PowerColor Red Devil RX 6700 XT Test (Bild © PCMasters.de)
PowerColor Red Devil RX 6700 XT im Detail
Die Red Devil RX 6700 XT von PowerColor greift auf den auf verkleinerten Navi 22 XT Chip von AMD zurück. Die Chipgröße ist mit 335 mm² deutlich kleiner als die 519,8 mm² des Navi 21 XT Chips der RX 6800 XT und RX 6900 XT. Dadurch fällt auch die Anzahl der Rechenkerne selbstverständlich geringer aus. Die Radeon RX 6700 XT wird mit 2.560 Stream-Prozessoren, 160 TMUs und 64 ROPs konfiguriert. Dabei werden diese auf 40 Recheneinheiten aufgeteilt. Wie alle Modelle der Navi Generation, die auf AMD’s RDNA2 setzen, wird auch die Radeon RX 6700 XT mit passenden „Ray Acceleratoren“ bestückt, von denen diese Karte insgesamt 40 an der Zahl hat. Das sind ganze 32 Ray Acceleratoren weniger, als bei der Radeon RX 6800 XT. Dennoch lassen sich mit der Radeon RX 6700 XT auch Ray Tracing Berechnungen effektiv durchführen. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Spiele den offiziellen Support für die DirectX Raytracing API von Microsoft mitbringen.
Bei der Konfiguration soll die RX 6700 XT eine maximale Texturfüllrate von 413 GT/s erreichen. Die maximale Rechenleistung mit halber Genauigkeit beträgt laut AMD 26,43 TFLOPs und bei einfacher Genauigkeit sind es 13,21 TFLOPs.
Beim Blick auf das PCB fällt die Spannungsversorgung mit 14 Phasen auf, von denen ein Teil auf einer Seite der GPU angeordnet ist und der andere Teil näher an den PCIe-Stromsteckern. Der DIE ist komplett plan geschliffen und somit ohne jegliche Kennungen. Die Wärmeleitpaste ist sehr "großzügig" aufgetragen worden. Jeder GDDR6 Chip wird außerdem mit jeweils einem eigenen Wärmeleitpad bedeckt. Die Pads wirken sehr hochwertig, sind dünn und empfindlich, aber reißen nicht.
OC und Silent Modus Switch
PowerColor spendiert der Red Devil RX 6700 XT einen Switch auf dem PCB, der den Moduswechsel von OC zu Silent ermöglicht. Dabei taktet der Navi 22 XT Chip der PowerColor standardmäßig mit 2.321 MHz und erhöht sich im Boost auf bis zu 2.622 MHz. Die Game-Taktfrequenz, die in Spielen gehalten werden soll, liegt dagegen bei 2.514 MHz. Beide liegen deutlich über den Frequenzen der großen Schwester (Radeon RX 6800 XT). AMD gibt für die Referenzkarte einen maximalen Booxt von 2.581 MHz und einen maximalen Game-Takt von 2.424 MHz an.
Über einen Dip-Switch kann der Nutzer vom OC in den Silent-Mode wechseln. Das führt dazu, dass die Taktraten der Red Devil RX 6700 XT reduziert werden. Somit wird sie leiser, auch wenn sie bei uns im Test durch eine hohe Geräuschkulisse nicht aufgefallen ist. Der Boost-Takt fällt im Silent Modus nur minimal auf 2.615 MHz ab, wogegen der Game-Takt mit 2.433 MHz deutliche Einbußen hinnehmen muss. Damit ist der Silent-Mode nur 34 MHz (Boost) bzw. 9 MHz (Game-Takt) über dem Niveau der AMD Referenzkarte. Auf die Power Target Einstellungen scheint der Switch, anders als bei der Red Devil Radeon RX 6800 XT, keinen Einfluss zu nehmen.
12 GB GDDR6 mit Infinity Cache
Als Teil der Navi-Familie erbt die Radeon RX 6700 XT ebenfalls den GDDR6 Speicher und Infinity Cache. Die sechs GDDR6 Chips kommen von Samsung und hören auf die Kennung K4ZAF325BM-HC16. Der Grafikspeicher wird hier per 192 bit breiten Bus angebunden, wodurch eine maximale Speicherbandbreite von 384 GB/s erreicht werden kann. Der Infinity Cache wird mit 96 MB angegeben.
Design und Aufbau
Auch bei der Radeon RX 6700 XT als Red Devil Variante setzt PowerColor auf einen echt riesigen Kühler. Die Karte wirkt brachial und passt mit ihrer 320 mm Länge, 130 mm Breite und 50 mm Höhe sicher nicht in jedes PC-Gehäuse. Sie ist zwar etwas schmaler als die große Schwester (Radeon RX 6800 XT Red Devil), verbraucht aber dennoch 3 Slots.
