Need for Speed Rivals (Bild © PCMasters.de)
Während die Reihe früher zu den beliebtesten Rennspielen überhaupt gehörte, wurden bei den letzten Ablegern immer wieder kritische Stimmen laut. Von unrealistischer Fahrphysik bis hin zu unnatürlichem Sound war eigentlich alles dabei, was man sich vorstellen kann. Need for Speed Rivals setzt auf die aktuelle Frostbite 3 Engine, die wohl in Zusammenhang mit Battlefield 4 jedem schon einmal vor die Augen gekommen sein dürfte. Für Spannung sorgt in erster Linie ein neues Feature: In Need for Speed Rivals kann der Spieler nicht nur als Streetracer die Pisten unsicher machen, sondern er kann auch als Polizist auf die Jagd nach den gefährlichen Vollgas-Akrobaten gehen. Wir klären in unserem Kurztest, ob Need for Speed Rivals ähnlich gut ist, wie Battlefield 4, oder sich in die Reihe eher enttäuschender NfS-Ableger der letzten Jahre einreihen muss. Bevor es jedoch mit dem eigentlichen Test des in Deutschland ab 12 Jahren freigegebenen Racers losgeht, möchten wir an dieser Stelle noch ein Dankeschön an EA für die problemlose Bereitstellung eines Origin-Keys richten.
Optisch macht Need for Speed Rivals nichts falsch. Das Spiel sieht in der PC Version auf höchsten Einstellungen sehr gut aus und weiß mit Licht, Schatten, Wetter und Reflexionen definitiv zu beeindrucken. Das letzte Stückchen des durchaus denkbaren Wow-Effekts bleibt aber auf der Strecke. Das liegt vermutlich daran, dass eine solche Optik schon von Battlefield 4 bekannt ist und sich auch der Unterschied zu den letzten Vorgängern eher in den Details verbirgt, für die man bei vollem Tempo kaum Aufmerksamkeit aufbringen kann. Need for Speed Rivals (Bild © PCMasters.de) Die Lichteffekte sind gut gelungen und entsprechen genau den Erwartungen, die man an einen Racer mit der Frostbite 3 Engine haben darf. Dazu zählt, neben der einfachen Reflektion des Lichts von Autolacken, auch die eine oder andere Spiegelung, und das Licht, das sich seinen Weg durch Äste und Blätter von Bäumen bahnen muss. Auch das Wetter ist optisch gut in Szene gesetzt und lässt die Gipfel von Bergen und gelegentliche Schauer glaubhaft rüberkommen. Zu einem starken Abzug in der Bewertung führt allerdings die Anzahl der Kameraperspektiven, mehr als zwei haben es nämlich nicht ins Spiel geschafft. Auch hier sind vermutlich die Entwickler die einzigen, die wissen, warum man einem Rennspiel eine Onboard-Perspektive oder eine Cockpit-Ansicht verweigert.
Need for Speed Rivals (Bild © PCMasters.de)
Möglicherweise war es einfach kostengünstiger, auf die Modellierung ganzer Cockpits zu verzichten, und das Spiel auf jeden Fall noch vor dem Weihnachtsgeschäft in den Markt zu schieben. Der Sound ist leider nur auf durchschnittlichem Niveau angesiedelt. Das beginnt bei der, nicht für jeden Musikgeschmack geeigneten, Auswahl der ins Spiel integrierten Musik, und endet bei den Motorengeräuschen. Während echte Fahrzeuge teilweise durch ihren charakteristischen Sound zu erkennen sind, oder zumindest ein V8 Motor immer wie ein V8 klingt, wirken die Motorgeräusche in Need for Speed Rivals beliebig und austauschbar. Gekrönt wird diese geringe Qualität von, zumindest gefühlt, permanentem Reifenquietschen und unglaubwürdigen Geräuschen bei Zusammenstößen. Obwohl die beiden Einzeldisziplinen qualitativ deutlich auseinandergehen, ergibt sich am Ende doch eine recht ordentliche Atmosphäre, die zwar nicht fesselt, aber auch nicht enttäuscht. Wer auf Arcade-Racer steht, wird sich hiermit sicher anfreunden können.
Need for Speed Rivals (Bild © PCMasters.de) Ein äußerst wichtiger Aspekt für Rennspiele ist, neben dem obligatorischen Handling, natürlich auch die Fahrphysik. Auch hier ist Need for Speed Rivals, trotz eigentlich großen Potenzials, eher eine Enttäuschung. Keines unserer getesteten GamePads wurde unterstützt. In den GamePad-Optionen wird klar, dass ausschliesslich das Xbox 360 GamePad genutzt werden kann. Was das soll, wissen wohl nur die Entwickler selbst, zumindest eine Unterstützung des generischen Windows-Treibers für GamePads im Allgemeinen hätte man wohl erwarten dürfen. Somit bleibt, trotz zahlreicher Versuche, ein GamePad zu nutzen, nur die Steuerung mit der Tastatur übrig. Naturgemäß leidet hier in erster Linie die Dosierbarkeit von Gas, Bremse und Lenkeinschlag, und so wird das Handling der Fahrzeuge, gerade bei hohen Geschwindigkeiten, zu einem echten Balanceakt. Je voller die Straße ist, desto kniffliger werden Balanceakte und Hochgeschwindigkeitspassagen üblicherweise, so auch in Need for Speed Rivals.<p class="credits float right"> Need for Speed Rivals (Bild © PCMasters.de)</p> Doch nicht nur der mangelnde Support für verschiedene GamePads und die schlechte Dosierbarkeit von Pedalen und Lenkung machen die Fahrphysik zu einem schwer einschätzbaren Abenteuer. Auch die eigentliche Fahrphysik ist eher misslungen. Tippt man kurz auf die Handbremse, versetzt man die leistungsstarken Boliden nicht etwa in einen Drift, nein sie drehen sich praktisch auf der Stelle um 180 Grad. Nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl lässt sich aus der Physik von Need for Speed Rivals ein leichter Drift herausholen.
