Und genau hier kommt Parallels ins Spiel. Diese Software ist im Prinzip nichts anderes als eine virtuelle Umgebung, die ein anderes Betriebssystem auf dem Mac laufen lassen kann. Doch viele werden jetzt denken: „Moment mal, es gibt doch Bootcamp!“. Zum Einen läuft hier ein Betriebssystem in einem Anderen. Man muss sich also beim Startvorgang nicht für eins von beiden Entscheiden, sondern kann direkt auf beide Zugreifen. Ein anderer Vorteil ist das problemlose Verschieben von Dateien zwischen den Betriebssystemen per Drag & Drop. Mit Bootcamp ist das nicht so einfach möglich. Und man spart sich am Ende natürlich eine extra Partition, da die virtuelle Festplatte „nur“ eine Datei im home-Verzeichnis ist.
Für den Mac gibt es natürlich einige virtuelle Umgebungen, doch keine ist so bekannt wie Parallels. Inzwischen ist seit September 2012 Version 8 auf dem Markt, erstmals mit OS X Mountain Lion und Windows 8 Unterstützung. Wir haben uns die Software auf einem Mac mit OS X 10.8.2 einmal näher angeschaut und überprüft was sie taugt.
Windows 8 Installation
Da Parallels 8 natürlich für das ganz neue Betriebssystem aus dem Hause Microsoft gedacht ist, werden wir es auch damit testen. Wir haben uns deshalb zu Testzwecken die Demo Build 9200 von Windows 8 direkt von Microsoft als Imagedatei heruntergeladen. Dies ist eine öffentlich zugängliche Datei, die jedermann zum Testen downloaden kann. Als Host setzen wir, wie bereits erwähnt, OS X 10.8.2 (Mountain Lion) ein, was zu dem Zeitpunkt das aktuellste ist.
Parallels Desktop 8, so der vollständige Name, ist wirklich sehr simpel aufgebaut. Ein Assistent bringt uns Schritt für Schritt durch die Installation unserer virtuellen Umgebung. Ein schick gestaltetes Fenster gibt uns zu Beginn schon eine Menge Auswahlmöglichkeiten. Wer möchte, kann hier direkt ein jeweiliges Betriebssystem herunterladen. Neben einer Windows 8 Demo bietet uns Parallels Chrome OS, Android und Ubuntu an. Dies scheinen die beliebtesten Betriebssysteme zu sein, die der Hersteller für uns ausgewählt hat. Dem User werden direkt beim Start drei mögliche Optionen zur Auswahl gestellt. Da wir Windows als Imagedatei haben und nicht Boot Camp nutzen wollen entscheiden wir uns letztendlich für den ersten Punkt. Nach der Dateiauswahl und dem Überspringen der Eingabe des Product-Keys gelangen wir zur Integration von Parallels. Der große Vorteil von Parallels gegenüber der Konkurrenz ist nämlich die nahtlose Fusion von Host- und Gast-OS. Kurzum, Windows integriert sich direkt in OS X. Natürlich kann man bei belieben auch den Fenstermodus wieder verwenden. Hat man diesen aber am Anfang gewählt und möchte später switchen, kommt man nicht herum, die Parallels Tools nachträglich zu installieren, was problemlos über das Menü funktioniert.
Nachdem alles soweit eingestellt wurde, kann die Installation von Windows 8 beginnen. Diese dauert natürlich etwas länger als auf einem realen Rechner, da wir ja nur virtuell arbeiten. Zu unserer vollsten Zufriedenheit lief alles einwandfrei durch und Windows war Startbereit.
Bedienung
Nun waren wir also bereit für den ersten Start. Windows 8 benötigt am Anfang erstmal ein paar Minuten, um die Apps einzurichten. Ist dies geschafft, erwartet uns die neue Oberfläche mit all ihren bunten Kacheln. Von jetzt an stehen uns die Funktionen von Windows 8 in dem virtuellen Fenster zur Verfügung. Weiterhin haben wir die Möglichkeit, Windows 8 komplett in den Vollbildmodus zu schalten und so bei Bedarf bequem zwischen dem OS X Schreibtisch und dem Windows Desktop hin und her zu schalten.
