Nach dem Testbericht über den Intel Core 2 Extreme QX6700 Quad Core Prozessor vor einigen Monaten, nehmen wir uns jetzt einen Intel Core 2 Extreme X6800 Dual Core Prozessor ans Herz. Dieser Vergleichstest soll die momentanen Stärken und Schwächen zwischen Dual und Quad Core Prozessoren im Alltag und bei Games aufzeigen.
1. Vorwort
Zugegeben – für einen Test des X6800 ist es etwas spät, zumal wir bereits vor 4 Monaten den QX6700 unter die Lupe genommen haben, doch wir wollen etwas herausfinden. Was bringt am meisten Geschwindigkeit? Mehr Takt oder mehr Kerne?
Im Test konnte der Intel QX6700 gegenüber dem gleich getakteten E6700 natürlich glänzen. Allerdings hinkt dieser Vergleich etwas. Das Spitzenmodell vom „Conroe“ ist nämlich der X6800. Durch seinen höheren Takt ist er in nicht-Mehrkern-optimierten Anwendungen im Vorteil. Aber seine wahre Stärke ist sein überaus großes Taktpotenzial, das in ihm schlummert. Gekühlt mit einem Scythe Infinity muss der X6800 zeigen, was er kann und wir werden sehn, ob er vielleicht selbst im Multitasking-Bereich den QX6700 dank Taktvorteil überholen kann.
2. Technische Daten
Intel® Core™2 Duo (Extreme) x6800 Frontansicht
Intel® Core™2 Duo (Extreme) x6800 Rückansicht
Bezeichnung
Intel Core 2 Quad
Intel Core 2 Duo
AMD Opteron 144
AMD Athlon 64 X2 4600+
Takt- frequenz
2666 MHz
2666/2933 MHz
1800 MHz
2400 MHz
Kern
Kentsfield
Conroe
Venus
Manchester
Architektur
Core
Core
K8
K8
Revision
B3
B1
E4
E4
Fertigung
65nm
65nm
90nm
90nm
Reale Kerne
4
2
1
2
Logische Kerne
4
2
1
2
FSB (effektiv)
1066 MHz
1066 MHz
-
-
L1 Execution- Cache
2*32 KB
32 KB
64 KB
2*64 KB
L1 Daten- Cache
2*32 KB
32 KB
64 KB
2*64 KB
L2 Cache
2*4096 KB
4096 KB
1024 KB
2*512 KB
L3 Cache
-
-
-
-
Befehls- sätze
MMX, SSE, SSE2, SSE3, SSSE3
MMX, SSE, SSE2, SSE3, SSSE3
MMX, SSE, SSE2, SSE3, 3DNow!, 3DNow!+
MMX, SSE, SSE2, SSE3, 3DNow!, 3DNow!+
Sonstige Features
EM64T aka AMD64, Vander- pool, NX-Flag
EM64T aka AMD64, Vander- pool, NX-Flag
AMD64 aka AMD64, NX-Flag
AMD64 aka AMD64, NX-Flag
Prozessor- Aufbau
14-stuf. Pipeline
14-stuf. Pipeline
17-stuf. FPU und 12-stuf. ALU Pipeline
17-stuf. FPU und 12-stuf. ALU Pipeline
Transistoren
582 Mio. *
291 Mio.
114 Mio.
154 Mio.
Kerngröße
286 mm² *
143 mm²
115 mm²
147 mm²
Sockel
LGA-775
LGA-775
939
939
TPD
130 W
65 W
89 W
110 W
Bezeichnung
Intel Pentium 955 EE
Intel Pentium D 820
Intel Pentium 4 EE 3,46
Intel Celeron D 326
Takt- frequenz
3466 MHz
2800 MHz
3466 MHz
2533 MHz
Kern
Presler
Smithfield
Gallatin
Prescott
Architektur
Netburst
Netburst
Netburst
Netburst
Revision
B1
A0
M0
E0
Fertigung
65nm
90nm
130nm
90nm
Reale Kerne
2
2
1
1
Logische Kerne
4
2
2
1
FSB (effektiv)
1066 MHz
800 MHz
1066 MHz
533 MHz
L1 Execution- Cache
2*12 KµOps
2*12 KµOps
12 KµOps
12 KµOps
L1 Daten- Cache
2*16 KB
2*16 KB
8 KB
16 KB
L2 Cache
2*2048 KB
2*1024 KB
512 KB
256 KB
L3 Cache
-
-
2048 KB
-
Befehls- sätze
MMX, SSE, SSE2, SSE3
MMX, SSE, SSE2, SSE3
MMX, SSE, SSE2
MMX, SSE, SSE2, SSE3
Sonstige Features
EM64T aka AMD64, Hyper- threading, Vander- pool, NX-Flag
EM64T aka AMD64, NX-Flag
Hyper- threading
EM64T aka AMD64, NX-Flag
Prozessor- Aufbau
31-stuf. Pipeline
31-stuf. Pipeline
20-stufige Pipeline
31-stufige Pipeline
Transistoren
376 Mio.
230 Mio.
169 Mio.
125 Mio.
Kerngröße
280 mm²
213 mm²
240 mm²
112 mm²
Sockel
LGA-775
LGA-775
LGA-775
LGA-775
TPD
130 W
95 W
110,7 W
84 W
Intel® Core™2 Duo (Extreme) Prozessor DIE
Die technsichen Daten des X6800 sind mit dem früher getesteten E6700 völlig identisch, mit Ausnahme vom Standardtakt.
