Wii U vs Xbox One vs PlayStation 4 (Bild © IGN)
Die Welt des Konsolengamings ist seit vielen Jahren in drei Bereiche gegliedert. Neben der jeweils aktuellen Playstation buhlen jeweils eine Xbox und eine Konsole von Nintendo um Aufmerksamkeit und Budget der Gamer.
Nintendo hat sich jedoch seit mehr als 10 Jahren aus dem direkten Rennen um die stärkste Hardware verabschiedet. Das Zuhause von Mario und Co. Bewegt sich spätestens seit der Einführung der Nintendo Wii, deren Controller einer TV-Fernbedienung absichtlich ähnlich sehen sollte, in Richtung Casual-Gaming und platziert seine jeweilige Konsole eher als Zweitgerät am Markt.
In direkter Konkurrenz um den Titel der Hauptkonsole stehen einander also nur Sony und Microsoft gegenüber. Beide Unternehmen sind Mischkonzerne, jedoch mit unterschiedlichen Strukturen und Geschäftsfeldern.
Ungleiche Rivalen
Die Sony Corporation ist ein nahezu ausschließlich auf Unterhaltung und Unterhaltungselektronik ausgerichtetes Unternehmen. Neben Unterhaltungselektronik die, abgesehen von der PlayStation, Primär in den Bereichen Audio und TV zu finden ist, engagiert sich Sony auch als Zulieferer für andere Elektronikunternehmen, die Beispielsweise Kameras mit Sensoren von Sony oder Notebooks mit Akkus aus Sony-Fertigung herstellen und verkaufen.
Die Microsoft Corporation war ursprünglich ein Softwareentwickler, ist heute Primär für Betriebssysteme der Windows-Familie sowie die vor langer Zeit zum Standard gewordene Büro-Software Microsoft Office bekannt. Neben einigen Fehlschlägen im Unterhaltungsbereich, wie dem gescheiterten iPod-Konkurrenten Zune oder dem inzwischen eingestellten Versuch mit Betriebssystemen auf dem Smartphone-Markt Fuß zu fassen, verdient der von Bill Gates gegründete Konzern sein Geld immer stärker durch seine Cloud-Angebote.
Vorteil Microsoft
Xbox Series X (Bild © Microsoft)
Auf dem Papier hätte Sony die deutlich bessere Ausgangsposition für den Kampf der Konsolen, man ist spezialisiert auf Unterhaltungselektronik, vielen Kunden bereits durch DVD- oder Blu-ray-Player sowie andere Geräte bekannt und hat mit dem Markennamen PlayStation ein Synonym für Videospiele etabliert. Microsoft hingegen war lange eher als sprödes Unternehmen bekannt das eher durch Probleme mit Windows Vista und wettbewerbswidriges Verhalten für Schlagzeilen sorgte.
Doch Microsoft ist dank seiner Erfolge in anderen Branchen heute in einer sehr viel besseren Position als Sony. Der Konzern von der amerikanischen Ostküste ist heute eines der wertvollsten Unternehmen der Welt und gilt aufgrund seiner Marktposition in den Bereichen Cloud, Office und Betriebssysteme als ähnlich mächtig wie Google oder Amazon. Entsprechend fallen auch die alljährlichen Umsätze und Gewinne aus. Während Homeoffice und Lockdown die digitalen Geschäfte von Microsoft, insbesondere das Kooperations-Tool Teams ist hier zu erwähnen, beschleunigt, dürften die Filmstudios von Sony unter den geschlossenen und noch immer nicht wieder vollständig geöffneten Kinos leiden.
Die Kriegskassen
Beide Unternehmen arbeiten, das dürfte angesichts ihrer Größe und der jahrzehntelangen Existenz nicht überraschen, selbstverständlich profitabel. Wenn auch in ganz verschiedenen Größenordnungen. Schaut man sich die Finanzberichte beider Unternehmen an, wird das schnell sichtbar. Während Microsoft Gewinne im zweistelligen Milliardenbereich erzielt, bewegt sich Sony deutlich darunter.
