Mit dem neuen Midi Tower will Corsair grundsolide Features bieten und verzichtet für den teils ruppigen LAN Alltag eines Gamers fast vollständig auf Kunststoff. Doch bei weitem nicht jeder mag es dabei auch noch Olivgrün. In dieser Sache macht Corsair einen kleinen Stilbruch und bietet das Gehäuse auch in den Farben schwarz und weiß an. Wir sind glücklich darüber, denn nach dem Asus, MSI und andere Hersteller mit militärischen Grafikkarten und Mainboards auf den Platz getreten waren, fragte man sich schon wozu das Ganze. So glücklich wir über die Farbauswahl sind, so fragen wir uns doch, ob das noch ein Corsair Gehäuse ist. Bisher zeigten diese immer einen gewissen Corsair Stil, das C70 ist das erste Gehäuse, was hier aus der Reihe tanzt. Zwar themengerecht aber doch irgendwie kein Corsair, wie man es gewohnt ist. In seiner Entwicklung hat der Hersteller schon einige Experimente gewagt, aber wir sind unschlüssig ob die sonst gut arbeitenden Ingenieure hier zum ersten Mal vielleicht mit dem falschen Bein aufgestanden sind. Denn so wirklich reinpassen will das C70 nicht in das sonst eher minimalistisch / futuristisch kühle Vengeance Design. Bevor wir nun jedoch wie bereits in der Einleitung den Teufel an die Wand malen, wollen wir wie immer erst einmal einen objektiven Eindruck von dem Gehäuse bekommen.

 

 

Wir danken Corsair an der Stelle für die Bereitstellung des Testmusters.

Impressionen Außen:
Wenn man als Kunde das C70 Vengeance beim Händler seines Vertrauens geordert hat, dann wird man im besten Fall ein paar Tage später einen für Corsair Verhältnisse doch deutlich offensiveren Karton vom Boten gebracht bekommen. Als bei uns der Karton eintraf fiel als allererstes das geringe Gewicht auf und das trotz Stahlchassis. Man muss Corsair auch zugutehalten, das überwiegend auf Kunststoff verzichtet wurde. In der Vergangenheit gab es immer mal wieder das Bestreben, Army-Style Gehäuse an die Gamer zu bringen. Teilweise nahmen diese Plastikbomber jedoch sehr krasse Züge an und auch das C70 will entgegen der Vengeance Designlinie in der Riege der Army Gehäuse mitspielen. Einen Plastikbomber sucht man aber vergebens. Eher präsentiert sich hier unserer Meinung nach eines der besten Army Cases. Sicherlich profitiert es dabei von der rasch angesammelten Erfahrung, die Corsair mit der Entwicklung der letzten Gehäuse zu Gute gekommen ist. Dabei geht man, bezogen auf das Design, vollkommen neue Wege. Weder hat es den sonst eher futuristisch oder minimalistischen Corsair Look, noch zeigt es Anleihen bei den übrigen Vengeance Geräten. Da wirkt es fast schon wie ein Rettungsversuch, dass das Gehäuse neben Olivgrün und Schwarz auch in der Trendfarbe Weiß zu bekommen ist. So macht man die Army massentauglich. Doch abseits dieser Problematik die eher ins Produktmanagment gehört, gibt sich Corsair viel Mühe, kleine aber feine Details unterzubringen.

 

 

So landen wir bei einer vollständig aus Stahlblech geformten Front, welche wir erst für gut lackierten Kunststoff hielten. Und damit stellt das C70 durchaus ein Novum in dieser Kategorie dar, denn mal abgesehen von Lian Li und anderen Premium Herstellern, findet man hier eher viel Kunststoff, als Vollmetall. Diesen Ansatz würden wir auch gern bei anderen Gehäusen wiederfinden. Die Front teilt sich fast mittig in 5,25 Zoll Schächte und Belüftung auf. Im unteren Bereich befindet sich ein großzügig gestalteter Lufteinlass. Hinter diesem ist schon der wabenförmige Staubschutz jedoch kein Lüfter zu erkennen. Von jenen luftfördernden Geräten ließen sich an dieser Stelle zwei 120 mm oder ein 140 mm Pendant verbauen. Von den 5,25 Zoll Vollmetall Blenden stehen dem User ganze drei Stück zur Verfügung. Alles ist im einheitlichen Olivgrün gehalten. Die Lackierung wirkt schon von außen sehr gelungen und hat eine strukturierte und seidenmatte Oberfläche. Die Farbe an sich wird aber bei weitem nicht jedermanns Geschmack sein. Absolutes Highlight ist das Frontpanel. Hier zeigt Corsair, dass sie es ernst meinen, und vor allem auf Authentizität setzen. Der grob aufgenietete Power Button könnte glatt von einem Raketenabschuss Terminal stammen und der Reset Button wurde direkt aus einem ausgemusterten Kampfjet übernommen. Sonst finden wir dazu schon fast bieder wirkende USB 3.0 (2x) und Audioanschlüsse.