Der X6800 besitzt also auch einen „Conroe“-Kern. Technische Unterschiede sind zwar keine, doch ist ein Unterschied in der Qualität. Alle Prozessoren von Intel werden auf das Taktpotenzial geprüft und dann dementsprechend verkauft.
Doch an dieser Stelle könnte man denken, wieso soviel Geld für einen X6800 ausgeben, wenn doch eigendlich JEDER andere Core2-Prozessor sich auf die 2,93 GHz des X6800 übertakten lässt?
Die Antwort kommt jetzt im Overclocking-Part.
3. Overclocking
Der QX6700 hat 2,66 GHz und ging mit realen 1,344 Volt auf 3,2 GHz stabil zu übertakten. Also sollte der X6800 mit 2,93 GHz Standardtakt unter gleichen Bedingungen rein theoretisch bis 3,46 GHz zu übertakten sein, wenn Intel nicht einfach nur vorhandene Taktreserven ausgereizt hat.
Beim Mainboard haben wir das gleiche verwendet, wie auch schon beim QX6700 – das „Gigabyte GA-965P-DQ6“.
Die VCore musste wieder auf 1,425V eingestellt werden, um reale 1,344V zu bekommen. Beim FSB machte uns das Mainboard leider einen Strich durch die Rechnung. Es „zickte“ bei einem höheren FSB in Verbindung mit einem hohen Prozessortakt rum. Ob nun der Prozessor oder das Mainboard schuld ist, ist unklar. Aber dank des offenen Multiplikators war das Problem leicht zu lösen. Mit einem 12er anstatt dem 11er Multiplikator haben wir einen FSB von 308 MHz erreicht. Das sind stolze 3,7 GHz! Dagegen sieht das Übertaktungsergebnis vom QX6700 und E6700 schon fast lächerlich aus.
Der Speicher wurde wieder mit einem 2:3-Teiler betrieben, was 923 MHz Speichertakt (effektiv) ergab.
Zusammenfassung im unübertakteten Zustand:
Nun zu den Benchmarks:
Der Takt-Vorteil macht sich sofort beim guten, alten 3D Mark 2001 bemerkbar. Der X6800 lässt seine Kameraden mit leichtem Vorsprung hinter sich.
Beim stark grafikkartenlimitierten 3D Mark03 sind die Unterschiede nur noch im unwesentlichen Bereich.
Etwas anders sieht es beim CPU-Test aus, aber auch hier ist der Unterschied nicht sonderlich groß.
Erst beim Mehrkern-optimierten CPU-Test vom 3D Mark05 muss sich der X6800 dem QX6700 geschlagen geben.
Im hochoptimierten Prozessortest vom aktuellsten 3D Mark sieht der Dualcore allerdings kein Land gegenüber dem Quadcore. Knapp 50% ist der QX6700 schneller, trotz des geringeren Taktes. Auch wenn es nur ein synthetischer und alltagsfremder Benchmark ist, zeigt er das Potenzial des QX6700.
Das Leistungsbild ist hier fast genauso, wie beim 3D Mark06 CPU-Test. Der Unterschied liegt darin, dass der Cinebench einen Realitätsbezug hat, da er auf „Cinema 4D“ basiert. Für derartige Rendering-Aufgaben ist man mit einem Quadcore eindeutig besser bedient.
Dass der X6800 in den anderen Cinebench-Tests wieder schneller ist, liegt daran, dass dort wieder nur ein Prozessorkern genutzt wird.
SuperPI skaliert nahezu 1:1 mit dem Takt. Die zusätzlichen Prozessorkerne liegen bei dem sehr beliebten Benchmark leider brach.
Doom3 zeigt sich sogar in dieser niedrigen Auflösung schön langsam grafikkartenlimitiert, aber trotzdem kann der X6800 noch ein wenig aufholen. Wegen der starken Grafikkartenlimitierung sparen wir uns die höheren Auflösungen diesmal.
Bei UT2004 limitiert trotz 1280er Auflösung immer noch der Prozessor.
Der X6800 ist somit ein gutes Stück schneller.
Bei Quake4 ist es fast das gleiche Bild wie bei Doom3, nur dass hier der Quadcore verhältnismäßig minimal besser abschneidet.
