Lian Li PC-Q27B Front (Bild © PCMasters.de)
Doch was zeichnete das Q07 rückblickend eigentlich aus? Die kompakten Abmessungen – geschenkt! Sie ermöglichten eine gute Transportfähigkeit und den Betrieb in noch so kleinen Schreibtisch-Nischen. Das edle, wohnzimmertaugliche Aussehen – ohne Zweifel auch das. Mit Sicherheit nicht zuletzt aber auch der Preis, welcher zuletzt in den Regionen unter 50€, wohlgemerkt für ein Aluminiumgehäuse, rangierte. Welche dieser Eigenschaften auch das Q27 auf sich vereinen kann, werden wir im Folgenden für euch herausfinden.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei Caseking für die problemlose Bereitstellung des Testmusters.
Schon auf den ersten Blick lässt sich das PC-Q27 als typisches Lian Li identifizieren – als Material dient außen durchgängig gebürstetes Aluminium, die Form wird von einer geradlinigen Linienführung und rechten Winkeln dominiert. Im Vergleich zum Vorgänger fällt dies besonders beim Blick auf die Oberseite auf, welche nun nicht mehr in einem Bogen zu Front und Heck verläuft, sondern auf allen Seiten durch klare Kanten begrenzt wird. Abgerundet wurden im Gegenzug die vier vertikalen Kanten, was für ein aufrechteres, erwachseneres Auftreten sorgt.
Beim Blick auf die Front fällt zunächst der 5,25“-Schacht auf, dessen Blende zwar ebenfalls aus Aluminium besteht, dies jedoch nur solange, bis ein passendes Laufwerk eingeschoben werden soll. Dafür muss eben jene Blende entfernt werden. Was bleibt, ist das Plastik, welches den Großteil aller optischen Laufwerke „schmückt“. Eine Aluminiumblende mit Auswurfmechanismus, die sich an einigen anderen, zugegebenermaßen höherpreisigen, Lian Li-Gehäusen wiederfindet, wäre unserer Ansicht nach an dieser Stelle die elegantere Lösung gewesen.
Weiterhin befindet sich das I/O-Panel nicht länger in der Mitte der Front, sondern im vorderen Bereich des rechten Seitenteils und besteht nunmehr aus zwei USB 3.0-Buchsen. Zeitgemäß, denn beim Q07 waren es, eine erst zu Beginn dieses Jahres erschienene Version ausgenommen, noch zwei Vertreter der USB 2.0-Norm. Schade ist allerdings, dass weiterhin HD-Audio-Anschlüsse fehlen. Für das letzte Quäntchen an Symmetrie und optischer Ruhe an der Front sorgt der An/Aus-Schalter, der in der Mitte der Front platziert wurde und sich im Gegensatz zum Vorgänger nicht mehr farblich abhebt.
Während das Heck auch weiterhin von diversen Belüftungsschlitzen durchsetzt bleibt, zeigen sich Seitenteile und Top-Cover nun komplett „clean“, da sich die Zugänge für Frischluft nunmehr auf der Unterseite befinden und somit im Normalbetrieb unsichtbar sind. Hierfür steht das Gehäuse nun etwas erhöht auf Standfüßen, die auf den ersten Blick ohne Unterbrechung aus dem Aluminium der Vorder- und Rückseite auslaufen. Dieser Eindruck täuscht jedoch, denn letzten Endes steht das kleine Lian Li auf vier Gummifüßen – Entwarnung für alle Besitzer von kratzempfindlichen Tischen. Rein optisch ist dies insgesamt zweifelsohne eine edle Lösung, was für Auswirkungen sich jedoch auf die Kühlung ergeben, wird später noch zu klären sein.
Bis hierhin enttäuscht uns das Q27B jedoch nicht, im Gegenteil. Es präsentiert sich als typisches Lian Li, folglich bewegen sich Materialgüte, Steifigkeit Verarbeitung und Spaltmaße auf allerhöchstem Niveau.
