Besonders mit Lego Star Wars konnte man sich einen Namen machen und dank des oftmals gelobten Humors so einige Fans um sich scharen. Auf diesen Titel folgten weitere Abenteuer, die sich allesamt auf eine bekannte Lizenz gestützt haben. Nun verlässt man sich mit Lego City Undercover wieder einmal auf die eigenen Stärken und zeigt, dass es nicht immer ein großer Name sein muss, um qualitative Unterhaltungskost bereitzustellen.
Lego City Undercover Chase McCain (Bild © Nintendo)
Der Name von Lego City Undercover gibt bereits einen Hinweis darauf, dass es sich dieses Mal um Polizeiarbeit drehen könnte. Und in der Tat schlüpft man in die Rolle eines einst gefeierten Helden. Hauptcharakter Chase McCain hat jedoch schon weitaus bessere Zeiten erlebt. Die Lorbeeren für das Einbuchten seines Erzrivalen wurden von einem anderen Cop kassiert und dann hat Chase ausgerechnet die Identität seiner Liebschaft preisgegeben, die vor Gericht als Kronzeugin für den Fall geladen war. Peinlich, peinlich also.
Lego City Undercover Kletterstangen (Bild © Nintendo)
Um dem Trubel um seine Person ein wenig zu entgehen, ist er aus der Stadt geflüchtet und hat sich erst mal anderen Dingen gewidmet. Doch die Vergangenheit holt den Polizisten wieder ein, als ausgerechnet Rex Fury, seines Zeichens Oberbösewicht von Lego City, erneut aus dem Gefängnis ausbricht. Damit ist unter anderem auch wieder einmal die potenzielle Freundin des Protagonisten in Gefahr, womit Chase die Chance hat, alles doch wieder gutzumachen. Die klassische Story eines geläuterten Helden könnte man meinen.
Tatsächlich bietet die Handlung von Lego City Undercover wenige Überraschungen und fischt in seichten Gewässern. Doch hat man es hier wohl kaum auf tiefgreifende Erfahrungen abgesehen. Der Titel beweist dennoch, dass man eine Geschichte auch ohne die dazugehörige Lizenz erzählen kann, denn trotz der simplen Einlagen kann die Storyline besonders beim jüngeren Publikum Gefallen finden. Dies liegt insbesondere am einfachen Humor, der vor einer Vielzahl an flachgehaltenen Witzen kaum zurückschreckt. Während einige Sprüche durchaus auch älteren Semestern ein Lächeln auf das Gesicht zaubern werden, enden viele Anekdoten als Rohrkrepierer. Dennoch haben sich die Entwickler sichtlich Mühe gegeben und verweisen mit kleinen Anspielungen immer wieder auf bekannte Werke.
Lego City Undercover Cabrio (Bild © Nintendo)
Eine Spielszene findet beispielsweise in einem Dojo statt und erinnert stark an Matrix, während aufmerksame Spieler bereits in einer der ersten Episoden eine Nachahmung des Films "Die Verurteilten" finden werden. Solche Witzeleien zielen ganz klar auf abgeklärtere Herrschaften ab, womit also für jeden etwas dabei sein sollte.
In Lego City Undercover steuert der Spieler Chase aus der Third-Person-Perspektive. Dazu braucht es im Grunde nur wenige Tasten. Man springt, klettert und kämpft gegen befeindete Klotzfiguren. Die Scherereien sind in einem sehr kleinen Rahmen gehalten und beinhalten damit ein ziemlich simples Kampfsystem, das durchaus einige Angriffsmuster mehr hätte vertragen können. Ansonsten gehen alle Bewegungen flüssig von der Hand. Zwar hopst die Spielfigur in einigen Situationen gerne mal am angestrebten Punkt vorbei, doch liegt dies meist an der eigenen Unachtsamkeit.
Lego City Undercover GamePad (Bild © Nintendo)
Die Funktionen des Nintendo Wii U-Gamepads finden auch in diesem Videospiel Verwendung. In erster Linie dient der Bildschirm als eine Umgebungskarte und zeigt einem damit alle in der Nähe befindlichen Ziele an. Außerdem trudeln eingehende Anrufe ein, die dann auf dem Controller angezeigt werden. Einige Missionen erfordern zudem besondere Techniken. Chase kann als Polizist Verdächtige fotografieren oder gar abhören. Dazu zielt man mittels Bewegungssensor auf den Bildschirm und bewegt den Controller in die gewünschte Richtung. Wenig aufdringlich und damit weitestgehend passend präsentieren sich diese Funktionen.
Das neueste Lego-Abenteuer verfügt über eine recht weitläufige Spielwelt, die sich über mehrere Inseln erstreckt. Wer aufmerksam beobachtet, wird dabei anleihen berühmter Städte wie etwa San Francisco finden. Autos, Personen und bestimmte Objekte wurden in der Klotzoptik gestaltet, während der Großteil der Areale recht normal daherkommt. Man bewegt sich durch Gefängnisse, Museen und andere nette Umgebungen. Insgesamt kann der buntgehaltene Titel aber kaum mit aktuellen Projekten konkurrieren. Irgendwie mangelt es dem Spiel an Details und am Feintuning. Das wird etwa beim Fahren eines der vielen zur Verfügung stehenden Gefährte klar. Egal ob mit dem Boot, Helikopter oder Auto, selbst mit aktivierten Boost will kein Gefühl von Geschwindigkeit aufkommen.