 

 

Auf dem Dach verbaut Corsair Vorne und Hinten jeweils einen Tragegriff in klassischer Waffenkistenoptik. Im Nicht genutzten Zustand liegen diese am Gehäuse an. Dazwischen gesellt sich ein weiterer großer Lüftungsbereich für jeweils zwei 120 mm oder zwei 140 mm Lüfter. Die von anderen Gehäusen bekannten Dämpfungsgummis sind auch wieder mit dabei. Ein Staubschutz fehlt hier. Etwas ungewöhnlich ist, dass die Seitenwandhalterung auf dem Dach ihren Haltepunkt über Schnappscharniere findet. Doch auch das ist eines der schönen Details an diesem Gehäuse. Auf Schrauben wurde dabei komplett verzichtet. In der Praxis kann diese Halterung durchaus überzeugen. Ärgerlich ist nur, dass durch das Schnappen beim Schließen sehr schnell der Lack im Seitenteil der Leidtragende ist. Hier sind Beschädigungen vorprogrammiert. Den Blick ins Innere seiner Waffenkammer bekommt der User über ein leicht ausgestelltes großflächiges Fenster in der linken Seitenwand. Dieses wird rundum von einem schwarzen Rahmen abgesetzt und ist ebenfalls wieder für zwei 120 oder zwei 140 mm Lüfter vorbereitet. Die Qualität des verwendeten Kunststoffs für die Scheibe ist dabei unserer Meinung nach deutlich besser als noch beim Carbide 500R. Materialstärke und Durchblick gehen deutlich auf das Konto des C70. Auch die rechte Seite verfügt über den Vorteil einer leicht ausgestellten Fläche, was sich dahinter hoffentlich mit mehr Kabelfreiheit bemerkbar macht.

 

 

Am Heck lässt sich leider nur ein 120 mm Lüfter verbauen und auch die sonst üblichen Schlauchdurchführungen fehlen auf den ersten Blick. Diese sind im oberen Bereich noch von Metall verdeckt. Sollte man Schäuche verlegen wollen, müsste es mit einem Schraubenzieher entfernt werden. Jedoch legt Corsair dem Zubehör keine Gummieinlagen für diesen Fall bei. Warum man nicht daran gedacht hat ist uns fraglich. Ebenfalls etwas verwundert sind wir über das Eigenleben der Staubfilterrahmen im Boden des Gehäuses, wovon zwei zu finden sind. Einer lässt sich nach vorn, der Andere nach hinten herausziehen. Jedoch besitzt keiner von beiden eine Arretierung irgendeiner Art. So ist es uns etliche Male passiert, dass diese beim drehen und wenden des Gehäuses einfach herausgefallen sind. Ob die Corsair-Ingenieure an dieser Stelle des Entwicklermeetings gerade vom Kaffeemädchen abgelenkt oder einfach mit dem Gedanken wo anders waren, ist uns nicht bekannt. Solch einen groben Fehler haben wir allerdings bisher noch bei keinem Corsair Gehäuse gesehen. In der Gesamtheit des äußeren Erscheinungsbildes zeigt sich Corsair beim C70 detailverliebt ohne in Bezug auf das Army-Munitionskisten-Klischee arg über die Stränge zu schlagen. Trotz alledem wirkt es im bisherigen Line Up wie ein Fremdkörper, welcher sich aber in puncto Qualität und Optik nicht vor seinen Corsair Brüdern verstecken muss. Impressionen Innen:
Im Innenraum wird dann doch merklich, dass man es hier mit einem etwas kleineren Gehäuse zu tun hat als es z.B. beim Carbide 500R oder Obsidian 550D der Fall ist. Alles kommt etwas kompakter daher. Trotz alledem finden sich Parallelen zu den Gehäusen dieser Preisklasse. Aber alles der Reihe nach.