Unser erster Eindruck beim Blick ins Innere? „Eng, aber nicht unpraktisch“ trifft es wohl ganz gut. Trotz der relativ kompakten Abmessungen finden sich nämlich nicht nur Montagemöglichkeiten für ein ITX-Mainboard sowie ein ausgewachsenes ATX-Netzteil. Nein, auch bis zu vier Festplatten, wahlweise im 2,5“- oder 3,5“-Format, lassen sich im Q27 verstauen. Aber der Reihe nach:
Anders als beim Vorgänger wird das Mainboard nun nicht mehr zunächst mit dem rechten Seitenteil verschraubt und später mit diesem zusammen eingesetzt, denn Lian Li setzt nun anscheinend auch im ITX-Sektor auf jene Montageschienen, die erstmals beim im Februar vorgestellten PC-9N Verwendung fanden. Der Netzteileinschub gleicht dagegen dem des Q07 extrem, allerdings ist es – unter anderem aufgrund der fehlenden Perforierung des Seitenteils – nun wohl auch offiziell vorgesehen, dieses mit dem Lüfter nach innen zu montieren und somit für eine aktive Belüftung des Innenraums zu sorgen. Ergänzend lässt sich bei demontierter Festplattenhalterung im Boden ein Lüfter mit 120 oder 140 Millimetern Kantenlänge einsetzen, wobei Lian Li an dieser Stelle leider am Staubfilter spart.
Den bereits angesprochenen Montageplatz für Festplatten im Boden gab es in ähnlicher Form bereits beim Q07. Neu sind die Befestigungsmöglichkeiten an der Vorderseite, die durch das simple Verschieben des I/O-Panels an das rechte Seitenteil zustande kommen – intelligent gelöst, denn in Zeiten von SSDs fürs System und HDDs für Daten schaden zusätzliche Möglichkeiten nie.. Neu ist außerdem, dass der 5,25“-Schacht anstelle eines entsprechenden Laufwerks auch eine 3,5“-Festplatte aufnehmen kann.
Ein wenig schade finden wir indes, dass das Heck lediglich mit einem Erweiterungsslot aufwarten kann, obwohl das Einlassen eines weiteren Slots an dieser Stelle augenscheinlich kein allzu großes Problem gewesen wäre. Zwar bieten handelsübliche ITX-Mainboards ohnehin nur einen Steckplatz für Erweiterungskarten, doch wird die Auswahl so künstlich auf Single-Slot-Karten begrenzt. Darüber mag vielleicht der Großteil der angepeilten Zielgruppe hinwegsehen, doch hätte man diese Option durchaus zur Verfügung stellen können, unmöglich wäre es nicht gewesen.
Nichtsdestotrotz wollen wir fair bleiben und das Q27 als das Office- und HTPC-Gehäuse sehen, als das es die meisten Kunden wohl auch kaufen werden. In dieser Hinsicht bleibt das Addieren weiterer Festplattenbefestigungen als sinnvoll und alles Übrige als überaus zweckmäßig zu konstatieren.
Zunächst ein Blick auf den Lieferumfang: Diesem gehören nicht nur die obligatorischen Montageschrauben, einige Kabelbinder, Gummitüllen zur Laufwerksentkopplung, ein Pico-Speaker sowie eine selbstklebende Kabelklammer an, sondern erfreulicherweise auch ein USB-3.0-zu-USB-2.0-Adapter, der auch Besitzern älterer Mainboards ohne internen USB 3.0-Anschluss die vollständige Nutzung des Frontpanels ermöglicht.
Für den Einbau der Hardware ist es anfangs erforderlich, das linke Seitenteil abzunehmen. Anders als beim Q07, bei dem dafür noch sechs Schrauben einzeln herauszuschrauben waren, langt nun das Herausdrehen einer einzelnen Schraube. Dies erleichtert diesen Montageschritt und besonders den Wiedereinbau ungemein, da die Seitenteile nun nicht mehr „freischwebend“ auf die Schraublöcher ausgerichtet, sondern schlicht eingeschoben werden müssen und dann bereits an der richtigen Stelle sitzen. Positiv fällt an dieser Stelle weiterhin auf, dass die übrigen vier Schrauben an beiden Seitenteilen jeweils mit Torx-Gewinden ausgerüstet sind, was Verwechslungen und unabsichtliches Herausdrehen vermeidet.
Das Einsetzen des Mainboards gestaltet sich dagegen schwieriger als erwartet. Da die vier Montagepunkte nun nämlich innerhalb des Gehäuses gelegen sind, muss das Mainboard bei beengten Verhältnissen zunächst behutsam ausgerichtet werden, damit die Schrauben angezogen werden können. Wer dafür keinen Magnetschraubendreher verwendet, wird nach kurzer Zeit aufgeschmissen sein. Wer eine der Schrauben aus anderen Gründen verliert, ebenfalls, denn in beiden Fällen gestaltet sich die folgende Rückholaktion insbesondere für Männerhände als eine frickelige Kleinstarbeit. Doch auch dieser Arbeitsschritt geht prinzipiell schnell von der Hand.
Auf den Einbau des Mainboards folgt die Montage der verschiedenen Laufwerke, welche sich denkbar unkompliziert gestaltet: Zunächst wird das zu verbauende Laufwerk, egal ob 2,5 oder 3,5 Zoll, mit vier Antivibrationspads verbunden und dann einfach an diesen in die jeweilige Halterung eingeschoben, was schnell erledigt ist. Zum Fixieren des optischen Laufwerks legt Lian Li vier Rändelschrauben bei, weshalb sich dieser Arbeitsschritt werkzeuglos durchführen lässt.
Abgeschlossen wird der Zusammenbau durch das Einsetzen des Netzteils. Hierfür wird dieses zunächst außerhalb des Gehäuses mit dem dafür vorgesehenen Montagerahmen versehen und nach fertiggestellter Verkabelung in das fertige System eingeschoben und – ebenfalls werkzeuglos mit Rändelschrauben – fixiert. Dieses Konzept ist bereits vom PC-Q07 sowie weiteren ITX-Gehäusen aus dem Hause Lian Li bekannt und hat sich dementsprechend bewährt, nicht zuletzt, da es dem Nutzer für ein Gehäuse dieser Größe noch relativ viel Platz beim Verlegen der Kabel lässt.
Positiv hervorheben müssen wir auch das Handbuch, das mit einer A4-Doppelseite pro Sprache zwar knapp und sachlich ausfällt, aber dennoch jeden Arbeitsschritt anhand mehrerer Schwarzweiß-Abbildungen erklärt und keine relevante Information ausspart. Interessant ist an dieser Stelle übrigens, dass Lian Li selbst den Einbau eines Staubfilters sowie einer Aluminium-Frontblende schildert und für entsprechende Produkte aus dem eigenen Hause wirbt. Man scheint sich der Sinnhaftigkeit dieser Features also durchaus bewusst zu sein, hält sie aber dennoch als Zubehör zurück. Ob dies anhand des Preises zu rechtfertigen ist, werden wir in unserer abschließenden Betrachtung beurteilen.
Unser Testsystem baut in diesem Falle auf der Basis des Intel LGA1155 auf. Das Herzstück bildet ein Core i3-2120 mit zwei Kernen zu je 3,30 GHz, der auf einem ASRock H61M-ITX Platz nimmt und durch den Scythe Samurai ZZ-Kühlkörper semi-passiv auf Temperatur gehalten wird. Dieser passt mit nur wenigen Millimetern Luft, denn die maximale Kühlerhöhe liegt bei sieben Zentimetern.
Eine dedizierte Grafikkarte wird nicht verwendet, da die Benutzung der integrierten HD2000-Grafikeinheit ein realistischeres Testszenario darstellt. Wer eine verwenden wollte, müsste hier ein Produkt mit höchstens 195mm Länge aussuchen. Als Speichermedien werden eine Seagate Momentus Thin sowie eine Western Digital Caviar Black verwendet, die Stromversorgung übernimmt ein Cougar A300.
