Einleitung
In Deutschland ist der Dienst Shadow erst seit August 2018 verfügbar, doch im Herkunftsland Frankreich arbeitet der Entwickler bereits seit 2015 daran und veröffentlichte mit der Shadow Box auch schon eine Hardware-Komponente, um den virtuellen Rechner am Fernseher auch ohne heimischen PC nutzen zu können. Seit Kurzem ist dessen Nachfolger "Shadow Ghost" auch bei uns bestellbar.
An dieser Stelle möchten wir uns bei Blade für die Bereitstellung eines Testgeräts samt Shadow-Konto bedanken.
Shadow Ghost (Bild © PCMasters.de)
Den Dienst "Shadow" haben wir bereits für euch getestet. Doch wie gut schlägt sich der Thin-Client im Alltagstest? Kann er eine Alternative zu einen normalen PC sein? Zuerst werfen wir einen Blick auf die technischen Daten der Box:
- HDMI 2.0, 4K UHD Wiedergabe bei 60Hz / 1080p Wiedergabe 144Hz
- WLAN 802.11a/b/g/n/ac Dual Band
- Bluetooth 4.1
- Gigabit-Ethernet
- Je zwei USB 3.0 und USB 2.0 Anschlüsse
- 3,5mm Mikrofon / Audio Kombo-Anschluss
Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe von Shadow Ghost wurde der Stromverbrauch mit 5 Watt angegeben. Der Verbrauch schwankt natürlich je nach Art und Anzahl der angeschlossenen Geräte. Mit einem Setup aus USB-Maus und -Tastatur haben wir zwischen 4W und 4,5W Leistungsaufnahme gemessen. Das Netzteil ist laut Aufdruck fähig, bis zu 36W zu liefern. Für Shadow Ghost samt USB-Peripherie ist dies mehr als ausreichend.
Shadow Ghost kann für 119,95€ bestellt werden. Eine Mietoption, wie es sie für den Vorgänger in Frankreich gab, ist für Shadow Ghost nicht verfügbar. Dies ist allerdings nur der Preis für die Box. Zusätzlich wird ein aktives Abonnement des Shadow Dienstes benötigt (ab 29,95€ im Monat)
Shadow Ghost (Bild © PCMasters.de)
Der Lieferumfang der Box besteht aus :
- Shadow Ghost Thin-Client
- HDMI 2.0 Anschlusskabel
- Ein modulares Netzteil mit verschiedenen Steckern für alle Standards
- Eine Dankeskarte des Blade-Teams
Bevor wir nun in den eigentlichen Test einsteigen, stellen wir euch unsere Testbedingungen vor:
- FullHD-Bildschirm (1920x1080 bei 60Hz)
- Internetverbindung mit 450Mbit/s Down- und 20Mbit/s Upload
- 2,4Ghz und 5Ghz Wlan einer Fritz!box 6490 Cable
- Gbit-Netzwerkverbindung zum Router
Erster Eindruck und Einrichtung
Das Design ist futuristisch geschwungen und in Schwarz/Weis gehalten. Im Betrieb leuchtet eine hellrote LED an der Unterseite. Der Anschluss an den Bildschirm oder Fernseher entspricht dem einer Konsole oder eines TV-Recievers: HDMI-Kabel genügt. Zur Bedienung werden eine Maus und eine Tastatur benötigt, dies zeigt das Gerät auch beim Start ohne Peripherie an.
Eine Kombination aus Trackpad und Tastatur (in unserem Fall eine Logitech K400+) wurde erst nach einem Neustart des Geräts als solche erkannt. Vorher musste eine separate Tastatur angeschlossen werden, um fortfahren zu dürfen - obwohl im darauf folgenden Einrichtungsbildschirm sowohl Trackpad als auch Tastatur funktionierten.
Da unsere Internetverbindung mehr als ausreichende Datenraten zur Verfügung stellt, haben wir uns für die höchstmögliche Bandbreite (70MBit/s) entschieden und uns mit unserem Account eingeloggt. Das Erlebnis war vorerst gemischt. Der normale Desktop und das Surfen im Internet funktionierten sehr gut, doch klang der Ton bei Videos sehr verzerrt und das Bild ruckelte. Zwischenzeitlich fror das komplette Bild ein. An Gaming ist so nicht zu denken.
Hier lag das Problem am 2,4 Ghz WLan, vor dem Nutzer der Software-Variante von Shadow gewarnt werden. Ein 2,4 Ghz WLan-Netz hat zwar eine höhere Reichweite und Objektdurchdringung, bietet aber nicht die notwendigen Datenraten für die höchste Bandbreiten-Einstellung. Ein Wechsel auf unser 5 Ghz WLan brachte leichte Besserung. Videos hatten nun einen guten Klang und nur noch kleine Ruckler in der Bildübertragung. Spielen ist nun auch möglich, jedoch ist eine Verzögerung bei schnelleren Spielen merkbar bis störend.