 

Der Boden des Gehäuses, sofern man diesen noch so nennen kann, ist ein Meer aus Luftlöchern geworden. Dazu gesellen sich noch Montagepunkte für zwei 120 mm oder zwei 140 mm Lüfter. Vor Staub wird das Gehäuseinnere über die schon erwähnten Staubfilter im Boden bewahrt, sofern sie nicht mal wieder rausgerutscht sind :D. Im vorderen Bereich befinden sich wie bei vielen Gehäusen zwei quer eingebaute Festplattenkäfige. Jeder beherbergt bis zu drei 3,5 oder 2,5 Zoll Festplatten und kann einzeln entnommen werden, wenn er nicht gebraucht wird, um so Platz für einen Lüfter im Boden zu machen. Die Kunststoffrahmen in welchen die Festplatten werkzeuglos montiert werden können verfügen über eine gute Vorspannung, was im fertigen Zustand dazu beiträgt möglichst geräuscharm zu Werke zu gehen. Denn auf eine zusätzliche Dämpfung, wie man sie vom 550D kennt, wurde verzichtet. Ungewöhnlich ist die Platzierung der Lüfter. Wir sprachen ja schon davon, dass diese von außen nicht sehen konnte, da sie sich wie wir jetzt wissen, im Inneren des Gehäuses befinden. Genauer gesagt ist an den beiden Festplattenkäfigen auf der Innenseite je ein 120 mm Lüfter montiert. Einziger Zweck einer solchen Konstellation ist eine geringere Geräuschemission an der Front, auf Kosten einer schlechteren Frischluftversorgung und höchstwahrscheinlich auch schlechteren Temperaturen an den einzelnen Komponenten. Hinzu kommt, dass die Lüfter bei Ausbau der Käfige wegfallen.  Warum man das Gehäuse in dieser Konfiguration an den Kunden ausliefert bleibt uns ein Rätsel. wir empfehlen die Montage in der Front.

 

Die 5,25 Zoll Schächte sind mit dreien an der Zahl ausreichend vorhanden, und verfügen alle über eine schraubenlose Laufwerksaufnahme. Doch diese ist nicht wie in gefühlt 99 Prozent aller anderen Fälle aus schnödem Plastik, sondern wird Stilecht über ein kleines Metallblech umgesetzt. Das von Lüftungslöchern übersähte Dach wirft viel Licht in das Gehäuse, ist aber auch die perfekte Eintrittspforte für Staub, da Corsair auf Staubfilter verzichtet hat. Hier wären jene magnetisch gehaltenen, wie man sie aus dem Obsidian 550D kennt, perfekt. Die Platzverhältnisse im Dach sind trotz der geschrumpften Gehäusegröße mit 7 cm immer noch im grünen Bereich und lassen immerhin die Montage eines schmalen Radiators bis ca. 4,0 cm Dicke zu. Für mehr als einen 240er ist, trotz der 2x 140 mm Option, aber auch hier kaum Platz. Wer einen 280er verbauen will wird schon etwas Glück benötigen. Echte Hardcore Gamerkisten bekommt man damit zwar nicht gekühlt. Für einen Durchschnitts-Gamer PC bietet dieses Setup aber genug Reserven.

 

Das Heck offenbart von Innen betrachtet dann auch nicht mehr als von Außen ersichtlich. Neben zusätzlichen Lüftungslöchern im Bereich der acht Slotblenden und über dem I/O Panel ist nur noch der 120 mm Lüfter vorzufinden. Eine Option auf 140 mm besteht nicht. Ebenfalls wurde unüblicherweise auf die vorinstallierten Schlauchdurchführungen verzichtet. Zu guter letzt werfen wir einen Blick auf den Corsair typischen Mainboardtray. Dieser verfügt über drei Kabelöffnungen. Davon sind zwei im Bereich der Festplatten und optischen Laufwerke angeordnet. Eine große Öffnung befindet sich hinter dem Netzteil.

 

Der Qualitätseindruck setzt sich im Inneren fort und Corsair beweist auch hier wieder Gespür für kleine Details. Auf der anderen Seite würden wir uns aber einige der gute Entwicklungen der vorangegangen Gehäuse im C70 wünschen. Praxis:


Der Einbau unserer Testhardware lief über weite Strecken so problemlos, wie man es auch sonst von Corsair Gehäusen kennt. Jedoch zeigte sich, dass das ein oder andere Feature, welches das C70 bietet, zwar wirklich recht praktisch ist, aber auch immer ein kleines aber feines „aber“ mit sich bringt.

 

Wie mittlerweile bei Corsair üblich, sitzt das Mainboard mit ziemlich viel Bodenfreiheit auf dem Mainboardtray, so dass es auch möglich ist hier mal kleine Kabel hinter dem Mainboard zu führen. Die drei Kabelöffnungen im Mainboardtray gefallen und machen einen guten Eindruck. Keiner der Gummis fiel während der Montage aus seinem Loch. Auch wünschenswert für zukünftige Modelle ist die größere Aussparung im Netzteilbereich, um Problemlos alle Kabel hindurch zu bekommen. Für kompakte Netzteile ist diese nur etwas zu weit nach vorn geraten. Mit einem ca. 50 cm langen Kabel für den 4/8 Pol Mainboardstromstecker ist es hier schon zu knapp, um noch hinter dem Mainboard an seinen Bestimmungsort verlegt zu werden. Dieses muss dann entweder unter dem Mainboard oder quer über die Hauptplatine verlegt werden. Ein Adapter liegt leider auch nicht bei um dieses Problem zu umgehen. Wiederum vorbildlich ist der beigelegte USB 3.0 auf 2.0 Adapter, um das Frontpanel auch mit älteren Systemen voll nutzen zu können.

