Immer wieder tauchen Ansätze und Konzepte, die die Rechenleistung für Games aus den Wohnungen herausholen und in Rechenzentren unterbringen wollen auf. Blade hat mit Shadow nun ein sehr interessantes und vielversprechendes System auf den Markt gebracht.

Shadow Teaser Shadow Teaser (Bild © Blade)

Um Shadow nutzen zu können wird keine besondere Rechenleistung benötigt, die Client-Anwendung ist neben Windows, Linux und Mac-OS auch für Android erhältlich. Eine Version für iOS ist in Entwicklung. Die komplette Rechenleistung beim Arbeiten und Zocken wird dabei im Rechenzentrum von Blade ausgeführt, der heimische Rechner verbraucht daher nur ein Minimum an Strom, erzeugt somit kaum Abwärme und bleibt auch bei anspruchsvollen Games angenehm leise.

Der Client für 64bit Windows-Systeme ist mit knapp 200 MB Speicherbedarf im installierten Zustand zudem angenehm schnell heruntergeladen und benötigt kaum Speicherplatz.

Shadow Windows Client  Bild © PCMasters.deShadow Windows Client (Bild © PCMasters.de)

Shadow wird natürlich nicht kostenlos angeboten. Blade bietet verschiedene Abo-Modelle mit unterschiedlichen Preisen an:

  • 44,95€ im Monat für einen einzelnen Monat
  • 34,95€ im Monat bei einem 3-monats-Abonnement
  • 29,95€ im Monat bei einem 12-monats-Abo

Hochgerechnet ist Shadow also ab 359,40€ pro Jahr zu haben.

Darin enthalten sind der Zugang zum eigenen Shadow-System über die kostenlosen Client-Apps für die unterschiedlichen Systeme. Die Client-Anwendung selbst ist sehr übersichtlich und selbsterklärend, sodass wir an dieser Stelle auf nähere Erklärung ihrer Nutzung verzichten.

Wir haben das Testsystem für die Gaming-Benchmarks sowohl mit einer KFA2 GeForce GTX 1080 EXOC als auch mit der KFA2 GeForce GTX 1070 EXOC betrieben um Shadow besser einordnen zu können. Dies sind die wichtigsten technischen Daten unseres Testsystems bzw. von Shadow:

System
Shadow
Testsystem
CPU Intel Xeon E5 2667 v3 (3,2 GHZ) Intel Core i5-2500K (übertaktet auf 4,6 GHZ)
Grafikkarte Nvidia Quadro P5000
(Nvidia GP104 Chip, 16 Gigabyte Speicher)
KFA2 GeForce GTX 1070 EXOC
(Nvidia GP 104 Chip, 8 Gigabyte Speicher)
KFA2 GeForce GTX 1080 EXOC
(Nvidia GP 104 Chip, 8 Gigabyte Speicher)
Arbeitsspeicher 12 Gigabyte 8 Gigabyte
Betriebssystem
Windows 10 (64 bit)

Bevor wir uns auf den nächsten Seiten dem eigentlichen Test widmen möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bei Balde bzw. dem zuständigen PR-Team für die unkomplizierte Bereitstellung des Zugangs.

Die erste Frage die sich bei einem Gaming-System, egal ob es sich auch physisch in der eigenen Wohnung befindet oder in einem Rechenzentrum steht, ist die nach der Performance. Wir haben Shadow dazu mit unserem Referenz-System, das wir auch für mehrere Grafikkarten-Tests eingesetzt haben, verglichen.

Wir haben Shadow sowohl auf seine Eignung als Gaming-System als auch für klassisches Arbeiten am PC getestet. Nachfolgend findet ihr unsere Benchmark-Ergebnisse.

Synthetische Benchmarks: 3D Mark

In diesem ersten Testabschnitt liegt die Leistung von Shadow teilweise zwischen einem Rechner mit einer GTX 1070 und bzw. GTX 1080, teilweise auch darunter. Das entspricht in etwa unseren Erwartungen und kann mit der von Blade versprochenen Grafikleistung "ähnlich einer GTX 1080" durchaus vereinbart werden.

Synthetische Unigine Valley und Unreal Engine 4

In diesen Tests fällt die Leistung von Shadow gegenüber den klassischen Rechnern etwas ab, ist jedoch nach wie vor auf einem sehr ordentlichen Niveau.

Virtual Reality Benchmarks

Während Shadow im VR Mark deutlich hinter den anderen Karten liegt, bewegt sich das Streaming-System im Steam VR Test auf Augenhöhe mit dieser Hardware. Ob sich damit auch Virtual Reality Anwendungen über Shadow nutzen lassen, konnten wir un unserer Testphase nicht überprüfen.

Gaming Benchmarks

Bei den Gaming Benchmarks zeigt sich ein interessantes Bild. Mal liegt Shadow wie schon bei den ersten Benchmarks zwischen den beiden Varianten des Testsystems, mal liegt es hinter der schwächeren Variante zurück. Der schwächste gemessene Gaming-Wert sind 57,6 FPS (Crysis 3), damit ist auch dieses Spiel trotz der unterschiedlichen Performance noch gut spielbar.