Für ein ideales Erlebnis gilt hier ebenso wie an einem Rechner, dass eine kabelgebundene Internetanbindung sehr zu empfehlen ist. Über den verkabelten Netzwerkanschluss reduzierte sich die Verzögerung auf ein Minimum, sodass ein Gefühl wie am heimischen PC entstand.
Dies hielt an, bis wir versuchten den inzwischen leicht betagten Controller Xbox 360 mit USB-Anschluss zu benutzen. Dieser wurde erst nach einem Neustart des virtuellen Shadow PCs wie auch des Shadow Ghost erkannt, funktionierte dann aber wie gewünscht. Auch weitere Controller brauchten jeweils einen Neustart beider Komponenten um richtig zu funktionieren.
Shadow Ghost in der Praxis
Shadow Ghost (Bild © PCMasters.de)
Wir haben uns bei unserem Test auf die drei wichtigsten Nutzungsarten für klassische Heim-PCs konzentriert: Gaming, Medienwiedergabe und Office-Tätigkeiten.
Gaming: Vordergründig auf das Gaming ausgelegt funktioniert Shadow mit der passenden Internetanbindung sehr gut. Die pure Performance entspricht den Werten aus unserem Test des Shadow-PCs. Eine Eingabe-Verzögerung ist kaum merkbar und übliche Gaming-Mäuse und -Tastaturen werden gut unterstützt. Herstellerspezifische Treiber erkennen die Geräte, Sonderfunktionen wie Makros und Beleuchtungsschemata werden durchgeleitet und können wie gewohnt genutzt werden. Ein USB Headset ist ebenfalls problemlos nutzbar, es ist allerdings zu bemerken, dass unser Razer Kraken USB nur an einem der USB 3.0 Anschlüsse erkannt wurde. Mit Maus, Tastatur, Controller und Headset sind dann auch alle USB-Anschlüsse des Shadow Ghosts voll ausgelastet. Für Headsets mit Klinkenanschlüssen wären zwei getrennte 3,5mm-Buchsen wünschenswert gewesen, es ist lediglich ein Combo-Anschluss, wie man ihn vom Smartphone kennt, verbaut. Wer mehr USB-Geräte nutzten will muss auf einen Hub mit entsprechenden Leistungsverlusten zurückgreifen.
Teamspeak und Discord funktionierten sehr gut, die Übertragung hatte keine auffallend höhere Verzögerung als bei der nutzung auf einem normalen PC.
Medienwiedergabe: Als Player für Streaming-Plattformen wie Netflix, Twitch oder Youtube funktioniert Shadow Ghost unproblematisch. Wer allerdings Medien vom USB Stick oder einer angeschlossenen Digitalkamera ansehen oder gar bearbeiten möchte, sollte etwas Zeit einplanen. Technisch bedingt müssen diese Daten nämlich durch den Upload des eigenen Internetanschlusses zuerst an den virtuellen Shadow-PC gesendet werden, was ein ziemliches Nadelöhr bei den meisten deutschen Internetanbindungen darstellt. Ein einfaches Bild mit etwa acht Megabyte würde bei einem 5Mbit/s Upload etwa 12 Sekunden zur Übertragung brauchen. Ein Zugriff auf im Netzwerk gespeicherte Medien ist nicht ohne Umwege über ein VPN möglich.
Office-Tätigkeiten: Texte und Tabellen lassen sich wie gewohnt bearbeiten, wenn auf dem Shadow-PC die nötige Software installiert ist. Der Text dieses Tests wurde beispielsweise komplett über Shadow Ghost auf dem Shadow-PC geschrieben. Sind Bilder einmal hochgeladen, lassen sich auch Diese bearbeiten. Gleiches gilt für Videobearbeitung, sobald das Material hochgeladen ist lässt es sich gut und mit zufriedenstellender Leistung bearbeiten.
Fazit
Shadow Ghost Award (Bild © PCMasters.de)
Mit Shadow Ghost geht Blade einen interessanten Schritt in Richtung einer vielversprechenden Idee. Das Thema Cloud-Gaming bzw. Cloud-Computing könnte so für einige Nutzer interessanter werden da die kleine Box auch im Wohnzimmer nicht störend auffällt. Bis das System einen vollwertigen Gaming-PC nahtlos ersetzen kann ist jedoch noch ein weiter Weg zu gehen.
Wir sehen Shadow Ghost und den Shadow-PC deshalb aktuell noch als praktische Ergänzung zum klassischen PC anstatt als einen Ersatz. Zum gelegentlichen Spielen auf der Couch wäre das System mit 119,95€ Anschaffungskosten eine Überlegung wert, wenn man mit einer Konsole nicht zufrieden ist. Allerdings müssen die Voraussetzungen hinsichtlich des Internetanschlusses erfüllt sein. Wir verleihen zum Abschluss unseres Tests auch Shadow Ghost den Innovations-Award, den wir bereits der softwarebasierten Variante verliehen haben.