Cloudberry Kingdom (Bild © Pwnee Studios)
Die Plattform Kickstarter besteht nun bereits seit einiger Zeit und konnte sich mit ihrem Modell durchaus etablieren. So konnten schon unzählige verschiedene Produkte durch die Gelder der Fans finanziert werden. Immer häufiger findet man dort auch Videospielkonzepte vor, die von unbekannten oder manches Mal auch berühmteren Entwicklern vorgestellt werden. Cloudberry Kingdom hat sich ebenfalls bei Kickstarter versucht. Der Titel zeigte schon vorab ehrgeizige Züge, schließlich versprechen die Macher ein ganz einzigartiges Erlebnis, da die allermeisten Levels zufallsgeneriert daherkommen sollen. Doch da stellt sich so mancher Spieler natürlich die Frage, ob dies bei einem Plattformer tatsächlich machbar ist.
Doch die Idee scheint durchaus positive Resonanz hervorgerufen zu haben, denn die Entwickler konnten sich mit dem Publisher Ubisoft einen bekannten und vor allem reichweiten starken Partner ins Boot holen, der das Videospiel nun für verschiedene Systeme als Download veröffentlicht hat. Besitzer von PC, PlayStation 3, Xbox 360 und Nintendo Wii U können ihr Glück im rasanten Abenteuer also versuchen. Eine Version für die PlayStation Vita soll darüber hinaus noch in diesem Jahr folgen.
Die Handlung von Cloudberry Kingdom dreht sich um den kleinen Helden Bob. Der Recke mit dem großen Kopf ist eigentlich schon im Ruhestand. Das hat er sich auch redlich verdient, schließlich hat er die überaus gelangweilte Prinzessin bereits etliche Male vor dem Unheil bewahrt und immer wieder aus den fiesen Fängen des bösen Königs befreit. Doch wie es scheint, muss Bob noch ein weiteres Mal zur Hilfe eilen, denn der König hat sich der Prinzessin erneut habhaft gemacht.
Dieser Rettungsversuch geht allerdings gewaltig schief. So startet das Spiel mit einer kleinen Zwischensequenz, die Bob im Würgegriff seines Erzfeindes zeigt. Die Prinzessin gibt sich derweil gewohnt gelangweilt und spottet über die mäßige Hilfe. Eine Kopfnuss später landet der Protagonist auch schon im Meer und muss sich nun seinen Weg zurück bahnen, um die Prinzessin doch noch in Sicherheit bringen zu können.
Gesprochen wird Bob übrigens von Schauspieler Kevin Sorbo, der den meisten Leuten vermutlich aus den inzwischen etwas älteren TV-Serien Herkules (als Herkules) und Andromeda (als Captain Dylan Hunt) bekannt sein dürfte. Zum besseren Verständnis gibt es deutsche Untertitel, allerdings ist dies nicht ganz so wichtig, denn in Sachen Handlung bietet Cloudberry Kingdom nur wenige Einlagen. So erfährt man nur nach längeren Spielphasen wie es weitergeht. Der Titel will aber ohnehin keine epische Geschichte darbieten. Dass sich der Plattformer nicht allzu ernst nimmt, wird bereits im Intro klar und daher konzentriert sich das Geschehen voll und ganz auf das Gameplay.
Cloudberry Kingdom bietet überwiegend bunte Bilder. Man hat versucht, möglichst kräftige Farben einzubauen und das ist den Machern durchaus gelungen. Ein Grafikwunder sollte man sicherlich nicht erwarten, doch die Gestaltung ist zweckdienlich und für das Genre passend ausgewählt worden. Die Welten sind zumeist unterschiedlichen Themen wie den Bergen oder dem Meer zugeordnet und dementsprechend verändert sich auch die Farbgestaltung. Die Gegnertypen und Hindernisse sind zumeist recht lustig ausgefallen, wenngleich deren Anzahl insgesamt eher begrenzt ist, dennoch ist vor allem das Design von Bob selbst gelungen.
Der Spieler hat die Möglichkeit, seinem Recken unterschiedliche Kostüme und Kopfbedeckungen zu geben. Das sorgt dann schon manches Mal für schmunzelnde Gesichter, wenn Bob etwa mit Hasenohren durch die Levels hüpft. Wichtig wird dieser Punkt vor allem sobald man mit mehreren Personen spielen möchte, da man die Figuren so deutlich besser auseinanderhalten kann. Dennoch ist die Übersicht gerade im Mehrspielermodus kaum gegeben, weshalb jeder selbst schauen muss, ob man mit diesem Part etwas anfangen kann.