So wie der PC Mark05 unterstützen auch die bisher am Markt befindlichen Pack-Programme noch keine mehreren Kerne. Daher ist der X6800 wie erwartet schneller.
Hier schwächelten die Core2-Prozessoren noch etwas gegenüber der vorherigen Prozessorgeneration. Der X6800 hat das Blatt aber auch hier gewendet, sogar ohne Übertaktung.
Ab hier kommen die Dualcore-Benchmarks.
Test 1: Audio Compression & Videoencoding
Obwohl nur zwei Kerne genutzt werden, kann sich der QX6700 hier gut halten. Das liegt daran, dass bei nur zwei genutzten Kernen jeder volle 4 MB L2 Cache für sich alleine haben kann. Beim „Conroe“ müssen sich die beiden Kerne einen 4 MB Cache teilen.
Beim Video-Encoding bringt der Cache dagegen kaum etwas.
Test 2: Text Edit & Image Decompression
Der QX6700 ist hier sogar ein kleines Stück schneller. Der Cache-Vorteil macht sich hier besonders bemerkbar.
Test 3: File Compression & File Encryption
Es gibt tatsächlich noch einen Test, wo der alte Pentium 955 EE noch besser ist! Allerdings nur minimal.
Ab hier folgen die ersten echten Quadcore-Benchmarks.
Quadcore-Test 1: File Compression & File Encryption & Virus Scan & Memory Latency 16MB
Wenn alle vier Kerne des QX6700 genutzt werden können, sieht ein Dualcore kein Land mehr. Da hilft auch kein höherer Takt mehr, um das auszugleichen.
Quadcore-Test 2: File Decompression & File Decryption & Audio Decompression & Image Decompression
In keinem der Vierkern-Benchmarks hat der X6800 auch nur annähernd eine Chance gegen den QX6700. Die zusätzlichen Kerne lassen sich also nicht durch mehr Takt ausgleichen.
5. Stromverbrauch/Leistungsaufnahme
Auch den Stromverbrauch wollen wir wieder genauer untersuchen. Der gemessene Stromverbrauch bezieht sich auf den gesamten Rechner.
Dabei messen wir verschiedene Belastungsstufen:
Idle: Windows ist gestartet, aber es laufen keine offenen Anwendungen
Typische Volllast: Das System wird durch den 3D Mark06 belastet, welcher auch teilweise mehrere Kerne nutzt. Dadurch wird ein alltagstypischer Volllast-Verbrauch ermittelt.
Maximale Volllast: Neben dem 3D Mark06 werden noch vier Prime95-Instanzen gestartet, damit wirklich das gesamte System bis ans Limit belastet wird und auch die zusätzlichen realen und virtuellen Kerne maximal belastet werden.
Die Belastungstests führen wir außerdem mit und ohne Overclocking durch.
Im Vergleich zum E6700 verbrät der X6800 durch den höheren Takt etwas mehr Strom. Aber der Stromsparmodus brachte dafür minimal etwas. Insgesamt ähnelt der Verbrauch dem des QX6700. Wenn man aber bedenkt, dass dieser doppelt so viele Kerne hat, ist das kein gutes Ergebnis.
Erst unter maximaler Volllast zeigt der X6800, dass er doch deutlich sparsamer sein kann, mit Übertaktung sogar sparsamer als der extrem langsame Celeron D.
6. Rating
Um alle Benchmarkergebnisse in ein Gesamtergebnis aus drei verschiedenen Kategorien zu erfassen, haben wir wieder ein Rating erstellt.
Da die Masse an Spielen mit vier Kernen noch recht wenig anfangen kann, ist der X6800 dank dem höheren Takt wie erwartet im Vorteil – allerdings nur minimal.
Da hier Multitasking teilweise gefragt ist, kann sich der X6800 nicht gegenüber dem QX6700 durchsetzen.
7. Fazit: INTEL Core 2 Extreme X6800 vs. QX6700
Man kann es eigentlich ein Unentschieden nennen.
In allen älteren Benchmarks und Spielen kann sich der X6800 durch den Taktvorteil absetzen. Sobald Dualcore unterstützt wird, sind beide Prozessoren ungefähr gleich schnell. Erst wenn vier Kerne unterstützt werden, ist der QX6700 schneller, dafür dann aber sehr deutlich.
Wenn man also für die Zukuft gerüstet sein will, ist man mit einem Quadcore eindeutig besser bedient. Wenn man allerdings vor hat, seinen Prozessor nur 1-2 Jahre zu nutzen, wäre aktuell ein Dualcore noch die sinnvollere Wahl. Was einem lieber ist, muss man für sich selbst entscheiden
Der Core 2 Quad dürfte nämlich bald auch in kleineren und wesentlich günstigeren Varianten erhältlich und damit für die breite Masse interessant sein. Denn auch die Software-Schmieden bauen immer häufiger eine Mehrkern-Unterstützung ein.