1920 x 1080 Pixeln und deaktiviertem Vsync durchgeführt.

Grafikkarte HD 6970 HD 7790 Turbo Duo Radeon R9 380x PCS+ RX 470 RX 480
Resident Evil 6 FPS
(Min. / Max. / Durchschnitt)
6848 5713 10818 13043 14403
Batman Arkham Knight FPS
(Min. / Max. / Durchschnitt)
11 / 80 / 49 10 / 77 / 53 12 / 177 / 100 10 / 215 / 118 11 / 236 / 128
Crysis 3 FPS
(Min. / Max. / Durchschnitt)
9 / 31 / 19 3 / 8 / 5 17 / 62 / 31 20 / 42 / 35 29 / 44 / 37

Crysis 3 Benchmarkszene Crysis 3 Benchmarkszene (Bild © PCMasters)

Bereits bei den ersten Spiele Benchmarks bestätigt sich der Grundsatz, dass neuere Hardware primär bei neuerer und anspruchsvollerer Software punktet. Während die HD 6970 beim vergleichsweise alten Benchmark zu Resident Evil 6 noch gut mithalten kann, gerät sie, gemeinsam mit der HD 7790 bereits bei Batman Arkham Knight in größeren Rückstand. Bei Crysis 3 zeigt sich der Vorsprung der neueren Modelle deutlich. Die Werte die mit den beiden ältesten Modellen erreicht wurden, machen das Spiel in schlicht unspielbar.

Grafikkarte HD 6970 HD 7790 Turbo Duo Radeon R9 380x PCS+ RX 470 RX 480
Battlefield 4 FPS
(Min. / Max. / Durchschnitt)
18 / 61 / 27 12 / 58 / 23 39 / 139 / 61 29 / 161 / 75 53 / 184 / 92
Battlefield 1 FPS "Hoch"
(Min. / Max. / Durchschnitt)
- 27 / 50 / 32 62 / 84 / 70 72 / 105 / 89 78 / 107 / 95
Battlefield 1 FPS "Ultra"
(Min. / Max. / Durchschnitt)
- 22 / 41 / 28 56 / 83 / 66 70 / 108 / 82 75 / 114 / 85

Battlefield 1 Screenshot Battlefield 1 Screenshot (Bild © )In Battlefield 4 gibt sich keine Grafikkarte eine Blöße, die RX 470 und RX 480 dominieren aber letztlich deutlich das Feld. Battlefield 1 ist das neueste und Anspruchsvollste Spiel in unserem Testparcours. Hier spielen die RX 470 und RX 480 ihre volle Power aus. Mit der teilweise dreifachen Leistung gegenüber der HD 7790 und immerhin rund 30% mehr gegenüber der R9 380x können die aktuellen Grafikkarten punkten.

Grafikkarte HD 6970 HD 7790 Turbo Duo Radeon R9 380x PCS+ RX 470 RX 480
Steam VR Performance Test
Erreichte Frames
5934 4807 8413 8754 8836
Steam VR Performance Test
Frames langsamer als 90 FPS
5934 4807 0 0 0
Steam VR Performance Test
Erreichte VR Qualität (maximal 10,0)
0 0 5,0 6,3 7,0

Im Steam VR Performance Test geht es nicht mehr nur um die Berechnung eines Bildes sondern um die gleichzeitige Berechnung zweier fast, aber eben nur fast, identischer Bilder. Zusätzlich müssen komplexe Physikberechnungen durchgeführt werden. Allerdings werden in diesem Ergebnis, dass darauf hindeutet dass man für VR-Spiele auf jeden Fall zu einer modernen Grafikkarte greifen sollte, alle Karten durch die CPU ausgebremst. Vergleiche mit ähnlichen Systemen bei stärkerer CPU bestätigen dies. Unter dem sprichwörtlichen Strich gewinnen die RX 470 und RX 480 alle Spiele-Benchmarks.

Alle Messungen der GPU-Temperaturen wurden bei einer Raumtemperatur von etwa 18° C durchgeführt. Für den Idle-Betrieb haben wir lediglich den Desktop von Windows anzeigen lassen. Angeschlossen war ein Bildschirm mit Full HD Auflösung. Für den möglichst hohen Belastungs-Zustand haben wir den Furmark Burn-In-Test insgesamt etwa 30 Minuten laufen lassen und die maximale GPU-Temperatur gemessen.