In Sachen Musikuntermalung bietet das Spiel überdies einige sehr ungewöhnliche wenn auch dynamische Klänge, die dem Geschehen aber ziemlich passend zugeordnet sind. Von rasanten Technomelodien bis hin zu Gitarren-lastigen Sounds bekommt man vor allem drückende Stücke auf die Ohren. Dabei wäre es schön gewesen, hätte man die Abwechslung an dieser Stelle etwas größer geschrieben, denn bereits nach kurzer Zeit wiederholen sich die Lieder, woraufhin es spätestens nach einigen Stunden zu Abnutzungserscheinungen kommt.
Cloudberry Kingdom ist als simpler Plattformer aufgebaut, der in Sachen Steuerung keine großen Herausforderungen an den Spieler stellt. So benötigt man im Grunde nur das Steuerkreuz beziehungsweise den Analogstick und eben die Taste zum Springen. Der Spieler hüpft über Abgründe und sich bewegende Hindernisse und muss letztlich von links nach rechts, um dort den Ausgang des Abschnitts zu erreichen, womit wiederum ein weiteres Areal freigeschaltet wird.
Vor allem zu Beginn braucht man kaum Geschick, um den Abenteuer-Modus zu bestehen. Das soll sich allerdings rasant ändern, denn der Schwierigkeitsgrad zieht schnell an und man selbst kann dann schon mal arg in Bedrängnis kommen, einen Abschnitt überhaupt zu Ende zu bringen. Die Hindernisse werden nämlich nach und nach schneller sowie zahlreicher und stellen einen damit vor knifflige Aufgaben. Doch abgesehen von diesen Erschwernissen ändern sich mit der Zeit immer mal wieder die Sprungeigenschaften von Bob. Mal wird man etwa an ein rollendes Rad gefesselt oder der Recke hüpft plötzlich mit einem Jetpack oder gar einem Springpferd umher. Von diesen Variationen gesellen sich im Verlauf des Spiels einige hinzu und halten die Abwechslung damit fast jederzeit hoch.
Letztlich liegt es aber an der Motivation des Spielers selbst, ob man die zahlreichen Levels absolvieren möchte, denn oft kratzt das rasante Gameplay an der Frusttoleranz, womit sicherlich nicht jeder glücklich werden wird. Zwar hat man durch das Sammeln der überall verteilten Kristalle etwa die Möglichkeit, das Spielgeschehen für kurze Zeit zu verlangsamen oder sich einen Idealpfad durch das Level anzeigen zu lassen, doch das erleichtert die Angelegenheit nur teilweise. Während es im Abenteuer-Modus mit den vorgefertigten Arealen noch recht gesittet zugeht, können die anderen Modi noch sehr viel mehr Ehrgeiz oder eben Frust aus dem Spieler herauskitzeln. In weiteren Minispielen geht es beispielsweise gegen die Zeit oder aber man hat eine bestimmte Anzahl an Leben, die es zu erhalten gilt.
Besonders interessant ist dabei die Tatsache, dass die Abschnitte allesamt zufallsgeneriert sind und sich auf die Fähigkeiten des Spielers einstellen. Damit bekommt man immer wieder neue Herausforderungen geboten, die man im freien Modus dann noch einmal individualisieren kann. Dieser Part gibt einem nämlich die Alternative, unter anderem die Länge des Levels oder die Anzahl der Feinde genau einzustellen. Für Langzeitmotivation dürfte also ausreichend gesorgt sein.
Cloudberry Kingdom ist kein Mario oder Donkey Kong, vielmehr haben die Macher versucht, mehr Anspruch und damit größere Motivationsanreize zu geben. Das ist den Entwicklern größtenteils auch gelungen, wenngleich vermutlich nicht jeder mit einer so hohen Frustgrenze daherkommen wird. Der Titel ist damit besonders für Spieler geeignet, die eine ausgiebige Herausforderung suchen, gerne durch bunte Umgebungen hopsen und sich nicht allzu sehr auf das Drumherum konzentrieren. In seiner eigenen Welt funktioniert Cloudberry Kingdom sehr gut und damit kann man das Videospiel durchaus als eine positive Ergänzung des Genres ansehen. Der Titel ist für einen Preis von ca. 9 Euro zu haben.
Stärken des Spiels:
- Dynamische Areale
- Recht üppiger Umfang
- Hübsche Aufmachung
- Interessantes Konzept
Schwächen des Spiels:
- Mehrspielermodus unübersichtlich
- Teils sehr frustreich
- Nur wenige Musikstücke
Insgesamt erhält Cloudberry Kingdom von uns folgende Wertung: