Modulares Aluminium-Gehäuse
Bei ITX-Systemen gibt es mehrere Tücken, die leicht zu einem Problem werden können. Das innere Volumen soll möglichst klein sein, aber noch groß genug für Komponenten, wie Grafikkarte Kühler in Standardgröße. Man will also leistungsstarke Hardware im Inneren unterbringen und diese auch noch schön in Szene setzen. Das Problem dabei ist die Hitzeentwicklung eines solchen Systems, denn die aufgeheizte Luft muss schleunigst raus aus dem System. Das setzt voraus, dass man als Hersteller an einen guten Airflow denkt und diesen auch einplant.
Die inneren Werte
Beim TU150 hat LianLi gleich an viele wichtige Aspekte mitgedacht, denn es passen Mini-ITX und eher seltenere Mini-DTX Mainboard, so ziemlich alle Grafikkarten mit Dual-Slot und maximaler Länge von 320 mm. Es steht noch ein dritter PCIe-Slot unterhalb der Grafikkarte bereit und kann verwendet werden, wenn die Lüfter unten nicht verbaut werden. Auch Luftkühler mit einer Höhe von 165 mm passen ins Gehäuse. Bei Netzteilen kann man entweder SFX oder die längeren SFX-L Formate nutzen, wobei das letztere die Garfikkartenlänge beeinträchtigen kann. Darum sollte man besser zu einem normalen SFX-Netzteil greifen. Das Netzteil wird so montiert, dass die Luft von außen über das Seitenteil eingesaugt wird.
Was den Datenspeicher angeht, hat LianLi für die Befestigung von zwei 2,5“-Datenträgern vorgesehen. Alternativ kann man aber auch nur eine 2,5“ SSD und einen 3,5“ Festplatte einbauen. Die große Festplatte wird dabei oben im Deckel eingebaut.
Belüftungskonzept
Bei der Belüftung würde man bei einem ITX-Gehäuse mindestens einen Lüfter erwarten, weil die Komponenten sich sonst sehr schnell aufheizen und das führt zu Instabilität des Systems. LianLi liefert aber keinen einzigen Lüfter mit, bietet aber Platz für bis zu 4 Lüfter. Unten können zwei, angebracht werden. Dann kann man noch einen in der Front und einen auf der Rückseite montieren. In der Front befindet sich ein Luftfilter für einen Lüfter, alle anderen Positionen sind ohne Luftfilter, einschließlich des Netzteils. Die sehr großen Schlitze in der Front könnten minimal als Staubfilter gesehen werden, sind aber primär dafür da, um genug Frischluft mit wenig Widerstand zuzuführen. Unten ist ebenfalls eine große Aussparung, die für den Lufteinzug und das Design von Nutzen ist.
Design und Äußeres
Sowohl die Seitenteile, von denen eines aus 1,5 Millimeter dickem Alu und das andere aus gehärtetem Glas ist, als auch die Top und Front, lassen sich echt einfach herausnehmen. LianLi setzt auf sein bewährtes System, bei dem man die Panel durch einen Mechanismus festgehalten werden – es gibt keinerlei Schrauben. Das ist wirklich komfortabel und man kommt immer schnell an die Komponenten. Das modulare System überzeugt auf ganzer Linie, auch wenn die Abstände zwischen den Teilen nicht super genau passen. Der einklappbare Haltegriff oben am Gehäuse ist echt cool und es macht sogar Spaß diesen herauszufahren, weil die Magneten beim Einrasten ein sehr hochwertiges Gefühl vermitteln. Das Gehäuse steht auf vier sehr soliden, gummierten Füßen. Der LianLi Schriftzug in der Front passt echt super zum Design und das Gehäuse sieht und fühlt sich sehr hochwertig an.
Das I/O-Panel befindet sich ganz oben drauf und ist eingelassen und damit etwas tiefer, als das Top-Panel, was dafür sorgt, dass man nicht so einfach aus Versehen auf den Power-Knopf drücken kann. Hier findet man au0erdem zwei USB 3.0 A-Ports, einen USB 3.1 Typ-C-Port und auch die Buchsen für Mikro und Kopfhörer dürfen nicht fehlen. Seltener geworden ist dagegen der Reset-Knopf, der hier aber schön weit außen integriert ist. Der Powerknopf ist relativ groß. Das ganze Panel ist im Alu-Look und fühlt sich sehr hochwertig an. Für den USB Typ-C Port muss man einen passenden Stecker haben, der nur auf den allerneuesten Mainboard zu finden sein sollte.
Spezifikationen:
Technische Daten (Herstellerangaben) | |||
Material | Aluminium, Hartglas, Kunststoff | ||
Farbe (innen / außen) | Außen Silber, innen Schwarz | ||
Maße (BxHxT) | 375 X 202 X 312 mm | ||
Mainboard Größen | miniITX/miniDTX | ||
Max. CPU-Kühlerhöhe | 165 mm | ||
Max. Grafikkartenlänge | 320 mm | ||
5,25" Montageplätze | 0 | ||
3,5" Montageplätze | 1 | ||
2,5" Montageplätze | 1/2 | ||
Lüfter | Nicht enthalten | ||
PCIe-Slots | 3 | ||
I/O-Panel | 2x USB 3.0 Typ A, 1x USB 3.0 Typ C, 1x Kopfhörer, 1x Mikrofon | ||
Netzteil | SFX/SFX-L (nicht enthalten) | ||
Besonderheit | Hartglas-Seitenteil, Haltegriff, hochwertiges Alu, modular | ||
Garantie | 2 |
Das Testmuster des Gehäuses ist uns von Caseking bereitgestellt worden. Die Bereitstellung hatte keinen Einfluss auf die Bewertung und Objektivität des Tests genommen.
Lieferumfang des Lian Li TU150 Gehäuses
Lian Li TU150 Lieferumfang (Bild © PCMasters.de)
Die Außenverpackung ist aus Karton und ist schlicht in Schwarz-Weiss bedruckt. Unser Muster wurde von DHL wohl fallen gelassen, was man an der dicken Delle sehen kann. Das Innere war unbeschadet, was dem stoßdämpfenden Styropor im Inneren zu verdanken ist. Das Gehäuse hat keinen Schaden genommen und das beweist, dass die Polsterung ausreichend dimensioniert ist.
Der Lieferumfang ist durchschnittlich, denn es gibt nur ein Handbuch, Stoßdämpfer und einige Schrauben. LianLi hat sich demnach nur auf das Nötigste beschränkt.
Das Testsystem
Als Testsystem nutzen wir die aktualisierten ITX-Komponenten. Der Aufbau sieht wie folgt aus:
- CPU: AMD Ryzen 5 3700X @ 4,0GHz
- Mainboard: ASUS ROG Strix X470-I Gaming
- SSD: Samsung SSD 840 PRO 256 GB, Samsung 850 EVO 500 GB
- m.2 SSD: Samsung 970 Evo MZ-V7E250BW 1 TB
- Grafikkarte: ZOTAC GeForce RTX 2080 SUPER Twin Fan
- CPU-Kühler: CRYORIG H5 Universal
- Netzteil: Corsair SF-450 - 450 W
Zusammenbau
Der Zusammenbau des Systems verlief im großen und ganzen sehr angenehm, da ausriechend Platz für die Komponenten vorhanden war. Das SFX-Netzteil passt optimal und muss mit einer Hand festgehalten werden und von der anderen festgeschraubt werden. LianLi verlegt bereits ein Kaltgerätesteckerkabel im Gehäuse, der den Strom vom Netzteil zur Rückseite für den Anschluss an das Netzanschlusskabel leitet.
Unser Test-Mainboard ist bereits mit CPU, RAM, NVMe und CPU-Kühler bestückt. Nachdem die IO-Rückblende eingesteckt ist, konnte das ganze Paket auf den Schlitten gelegt und festgeschraubt werden. Da es nur vier Schrauben sind, verlief dieser Schritt sehr flott .Der Abstand zur Gehäuserückseite ist wie bei fast allen Gehäusen eng, nach oben hin hat man aber mehr Platz als sonst.
Dadurch kommt man mit dem EPS Stecker war leichter, aber durch den hohen Kühler noch immer schwer an den Anschluss. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man den vor dem Mainboard bereits einstecken.
Laufwerksmontage
Wir haben je eine 2,5“ SSD an dem Schlitten und einen oben am Gehäuse verbaut. Die SSDs wiegen nicht viel und werden in dem Gehäuse mit Schrauben und Gummihaltern montiert. Sobald man diese an den SSDs befestigt hat, kann man die SSDs einfach reinschieben in die dafür vorgesehenen Löcher. Das ist für 3,5“ Festplatten keine optimale Lösung, aber dämpft die Vibrationen. Für die Verkabelung sind Aussparungen an passenden Stellen vorhanden.
Kabelmanagement
Danach haben wir direkt die Grafikkater verbaut und die Kabel dafür hinter der Karte an der Vorderseite des Schlittens verlegt. Hier konnte man bereits die Möglichkeiten des Kabelmanegements erproben. Die PCIe Stromstecker mussten zwischen SSD und Grafikkarte verlegt werden. Das war der beste Weg, den man wählen konnte. Die Kabel für SSD und Mainboard konnten dagegen an der Rückseite verlegt werden. Auch die Kabel von IO-Panel wurden so optimal verlegt und waren so nicht mehr besonders sichtbar.
Backplate Montage aber kein NVMe Zugang
In dem Mainboardschlitten ist eine große Öffnung zu finden, die einem Zugang zu der Backplate des Kühlers bietet. Leider ist sie nicht groß genug, um auch an den NVMe Slot unseres Boards zu gelangen. Das ist echt schade, weil man so das ganze Mainboard ausbauen muss, um sie zu wechseln.
Hartglass-Seitenteil mit Blickschutz
Beim Seitenteil hat LianLi wiederum echt gut mitgedacht. Das getönte Seitenteil sieht auf den ersten Blick durchgehend durchsichtig aus, so wie man es kennt. Beim Hochheben merkt man, dass es viel zu schwer ist und nach dem man dieses umgedreht hat, sieht man sofort warum! Ein großer Bereich des Seitenteils wird vom schwarz lackierten Metall bedeckt. Dieser dient als Sichtschutz und versteckt das Netzteil und gibt Einblick auf die Komponenten, die im Fokus stehen, nicht den Kabelsalat des Netzteils. Das Seitenteil hakt wunderbar ein und sieht wirklich schick aus.
Auch schön ist der durchgehende Schwarz-Silber-Mix. Selbst die gelochten PCIe-Slotblenden sind herausnehmbar und sauber lackiert. Wir konnten hier in Sachen Qualität keine Mängel finden.
Kühlung und Messwerte
Wie eingangs erwähnt, fehlen die Lüfter gänzlich. Anfangs haben wir das System ohne Lüfter benutzt und es überhitzte beim Zocken. Das System wurde extrem instabil und hat sich notgedrungen abgebremst. Auf der Herstellerseite sieht man Systemaufbauten, die alle mit vielen Lüftern bestückt sind und wir können ganz klar sagen, dass das auch zwingend erforderlich ist! Ohne Lüfter überhitzt das System sehr schnell.
Wir haben daraufhin zwei Scythe Kaze Flex 120 ARGB Modelle verbaut. Einer ging in die Front, der andere an die Rückseite. Die Lüfter sind PWM-tauglich und mit maximal 1.200 U/Min spezifiziert. In den Einstellungen unter Windows 10 haben wir über die ASUS Software eine passende Kurve konfiguriert, die das System stabil hielt und bei massiver Last die Lüfter auf jenseits der 800 U/min hoch setzte.
Für den Test haben wir die Drehzahl der Lüfter auf konstante 50% PWM gesetzt und das System mit Furmark unter GPU-Volllast und 4 Threads-CPU-Last gesetzt. Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass sich das System stark aufheizt.
Lian Li TU150 ITX-System (Bild © PCMasters.de)
Fazit
Ein Fazit zu ziehen ist bei dem LianLi TU 150 nicht so einfach. Was man dem ITX-Gehäuse wirklich zu Gute halten kann, ist die vorbildliche Qualität und hervorragende Verarbeitung. Der Haltegriff oben drauf ist gut umgesetzt und hat sich als sehr nützlich erwiesen. Auch die Haptik beim Herausziehen des Griffs und wieder Einklicken ist wirklich angenehm. Unser Testmuster war von außen komplett in Silber gehalten, doch der Rest ist komplett schwarz lackiert und wirkt sehr hochwertig.
Lian Li TU150 Award (Bild © PCMasters.de)
Bei der Wahl von Komponenten wird man nicht eingeschränkt und durch das 23,75 Liter Volumen hat man ordentlich Platz im Inneren. Beim Kabelmanagement gibt es wenig zu bemängeln, nur dass die Öffnung im Schlitten etwas größer sein könnte. Ansonsten passte alles gut, vor allem die Möglichkeit die Kabel oben im Deckel noch zu verlegen.
Einzig die fehlenden Lüfter und dadurch herbeigeführte Überhitzung des Systems, ist ein Mangel bei diesem Gehäuse. Beim Kauf muss sich also am besten mindestens zwei Lüfter dazu kaufen, denn sonst wird ein instabiles System zur Folge haben. Die Modelle mit Alu-Seitenteil fangen bei 109€ an und die mit Hartglass-Seitenteil gibt es ab ca. 124€ (Affiliate). Den Preis halten wir für das Alu-Gehäuse als gerechtfertigt, lediglich den Kauf weiterer Lüfter muss man berücksichtigen.