Grafikkarte HD 6970 HD 7790 Turbo Duo Radeon R9 380x PCS+ RX 470 RX 480
Idle 50 °C 33 °C 31 °C 45 °C 42 °C
Vollast 102 °C 70 °C 68 °C 80 °C 86 °C

Hier scheint das verbesserte Kühlkonzept moderner Grafikkarten zum Tragen zu kommen. Während die RX-Modelle die beste Leistung bringen, liegen sie hinsichtlich ihrer Temperaturen im Mittelfeld. Um den Stromverbrauch zu beurteilen haben wir den Stromverbrauch des gesamten Systems im oben beschriebenen Idle-Betrieb gemessen, sowie den jeweiligen Spitzen-Wert aus unserem gesamten Test-Parcours (inklusive Furmark).

Grafikkarte HD 6970 HD 7790 Turbo Duo Radeon R9 380x PCS+ RX 470 RX 480
Idle 105 Watt 100 Watt 100 Watt 104 Watt 113 Watt
Vollast 320 Watt 188 Watt 347 Watt 280 Watt 343 Watt

Wie erwartet, verbrauchen die modernen Grafikkarten, insbesondere im Verhältnis zur jeweils erbrachten Performance, deutlich weniger Strom. Hier fällt gerade die RX 470 positiv auf, die mit jederzeit einwandfreier Performance in Spielen und Benchmarks dennoch den zweitkleinsten Stromverbrauch aufweist. Die RX 480 strapaziert das Netzteil deutlich mehr, bietet aber auch die beste Performance aller getesteten Grafikkarten.

Hinsichtlich der Lautstärke ist es so, dass keine der Grafikkarten störend auffällt. Aus der gesamten Geräuschkulisse des Systems sind, unter hoher oder langanhaltender Belastung, lediglich die HD 6970 und die RX 480 deutlich bzw. die RX 470 bei gezieltem horchen herauszuhören. Unangenehm sind die Geräusche allerdings auch in diesen Fällen nicht.

PowerColor RX470 Award Preis Leistung PowerColor RX470 Award Preis Leistung (Bild © PCMasters.de)In unserem Testparcours haben sich die PowerColor RX 470 Red Devil und die PowerColor RX 480 Red Devil gut geschlagen. Sie haben alle anderen von uns getesteten Grafikkarten hinsichtlich der Performance überboten und dabei ein ausgewogenes Verhältnis aus reiner Leistung, erzeugter Abwärme und Energieverbrauch.

Wer nicht zwingend in besonders hohen Auflösungen oder Ultra-Settings spielen will, der dürfte mit der RX 470 durchaus glücklich werden. Sie weist einen geringen Stromverbrauch auf und wird auch nicht besonders warm, gleichzeitig erzielt sie jedoch erstklassige Performance in aktuellen und älteren Spielen. Gepaart mit einer stärkeren CPU verspricht sie anhaltenden Spielspaß.

PowerColor RX480 Award 93% PowerColor RX480 Award 93% (Bild © PCMasters.de)

Die Power Color RX 470 Red Devil ist aktuell für ca. 213€ erhältlich. Für das hervorragende Verhältnis aus Preis und Leistung erhält diese Grafikkarte von uns eine Preis-Leistungs-Empfehlung!

Wer mehr Performance sucht, sollte sich die stärkere Power Color RX 480 Red Devil, die derzeit für rund 280€ erhältlich ist, auf jeden Fall näher ansehen. Sie bietet beeindruckende Leistung bei hohem aber nicht überzogenem Stromverbrauch. Durch das von PowerColor modifizierte Kühlkonzept mit insgesamt 3 gut geregelten Lüftern bleibt die Karte auch angenehm kühl ohne dass die drei Lüfter zu laut werden. Die PowerColor RX 480 Red Devil bewegt sich somit im traditionellen Oberklasse-Segment und verspricht ihren Anwendern auch eine gewisse Portion Zukunftssicherheit für einen Preis der deutlich unterhalb der symbolischen 300€ Marke liegt.

Wir können, je nach Budget und Anforderungen an die Grafikeinstellungen beide Grafikkarten nur empfehlen!