Im laufenden Betrieb überzeugt das PC-Q27. Obwohl belegt mit zwei Festplatten, klappert nichts und auch sonst geht vom Gehäuse selbst keinerlei Geräuschentwicklung aus. Hier zeigt sich vorbildlich, wo im tagtäglichen Betrieb der Nutzen einer hochwertigen Verarbeitung liegt. Die Prozessortemperatur unter Vollast testeten wir mithilfe des Programms Prime95 im Maximum-Heat-Modus, welcher ein Szenario simuliert, das im realen Betrieb kaum auftritt. Bleiben die Temperaturen hierbei also im Rahmen, werden sie dies auch im Normalbetrieb tun. Und genau dies ist der Fall, denn Probleme mit der Prozessortemperatur ruft das PC-Q27 keineswegs hervor. Selbst ohne Gehäuselüfter wird der i3 nicht heißer als 66°C, verwendet man zusätzlich einen langsamdrehenden 140mm-Lüfter, in unserem Falle einen Noiseblocker BlackSilentPro PK-1, sinkt die Maximaltemperatur gar auf 59°C. Diese Werte können sich für ein Gehäuse dieser Größe in Kombination mit einem nicht aktiv belüfteten CPU-Kühler durchaus sehen lassen und bieten durchaus Luft für noch leistungsfähigere Komponenten, als wir sie verwendeten.
Abschließend können wir dem Lian Li PC-Q27 ein überwiegend positives Zeugnis ausstellen. Die Verarbeitungsqualität ist tadellos und erlaubt sich keinen Ausrutscher nach unten. Aufgrund der kompakten Bauweise ist die Auswahl an passender Hardware natürlich begrenzt, doch das liegt in der Natur der Sache. Da das Q27 allerdings keinen Platz im Innenraum verschwendet, sondern seine Außenmaße ohne große Abstriche in diesen überträgt, sollte dieser Aspekt vor dem Kauf zwar gründlich überprüft werden, kann jedoch bei der Bewertung nicht negativ ausgelegt werden.
Lian Li PC-Q27B Front (Bild © PCMasters.de)
Insgesamt sehen wir das PC-Q27 als sinnvolle, wenn auch nicht perfekte Weiterentwicklung des PC-Q07. Positiv fällt in dieser Hinsicht das prinzipiell variablere Kühlsystem auf, was vordergründig durch die Installierbarkeit eines Gehäuselüfters zustandekommt. Auch erfolgt die Belüftung des Gehäuses nun unauffälliger durch Einlässe an Boden und Heck, was die Optik insgesamt beruhigt. Ebenfalls verbessert, sprich vereinfacht und solider, präsentiert sich der Haltemechanismus der Seitenteile, zusätzliche Laufwerkshalterungen steigern den Nutzwert im Vergleich zum Vorgänger.
Lian Li PC-Q27B Award (Bild © PCMasters.de)
Eher zum Schlechteren, weil Komplizierteren, gewendet hat sich dagegen der Einbau des Mainboards, welcher nicht länger auch außerhalb des Gehäuses erfolgen kann, sondern weniger komfortabel intern erfolgen muss. Schade ist darüber hinaus, dass kein zweiter PCIe-Slot realisiert wurde, welcher dem Nutzer selbst die Wahl zwischen einer entsprechenden Erweiterungskarte oder Festplatten im Boden gelassen hätte. Platz wäre, frei dem Sprichwort folgend, nämlich auch in der „engsten Hütte“ gewesen. Eine finale Abrundung der Optik hätte durch vormals erwähnte 5,25“-Blende erfolgen können, doch auch diese fehlt, was angesichts des Preises nach unserem Dafürhalten nicht hätte sein müssen.
Dieser bewegt sich mit rund 58€ (Stand: 08.08.2013), sowohl für das schwarze PC-Q27B als auch das silberne PC-Q27A, laut Geizhals-Preisvergleich nämlich gut 20€ über dem aktuellen Kurs des PC-Q07. Somit will eine Entscheidung zwischen beiden Geschwistern wohl überlegt sein, denn 58€ sind bei alleiniger Betrachtung des PC-Q27 zwar kein überzogener Kurs, ob sich jedoch der Mehrpreis gegenüber dem ebenfalls soliden PC-Q07 lohnt, muss ein jeder anhand der neuen Ausstattungsmerkmale oder schlicht der Optik für sich selbst entscheiden. Wer sich für das Q27 entscheidet, erhält letzten Endes zwar nicht den Preis/Leistungs-Sieger, aber auf jeden Fall ein durchweg solides, hochwertiges, empfehlenswertes Gehäuse mit edler Optik.