Abseits der Größe fällt auf, dass PowerColor sich auf die Gamer-Zielgruppe beim Design seiner Karte fokussiert. Auffällig ist der massive Kühlerblock, der von einer auffällig gestalteten Abdeckung verziert wird. Ein Teil der Abdeckung ist dabei aus Metall und es kommen auch wieder drei Lüfter mit 100 mm (je einer außen) sowie 90 mm in der Mitte zum Einsatz. Die die Slotblende ist ganz schwarz lackiert, was zum gesamten schwarzen Look der Karte gut passt. Nur die roten Red Devil Logos und das silberne PowerColor Logo stechen aus dem Design hervor.
Auch die Rückseite wird komplett von einer massiven Backplate bedeckt. Eine sehr große Aussparung hinter dem Navi 22 XT Chip zeigt unzählige SMD Kondensatoren.
Der Kühler der Red Devil RX 6700 XT ragt deutlich über das PCB hinaus, was sich momentan als Trend abzeichnet. Für die Stromversorgung werden zwei 8-Pin-PCIe-Stromstecker vorausgesetzt. Somit kann die Karte theoretisch bis zu 375 Watt Leistung aufnehmen.
ARGB Beleuchtung
PowerColor verpasst der Red Devil RX 6700 XT auch einige beleuchtete RGB-Elemente. Besonders prominent leuchten das Logo auf der oberen Seite als auch die stirnseitigen Rippen. Zusätzlich sind die Ports für Videoausgänge beleuchtet, damit auch bei schlechten Lichtverhältnissen die Anschlüsse einfach zu finden sind. Mittels eines Kabels lässt sich die Karte auch an RGB Systeme von Mainboards anschließen. Die Standardbeleuchtung ist im AMD-typischen Rot, was der Karte echt gut steht. Die RGB-Beleuchtung lässt sich am einfachsten über die hauseigene Software steuern.
Lieferumfang
Die Radeon RX 6700 XT Red Devil wird in einem bunt bedruckten Karton ausgeliefert. Im Inneren findet man eine schwarze Pappverpackung, in der alles enthalten ist. Die Grafikkarte wird in mehreren Schichten ausgepackt. Die oberste dient dem Schutz, die mittlere stabilisiert nach außen hin. Die mittlere Schaumstoff-Schicht bdeckt die Grafikkarte und muss erst entfernt werden, um an die Karte zu kommen.
Im Detail ist im Lieferumfang folgendes enthalten:
- Red Devil Product Card
- Addressable RGB LED Cable
- Handbuch
- Red Devil Logo Sticker
- Devil Card (Registrierung)
Spezifikationen (GPUz)
Systemanforderungen
PowerColor spezifiziert die Systemanforderungen wie folgt:
- PCI Express kompatibles Motherboard mit 16 x PCIe 4.0 oder 3.0 Slot
- Blockiert 3 Slots
- Zwei 8-pin-PCIe Stromstecker
- Empfohlen: 700 Watt Netzteil
Testaufbau
Das Testsystem basiert auf Mainstream Komponenten, wenn es ums Netzteil, AIO-Kühlung und das Gehäuse geht. Als Basis dient jedoch ein Intel Core i9-10900K und ein flotter Patriot Viper Steel 16 GB (DDR4-3868, CL18-22-22-40) DDR4 Speicher. Dies soll die CPU-Limitierung reduzieren und einen besseren Vergleich ermöglichen. Die Benchmarks basieren fast alle auf 1080p (FullHD), weil diese Auflösung noch immer von der Mehrheit der Gamer genutzt wird. Viele Grafikkarten können, aber auch Spiele in Auflösungen von bis zu UHD 4k darstellen. Kann eine Karte mehr als 80 fps in FullHD erreichen, sinken die fps auch in FullHD meist nicht unter 24 fps. 24 fps sind die Grenze ab der das menschliche Auge eine Bilderabfolge nicht mehr als flüssig wahrnimmt.
Als Treiber wird der inoffizielle 2020 20.50 Final Treiber von PowerColor verwendet.