Im virtuellen Fenster hingegen haben wir noch eine Möglichkeiten mehr. Am unteren Rand ist der zentrale Schaltknopf für den Standby-Modus und Einstellungssymbole für virtuelle Hard- und Software. Beispielsweise ist es möglich, Windows mehr CPU Kerne zuzuweisen, den Arbeitsspeicher zu erhöhen oder die verwendete DirectX-Version zu bestimmen. Hier macht es wirklich Sinn, sich mit den Einstellungen mehr zu beschäftigen, denn damit lässt sich auch allerhand Performance heraus holen.
Wenn man jetzt nochmal genau auf die Menüleiste schaut sieht man, dass ganz rechts sich die Parallel Tools installieren lassen. Wir sprachen vorhin ja von einem integrierten Modus, also wo die virtuelle Oberfläche direkt in OS X angezeigt wird, ohne extra Fenster. Genau dafür benötigen wir diese Tools. Erst dann lässt sich der Darstellungsmodus Coherence-Modus aktivieren (hat man am Anfang „Wie ein Mac“ gewählt werden die Tools schon zu beginn installiert). Windows integriert sich jetzt komplett. Wir sehen im Dock ein zusätzliches Ordnericon mit Windows Optionen, außerdem verstecken sich im oberen Panel jetzt das Parallels Symbol und die Windows Taskbarsymbole. Mit einem Rechtsklick auf das Parallels-Symbol können wir direkt auf die Oberfläche zugreifen und unsere Apps starten. Öffnen wir jetzt beispielsweise den Internet Explorer, dann erscheint direkt der Browser in OS X, ganz ohne Extrafenster. Damit wir den Überblick zwischen dem virtuellen Rechner und dem Host nicht verlieren wird im Dock auch ein Parallels-Icon angezeigt.
Virtuelles OS - Sinn oder Unsinn
Ob man jetzt virtuell sein Glück versucht oder doch lieber auf eine richtige Partition setzt, muss jeder selbst durch testen heraus finden. Wer gerne den virtuellen Weg gehen möchte um Spiele zu spielen oder hochrangige Videobearbeitung zu machen, der kann die ganze Sache sofort abblasen. Immerhin greift die Software nicht direkt auf die Hardware zu, sondern emuliert diese. Dagegen kleine Kartenspiele oder der Officebereich werden gut unterstützt. Interessant ist das virtuelle Betriebssystem vor allem für diejenigen, die nur ein oder zwei Programme laufen lassen wollen, welche nicht unter OS X laufen. So braucht man nicht jedes mal neu zu booten.
Fazit
Das neue Parallels 8 hat hauptsächlich Optimierungen unter der Haube zu verzeichnen. Die größte Neuerung ist aber wohl die Unterstützung von OS X 10.8 und Windows 8. Parallels punktet vor allem mit der gelungenen Integration in OS X und der sehr einfachen Bedienung. Der selbsterklärende Assistent ist speziell für Anfänger im Bereich der Installation eine große Hilfe. Einen kleinen Negativpunkt stellt aber der Herstellerpreis dar. Mit 95,19€ (Stand: 17.12.2012) ruft Parallels einen stolzen Preis auf. Ein Preis, den man bereit sein muss zu zahlen, wenn man so eine nahtlose Integration möchte. Wer lieber auf die teure Lizens verzichten möchte und trotzdem gerne mal ein virtuelles Betriebssystem ausprobieren will, dem sei Virtualbox ans Herz gelegt. Nicht ganz so einfach gestaltet, erfüllt auch diese ihren Zweck und zwar, ein virtuelles Betriebssystem aufzusetzen.
Alles in allem bleibt am Ende zu sagen, dass Parallels 8 ein gutes Programm ist mit dem man definitiv angenehm und auch schnell arbeiten kann und, das ist die Hauptsache, vielseitige Möglichkeiten zum Optimieren der virtuellen Hardware.