Das bedeutet aber auch, dass der Anteil der beiden Gaming-Sparten für den Erfolg des Gesamtunternehmens dramatisch voneinander abweicht. Der Geschäftsbereich "Games & Network Services", zu dem Sony neben Verkäufen von Konsolen und Zubehör sowie Spielen aus dem eigenen Konzern auch PS Plus Mitgliedschaften und Provisionen für Verkäufe im PSN Store zählt, war in den letzten Jahren teilweise für bis zu 46 Prozent des Unternehmensgewinns verantwortlich. Bei Microsoft ist die Sparte "More personal Computing", zu der das Unternehmen auch Softwareverkäufe wie Windows und Microsoft Office an Privatkunden zählt, nur für maximal 39 Prozent des erzielten Gesamtgewinns verantwortlich gewesen.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Unternehmens- und Abteilungsgewinne (in Milliarden US-Dollar, vor Steuern) in den letzten Jahren.
Die PlayStation 5 ist für Sony überlebenswichtig
Geht man davon aus, dass ein beträchtlicher Anteil der mit "More personal Computing" erzielten Gewinne von Microsoft auf Software und die Surface-Tablets entfallen, wird klar dass die Xbox und deren digitales Ökosystem für Microsoft keinesfalls kriegsentscheidend sind.
Bei Sony allerdings, wo man im vierten Quartal des Fiskaljahres 2019 trotz dreistelliger Millionengewinne durch "Games & Network Services“ Verluste im zweistelligen Millionenbereich einfuhr, sieht die Lage anders aus. Ein Blick in die Finanzberichte der Japaner zeigt, dass keines der anderen Geschäftsfelder in der Lage ist, ein mögliches Scheitern der PlayStation 5 zu kompensieren.
Sollte die PlayStation 5, auch wenn derzeit nichts darauf hinweist, aus irgendeinem Grund ein ähnlicher wirtschaftlicher Fehlschlag wie die Nintendo Wii U werden, wäre Sony in Bedrängnis. Eine aktualisierte PlayStation 5.1 oder eine bereits nach wenigen Jahren nachgeschobene PlayStation 6, die Microsoft möglicherweise mit einer aktualisierten Version der Xbox Series X im Stile der Xbox One X bzw. PlayStation 4 Pro kontern könnte, wäre unvermeidlich und zunächst mit den entsprechenden Entwicklungskosten verbunden.
Dass Sony mit einem PlayStation-Produkt auf die Nase fallen kann haben wir bereits mit der PlayStation Portable und der PlayStation Vita gesehen. Beide Handhelds waren nicht in der Lage, dem mobilen Platzhirsch Nintendo ernsthaft etwas anzuhaben.
Eine Katastrophe für Gamer?
Sollte die Gamingsparte von Sony einen größeren Misserfolg einfahren würde dies, wie oben erläutert, das Gesamtunternehmen in Bedrängnis bringen. Diese Bedrängnis macht es weniger wahrscheinlich, dass Sony mit einer gleichermaßen potenten wie innovativen Konsole und entsprechenden Services reagieren könnte.
Im schlimmsten denkbaren Fall könnte Sony zunächst versuchen Kosten durch billigere Komponenten oder den Verkauf von Entwicklerstudios zu senken. Dies würde jedoch auch die Wettbewerbsfähigkeit einer neuen oder überarbeiteten Plattform beeinträchtigen, was letztlich – zumindest theoretisch – eine Abwärtsspirale für die gesamte PlayStation-Brand einläuten könnte. Microsoft hingegen verfügt über ausreichend Einnahmen um eine möglicherweise verlustreiche Xbox-Marke noch auf viele Jahre zu subventionieren.
Dieses Ausscheiden von Sony als Konkurrent wäre für Gamer fatal, egal welche Plattform jeder und jede einzelne bevorzugt. Die Xbox würde ihren schärften Konkurrenten verlieren und Microsoft hätte, da Nintendo ja bereits lange aus dem Rennen um Highendkonsolen ausgestiegen ist, wohl keine ernstzunehmende Konkurrenz mehr. Kein Gamer, solange er kein vollkommen verblendeter Fanboy ist, kann dies ernsthaft wollen.
Die Gaming-Branche leidet schon heute mehr als deutlich unter Marken und Franchises, die nahezu im Jahresrhythmus mit nur minimalen Änderungen erscheinen und sich konsequent Weigern das Medium in irgendeiner Form jenseits der technischen Finesse, weiterzuentwickeln. Wir alle, egal ob PC-Gamer, Xboxer, Nintendofan oder PlayStation-Zocker sollten hoffen dass unser Hobby wächst und sich entwickelt, und nicht noch weiter der Kontrolle einiger weniger Unternehmen unterworfen wird.