Das Testsystem:
- CPU: Intel Core i9 10900K @Stock
- Mainboard: MSI MPG Z490 Gaming Super
- SSD: Samsung SSD 840 PRO 256 GB, Samsung 850 EVO 500 GB
- m.2 SSD: Samsung 970 Evo MZ-V7E250BW 250 GB
- RAM: [Patriot Viper Steel 16 GB, DDR4-3868, CL18-22-22-40][3]
- CPU-Kühler: CRYORIG A40 Ultimate mit zwei Kaze FLex 120 ARGB PWM Lüftern
- Netzteil: Corsair RM750x - 750 Watt
- Lüfter: 1 x Scythe Kaze FLex 120 mm PWM Lüfter
- Gehäuse: Enermax Libllusion LL30
Red Devil RX 6700 XT Übertaktung
Die Übertaktung der RX 6700 XT lief, trotz der hohen Standardtaktraten, erstaunlich gut ab. Wir haben die Taktrate noch deutlich steigern können. Die Übertaktung haben wir über die Radeon Software, welche die GPU, den Speicher und das Power Target getrennt voneinander einstellen lässt, vorgenommen. Außerdem kann hier die Lüfterkurve individuell angepasst werden.
Wir haben das Power Target auf 115% gesetzt und den GPU Takt auf 2.851 MHz angehoben. Bei AMD kan auch der minimale Boost-Takt definiert werden, was echt hilfreich ist. Das führt dazu, dass die Karte nicht auf 500 MHz oder 2 GHz dropped und dann wieder hoch geht, sondern in einem kleineren Taktfenster agiert. Diesen haben wir auf satte 2.639 MHz angehoben. Die Spannung wird automatisch auf 1,2 Volt abgestimmt und den Wert haben wir nicht verändert. Das System lief bei höheren Taktraten auch, aber leider nicht stabil genug. Der Sweetspot ist damit bei 2.851 MHz, wobei in Spielen oder unter Last der typische Boost-Takt bei etwa 2.790 MHz lag.
Somit konnte der Boost-Takt der GPU um knapp 8,7 % angehoben werden. Beim GDDR6 gab es einen moderaten Sprung auf 2.150 MHz - also ein effektiver Anstieg von 150 MHz. Der Kühler hatte aber durchaus noch Reserven.
Red Devil RX 6700 XT Ray Tracing Benchmark
Battlefield V mit DTX
3DMark PORT ROYAL
Shadow of The Tomb Raider mit DTX
Synthetische Benchmarks
Synthetischen Benchmarks sind für einen objektiven Vergleich der Leistung mehrere Karten geeignet, sind aber nicht repräsentativ für die Spiele-Leistung der Karten. In synthetischen Benchmarks werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, die nicht direkt ersichtlich sind.
3D Mark Benchmarks
Geekbench 5 Open CL Benchmarks
Unigine Superposition Benchmarks
Unreal Engine 4 Benchmarks
Virtual Reality Benchmarks
Spiele Benchmarks
Die meisten Spiele liefen mit 1080p, bis auf Counter Strike Global Offensive. Dabei haben wir den Detailgrad so hoch gestellt, wie es in dem Spiel möglich ist. Wenn die Spiele es zuließen, haben wir mit DirectX 12 und nicht mit Version 11 gebencht.
Wir lassen die Ergebnisse weitestgehend unkommentiert, bis auf wenige, bei denen die vom Spiel definierte fps-Obergrenze erreicht wird. Dies ist z.B. bei Battlefield 1 der Fall, wo ab 200 fps gekappt wird. Overwatch setzt auch gerne die Grenze auf 100, wir erhöhen diese aber immer auf 400 fps. Alles, was über den Wert hinaus geht, wird nicht mitgezhlt. Das ist natürlich zum Nachteil besserer Karten, weil die Grenzen zwischen den guten Karten weitestgehend verschwimmen.
Final Fantasy XV Benchmarks
Crysis 3 Benchmarks
Battlefield 1 Benchmarks
Battlefield V Benchmarks
Metro Exodus Benchmarks
Overwatch Benchmarks
Counter Strike: Global Offensive Benchmarks
Fortnite
Shadow of The Tomb Raider
Großer Kühler mit 3 Lüftern
PowerColor hat bei dem Kühler keine Kosten gescheut. Der Kühler ist echt groß und auch ziemlich gut durchdacht. Er besteht aus zwei Lamellen-Stacks. Der längere von beiden wird mittels fünf Heatpipes angebunden, um die Abwärme effektiv über die ganze Fläche zu verteilen und das meiste aus den zwei darauf ausgerichteten Lüftern zu holen. Die fünf Pipes münden in der Bodenplatte und eine weitere U-förmige Heatpipe verläuft durch den zweiten Block. Für Spannungswandler sind zwei Streben, die quer zur Karte verlaufen, ausgerichtet. Diese Metallstreben sind mit dem Kühler verbunden und mit Wärmeleitpads bedeckt, um eine bessere Wärmeübertragung zu gewährleisten.