Lego City Undercover Feuerwehrauto (Bild © Nintendo)
Zudem kommt es immer wieder dazu, dass Objekte beziehungsweise Gebäude im Hintergrund plötzlich auftauchen und ebenso ist an vielen Stellen ein Kantenflimmern auszumachen. Ansonsten ist die Optik mit den bereits bekannten Lego-Ablegern vergleichbar - wer auf eine Steigerung gehofft hat, wird auch auf der Nintendo Wii U nicht fündig werden. In puncto Technik stoßen unterdessen auch die Ladeintervalle sauer auf. Wird das Spiel neugestartet oder steht ein Wechsel zwischen Innen- und Außenlevel bevor, dauert es teilweise einige Minuten, bis endlich fortgefahren werden kann.
Die musikalische Untermalung fügt sich stets den einzelnen Themenwelten und unterstützt das jeweilige Szenario sehr gut. Auch die deutsche Synchronisation passt weitestgehend zu den virtuellen Akteuren, was besonders für die Protagonisten gilt. Nur bei den Nebenfiguren ist die Leistung stark schwankend.
Lego City Undercover Schiff im Wasser (Bild © Nintendo)
Ähnlich der Grand Theft Auto-Reihe kann man sich gänzlich frei in der Stadt bewegen, wobei bei weitem nicht so viele Nebenaufgaben und Easter-Eggs auf einen warten. Dafür gibt es aber eine ordentliche Palette an Minispielen. Diese sind zwar meist nur durch einfaches Knöpfedrücken zu absolvieren, wohingegen das fleißige Sammeln der Steinchen motivierender erscheint. Die so genannten Supersteine verstecken sich nämlich überall in den Weiten der Lego-Welt. Sie dienen dazu, spezielle Bauten zu errichten und somit das Bild der Stadt teilweise zu verändern. Neue Rufsäulen, um Autos anzufordern oder missionsspezifische Einrichtungen werden so mit der entsprechenden Anzahl an Steinen per Knopfdruck in Sekundenschnelle hochgezogen.
Lego City Undercover Chase beim Abflug (Bild © Nintendo)
Während der Missionen packt der kleine Spielzeugheld die üblichen Aktionen aus: Man springt und hopst über Abgründe und Kletterpassagen hinweg, baut aus zerstörten Gegenständen neue auf und verschafft sich somit nach und nach einen Weg zum Levelende. Insgesamt zeigen die Aufgaben leichte Abnutzungserscheinungen, was vorrangig am niedrigen Schwierigkeitsgrad liegt. Richtiges Sterben ist kaum möglich und bis auf einige Aufträge ist fast alles ohne größeres Nachdenken zu bewältigen. Doch ein Hinweis, dass nur Kinder vom Spiel angesprochen werden?
Lego City Undercover Chase im Flug (Bild © Nintendo)
Nicht ganz, denn mit dem Undercover-Feature kommt dann doch noch ein wenig Abwechslung ins Geschehen. In verschiedenen Missionen erwirtschaftet sich Chase diverse Kostüme, zwischen denen man ganz einfach per Tastendruck hin- und herwechseln kann. Als Räuber verkleidet verfügt der Spieler etwa über eine Farbpistole, man kann Tresore knacken und Türen aufbrechen. Diese Fertigkeiten braucht man im Verlauf, um voranzukommen, was genauso für die weiteren Kostüme gilt, die abermals spezielle Eigenschaften mit sich bringen. Hat man später einmal alle Kleidungsstücke freigeschaltet, bleibt auch die Alternative, bereits absolvierte Levels erneut zu beginnen. Dort warten nämlich oft Geheimisse, die man mit den anfänglichen Fähigkeiten noch nicht entdecken konnte. Somit ist zumindest für besonders motivierte Nutzer der Widerspielwert gesichert.
Lego City Undercover Hubschrauber (Bild © Nintendo)
Negativ fallen letztlich noch die vielen Fahr- beziehungsweise Laufwege auf. Es ist zwar schön, eine solch große Welt nutzen zu können, doch macht es kaum Sinn, dass die Spielfigur nach einem Neustart immer an der Polizeistation startet. Hatte man zuletzt eine Mission begonnen, muss daraufhin nämlich oft eine recht lange Reise in Kauf genommen werden. Da ist Frust schon mal vorprogrammiert.
Lego City Undercover schafft den Spagat zwischen anspruchsvollem Videospiel und Unterhaltungssoftware, die sowohl Jung als auch Alt anspricht, leider nicht gänzlch. Der Ansatz ist da und man kann mit definitiv sagen, dass der Titel trotz eindeutiger Schwächen immer noch ein ziemlich solider Open-World-Spaß ist. Dennoch ist es schade, dass das vorhandene Potenzial nicht vollkommen ausgereizt wurde. Wieso wurde das Gamepad nicht für die vielen Minispiele genutzt? Weshalb hat man nicht auch ein paar anspruchsvolle Rätsel implementiert? Und was zur Hölle sollen diese ewiglangen Ladezeiten? Das sind nur einige Fragen, die sich nicht hinreichend klären lassen. Wenn man darüber aber hinwegsehen kann und womöglich schon mit den anderen Lego-Titeln auf Tuchfühlung gegangen ist, wird man auch an dieser Stelle keinem Fehlkauf ausgeliefert sein.
Lego City Undercover (Bild © Seilbahn)
Stärken des Spiels:
- Umfangreiche Spielwelt
- Gelungene Anspielungen auf bekannte Werke
- Erhöhter Wiederspielwert
- Passender Einsatz der verschiedenen Kostüme
Schwächen des Spiels:
- Viel zu lange Ladezeiten
- Unnötige Wege und Fahrtstrecken
- Schwierigkeitsgrad bietet nur bedingten Anspruch
- Gamepad-Potenzial nicht hinreichend genutzt
Insgesamt erhält Lego City Undercover von uns die folgende Wertung:
Lego City Undercover Award (Bild © PCMasters.de)