Ein klassischer Konflikt in Rennspielen, soweit man diesem Genre eine Story zutrauen möchte, ist die Ausseinandersetzung zwischen Rennfahrern und Polizisten. Rennfahrer nehmen an unterschiedlichen Events teil und versuchen, dort Punkte zu sammeln und im Level aufzusteigen. So können Upgrades oder neue Wagen freigespielt werden. Zusätzlich bekommt man die Möglichkeit, neue Wagen oder Upgrades zu kaufen. Need for Speed Rivals (Bild © PCMasters.de) Während man also im Höchsttempo durch die offene Spielwelt fährt, kommt man immer wieder an verschiedenen Events vorbei. Neben Startpunkten für verschiedene Rennen gibt es auch Radarfallen, bei denen man, inzwischen üblich für die Reihe, für eine hohe Geschwindigkeit belohnt wird, oder sogenannte Speedzones, die es möglichst schnell zu durchfahren gilt. Unterwegs sollte man als Racer Konfrontantionen mit Ordnungshütern, deren Fahrzeuge keineswegs untermotorisiert sind, vermeiden. Wird man bei der Raserei von Polizeiautos erwischt, beginnt automatisch eine Verfolgungsjagd, hier winken zahlreichen Punkte, wenn man entkommt, kurz bevor man eigentlich kurz vor der Verhaftung steht. Entscheidet sich der Spieler für die Karriere als Polizist, lautet das oberste Ziel, die Racer zu stoppen. Dabei sind die Ordnungshüter keineswegs zimperlich, Rammstöße und aggressive Manöver gehören zum Grundrepertoire von Polizisten in Need for Speed Rivals. <p class="credits float right"> Need for Speed Rivals (Bild © PCMasters.de)</p> Die Hauptaufgabe besteht in diesem Modus darin, durch die Gegend zu Fahren und an bestimmten Orten Events auszulösen, oder aber auf Funksprüche zu reagieren, um sich einer scheinbar gerade gestarteten Verfolgungsjagd anzuschließen. Neben mehr oder weniger gezielten Rammstößen können die Raser auch mit verschiedenen technischen Hilfsmitteln gestoppt werden. Doch auch den Racern stehen technische Hilfsmittel zur Verfügung. Während die Ordnungshüter auf Straßensperren, EMP-Kanonen und Nagelbänder setzen, können die Rennfahrer zum Beispiel sogenannte Betäubungsminen einsetzen, um das Polizeiauto kurzzeitig stark ausbremsen zu können. Insgesamt bietet der auch online führbare Kampf zwischen Racern und Polizisten ein relativ unverbrauchtes Setting, und sorgt für einige lustige Momente. Kleine internetgestützte Events, wie Toplisten für die verschiedenen Speedzones, sorgen zudem für einen gewissen Wettbewerbscharakter unter Freunden. Einen gewissen Coolness-Faktor hat das Herumfahren mit Sportwagen im Polizeidienst auf jeden Fall, wer gerne Verfolgungsjagden in Filmen oder Polizeidokumentationen beobachtet, wird hier sicher Spaß haben.
Need for Speed Rivals Award (Bild © PCMasters.de)
Das Ende dieses Kurztests bildet, für den geneigten Leser wird dies keine besondere Überraschung sein, das Fazit. Need for Speed Rivals bietet zwar einige Highlights, wie die fleißige Integration von Onlinefeatures, oder die Frostbite typische Grafikpracht, aber es hat auch mit Schwachpunkten zu kämpfen. Während die Grafik, die offene und umfangreiche Spielwelt sowie die verschiedenen Spielmodi bzw. Renntypen gut gelungen sind, und in ihrem Arcade-Stil durchaus zu unterhalten wissen, trüben der Sound, die stellenweise extrem "arcadige" Physik und die völlige Abwesenheit von Handlung und Spieltiefe das Bild leider deutlich. Mit einem Xbox 360 Controller werden Fans von Arcade-Racern sicher auf ihre Kosten kommen. Wer auf komplexe Rennspiele steht, nachvollziehbare Spielziele bevorzugt oder auf eine etwas realistischere Physik wert legt, sollte diesen Titel lieber auslassen. Insgesamt bekommt Need for Speed Rivals, nach Abwägung aller Stärken und Schwächen (die wichtigsten findet ihr unten in einer Übersicht), von uns eine Wertung von 74%. Die Stärken von Need for Speed Rivals:
- Tolle Grafik
- Große und offene Spielwelt
Die Schwächen von Need for Speed Rivals:
- Schwacher Sound
- Wenig Spieltiefe