In der Praxis liefert Shadow einen gemischten Eindruck. Nutzt man Shadow für Aufgaben die, wie z.B. Bild- oder Videobearbeitung, nicht mit Games zu tun haben, schlägt sich die gemietete Hardware hervorragend. Maus und Tastatur lassen sich ohne spürbare Eingabeverzögerung (Online oft als Input-Lag bezeichnet) verwenden und auch die Wiedergabe von Bild und Ton ist völlig unproblematisch.

Zum Test der Produktivität haben wir Shadow und unser Testsystem mit einer KFA2 GeForce GTX 1070 EXOC in Geekbench 14, Cinebench R15 und PCMark 10 antreten lassen.

In all diesen auf Produktivität ausgelegten Tests bietet Shadow eine bessere Leistung als unser Testsystem. Shadow eignet sich also durchaus auch für anspruchsvolle Arbeiten. Als reine Office-Maschine ist Shadow sicherlich überqualifiziert, für die oben benannten anspruchsvollen Arbeiten oder auch für das Entwickeln von Software eignet sich das System, solange man mit einem einzelnen Monitor auskommt (denn ein zweiter lässt sich nicht einrichten), hervorragend. Zusätzlichen Speicherplatz kann man bei Bedarf zubuchen, so finden auch große und umfangreiche Projekte Platz auf einem Shadow.

Shadow Tablet Shadow Tablet (Bild © Blade)

Nutzt man Shadow fürs Zocken, wird das ganze Potential dieser Technologie deutlich: Es ist grundsätzlich möglich, einen leistungsstarken Gaming-PC in ein Rechenzentrum mit maximaler Internet-Bandbreite auszulagern. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Im ersten Anlauf lief Shadow ordentlich, Shooter und Strategiespiele lassen sich gut spielen. Je länger das Spiel dauert, desto öfter fallen jedoch kurze Verzögerungen zwischen Eingabe und Verarbeitung auf. Teilweise hört man den Mausklick und hat den Finger wieder angehoben bevor die Waffe im Spiel abgefeuert wird. Hier konnten wir kein Muster erkennen, im einen Moment läuft Shadow so flüssig und problemlos als würde man am eigenen Rechner spielen, im nächsten ist es schlicht unspielbar.

Wir haben Shadow an drei verschiedenen Rechnern an drei verschiedenen Internetanschlüssen getestet. Nur einer der Anschlüsse konnte eine konstante Bandbreite von 50 MBit/s zum Rechenzentrum und eine echte IPv4 Anbindung gewährleisten. An diesem Rechner und Anschluss lief Shadow wie erhofft. Gelegentlich auftretende Mikroruckler sind auf einem vergleichbaren Level wie auf dem klassischen Heimrechner.

Shadow Phone  Bild © BladeShadow Phone (Bild © Blade)

Am eigenen PC per USB angeschlossene Controller werden zwar grundsätzlich erkannt, jedoch nicht mit dem korrekten Modellnamen. So werden z.B. Xbox One Controller als "Xbox 360 Controller for Windows" ausgelesen. Das spart zwar die Installation von Treibern, bedeutet aber dass man Tastenbelegungen, Stick-Empfindlichkeit und weitere Einstellungen (je nach Modell) ganz traditionell am heimischen Rechner durchführen muss.

Mit dem Miet-PC Shadow hat Blade vielversprechende Technologie mit fantastischem Potential vorgelegt. Mit Shadow lässt sich der heimische Gaming-Rechner mitsamt Stromverbrauch, Abwärme und Lautstärke in ein Rechenzentrum auslagern. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Wer zuhause weniger als 50 Mbit zur Verfügung hat und die Leitung mit anderen Personen teilt oder an mehreren Geräten gleichzeitig nutzt kann gelegentlich einen Flaschenhals erleben.

Shadow Teaser  Bild © BladeShadow Teaser (Bild © Blade)

Shadow Innovations Award Shadow Innovations Award (Bild © PCMasters.de)

Wer jedoch eine schnelle Internetverbindung und eine echte IPv4 Adresse hat, bei dem liefert Shadow beeindruckende Ergebnisse. Es fühlt sich an als würde man auf einem Rechner der erhöhten Mittelklasse zocken. Nur eben ohne Abwärme, Lautstärke und einen Effekt auf der eigenen Stromrechnung.

Unter dem Strich bleibt von Shadow ein gemischter Eindruck zurück. Die Technologie hat großes Potential, die Anforderungen sind jedoch auch recht hoch. Solange die Anforderungen erfüllt sind, funktioniert Shadow recht gut, die realisierte Gaming-Leistung genügt auch für anspruchsvolle Spiele. Wir verleihen Shadow daher unseren Innovation Award.

Wer eine ausreichend schnelle Internetverbindung hat, und vor der Wahl steht sich wieder einen komplett neuen Rechner zusammen zu stellen der sollte einen Blick auf dieses Angebot werfen.