Die Bodenplatte ist sehr groß und ist dafür ausgelegt, die Speicherchips zu bedecken. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet. Alle Elemente sind vernickelt worden. Der Abdruck der Wärmeleitpaste sieht auch gut aus.
Temperaturen
Der Kühler ist gut abgestimmt und kühlt die Karte sehr gut. Die Temperaturen sind bei Standartakt alle in Ordnung. Durch die Abstimmungen des Kühlers auf einen leisen Betrieb, erscheinen die Temperaturen aber ungewöhnlich hoch. Diese sind aber dennoch in einem unbedenklichen Bereich, weil das Gehäuse geschlossen war. Bei Übertaktung haben wir die Lüfterkurve anders angestimmt, was zu anderen Drehzahlen unter Last führte und auch die Abwärme ging hoch.
Stromverbrauch
Beim Stromverbrauch liegt die RX 6700 XT Red Devil auch nach der Übertaktung in einem vertretbaren Bereich. Direkt an der Steckdose messen wir einen höheren Verbrauch und hierbei handelt es sich jedoch um den Gesamtverbrauch des Testsystems.
Neue Grafikkarten Rangliste
Beim Ranking sieht man ein interessantes Bild. Im Auslieferungszustand reiht sich die Radeon RX 6700 XT Red Devil hinter der GeForce RTX 3060 Ti, doch nach Übertaktung ist sie je nach Spiel, weiter vorn oder gleichauf.
Treiber und Resizable Bar
Da die Karte mit einem Pre-Release Treiber getestet wurde, kann man davon ausgehen, dass sich noch einiges ändern wird, wenn ein bis zwei neuere Versionen veröffentlicht wurden und Fehler behoben sind. Laut Angaben von AMD soll sich die RX 6700 XT auf dem Level der GeForce RTX 3070 bewegen oder knapp dahinter liegen. Bei uns liegt sie jedoch ein gutes Stück dahinter. Bei dem von uns verwendeten System handelt es sich um ein System mit Intel Core i9-10900K, das kein AMD Smart Access Memory unterstützt, auch wenn Intels Resizable Bar vorhanden ist. Das Einschalten von Resizable Bar hatte keinerlei Einfluss auf die Leistung und alle Messungen sind mit ausgeschaltetem Resizable Bar aufgezeichnet worden.
Fazit
PowerColor bringt mit der Red Devil RX 6700 XT eine gelungene Umsetzung der Radeon RX 6700 XT. Nun gehen die Karten mit Navi 22 XT Chips endlich an den Start und es ist abzuwarten wie die Preise und Verfügbarkeit aussehen wird.
Die Red Devil RX 6700 XT wird mit einem echt großen Custom-Kühler bestückt, der mit insgesamt drei Lüftern ausgestattet ist. Dabei arbeitet die Karte in unserem Test durchweg leise und der Kühler hat ausreichend Potenzial für Übertaktung. Dank OC und Silent Switch kann man die Karte noch leiser bekommen, auch wenn wir den Standardmodus empfehlen, da die Karte so bereits leise läuft.
Was die Leistung angeht, kommt die Red Devil RX 6700 XT in unserem Test nicht so gut weg, wie eingangs erwartet und beworben. Sie kämpft hauptsächlich mit der GeForce RTX 3060 Ti, auch wenn sie der RTX 3070 nahe kommen sollte. Dank der 32 Raytracing Accelerator Kerne kann man mit der Radeon RX 6700 XT Red Devil wie auch schon bei der großen Schwester RX 6800 XT und RX 6900 XT realistische Schatten, Reflektionen und Lichteffekte hardwareseitig berechnen und DirectX Raytracing Spiele genießen. Zwar kommt die Leistung nicht an die der RTX 3000 Modelle von Nvidia heran, aber sie reicht allemal für aktuelle Spiele.
PowerColor Red Devil RX 6700 XT Award (Bild © PCMasters.de)
Was den Preis angeht, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur rätseln. Alle Karten sollen am 18. März 2021 auf dem Markt erhältlich sein, doch vorab gab es Gerüchte, dass in Europa nur wenige 1.000 Stück ausgeliefert werden. PowerColor konnte und keine unverbindliche Preisempfehlung nennen – vermutlich, weil die Lage auf dem Grafikkartenmarkt noch immer alles andere als geregelt und optimal ist! Wenn die Karten ab 479 € den Markt erreichen würden, wäre es schön, doch der Preis seitens AMD galt für Referenzmodelle und die Modelle der Board-Partner kosten meist noch mal 50-100€ mehr. Davon ausgehend rechnen wir mit einem Preis von 580€. Gemessen an den Eindrücken in unserem Test erscheint uns dieser Preis auch durchaus gerechtfertigt.