 

 

Als sehr praktisch erwiesen sich auch die drei Halteklemmen und die zusätzlichen Kabelbinderhaken hinter dem Mainboardtray. Kabel lassen sich so wesentlich bequemer und sauberer verlegen und verlangen nicht vorheriges Planen. Und hier kommt wieder ein Aber, denn die Klemmen zeigen kapazitiv schon mit unserer Minimalausstattung langsam ihre Grenzen. Konsequenterweise hätte man hier aber auch auf Metallbügel zurückgreifen können. Und wenn es dann doch mal zu eng wird, ist durch die Ausbeulung der Seitentür glücklicherweise etwas Platz für eine alternative Kabelführung vorhanden. Die Lautstärke des Systems mit seinen drei vorinstallierten Lüftern geht bei 12V nicht wirklich leise aber auch nicht unzumutbar laut zu Werke. Der gesteigerte Pegel kommt aber auch durch die sehr offene Bauweise des Chassis zu Stande. Zur Kühlung der CPU steht genug Platz zur Verfügung. Der von uns verwendete Cooler Master Hyper Z600 konnte problemlos verbaut werden. Mehr als 16 - 16,5 cm sind dann aber die absolute Grenze des machbaren im C70 Vengeance.

 

 

Das Thema Wasserkühlung deckt Corsair nur recht stiefmütterlich ab. Zwar würden sich im Idealfall mindestens drei Möglichkeiten finden, doch fallen bei genauer Betrachtung Einschränkungen auf. Wirklich einfach ist die Montage eines 240er Radiators nur im Dach. Und dann auch nur in einer Slim Version. Für einen 280er wird es sehr eng, denn dicker als ca. 3 cm sollte dieser nicht sein, und dann besteht immer noch die Gefahr, dass dieser mit dem aussteigenden Steg im 5,25 Zoll Schacht in Konflikt gerät. Die Montage im Boden kollidiert schon mit einem 240er Radiator in den meisten Fällen mit dem Netzteil und in der Front ist derart wenig Platz, das es auch hier nur mit viel Aufwand möglich ist ein derartiges System umzusetzen. So hat Corsair zwar sichergestellt, dass das hauseigene H100 Performance System in dem Gehäuse unterzubringen ist, aber alles darüber hinaus wird problematisch. Zumal Corsair ja mit den verdeckten Schlauchdurchführungen mehr oder minder offen zugibt, dass ein solcher Verwendungszweck nicht ganz weit oben auf der To Do Liste stand. Fazit:


Nachdem Corsair nun fast am laufenden Band neue Gehäuse auf den Markt gebracht hat, wagt man sich mit dem C70 Vengeance erstmals an eine grundlegend neue Designsprache. Betrachtet man es jedoch so objektiv wie möglich, ist das C70 Vengeance für sich genommen eine der besten Themenumsetzungen, die wir bisher gesehen haben. Es finden sich viele schöne Details ohne das Gehäuse zu extrem wirken zu lassen. In den beiden ebenfalls erhältlichen Farben Schwarz und Weiß wirkt es sogar regelrecht gefällig, mit dem kleinen Extra ein Vollmetallgehäuse zu sein. In Olivgrün bleibt das Gehäuse wohl aber ein absoluter Exot, wenngleich sich hier ein großes "like" Potential zeigt.

 

Bei der Verarbeitungsqualität leistet man sich keine Schwächen und so merkt man bei jedem Gehäuse von Corsair deutlich deren Qualitätsanspruch. Jedoch kann man es nicht ganz aus der Welt schaffen, dass man sich beim Corsair C70 auch erstmals echte Patzer erlaubt hat. So zum Beispiel die losen Staubfilter im Boden, die bei jeder Bewegung herausfallen, die Lüftermontage an der Innenseite der Festplattenkäfige, welche zwar der Lautstärke dienlich ist aber die Leistung abträglich sind, oder das Weglassen solch simpler Features wie vorinstallierter Schlauchdurchführungen.

 

Abschließend kann man sagen, dass jene, deren Geschmack das Gehäuse trifft oder die die ganzen Plastikfronten nicht mehr sehen können, ein empfehlenswertes und optisch gelungenes Produkt mit leichten Einschränkungen erhalten. Der Preis von ca. 120 € ist zwar nicht ganz günstig. Das Corsair Carbide 500R, welches schon für unter 100€ zu bekommen ist, ist hier auf das Gesamtpaket bezogen die klar bessere Alternative aus dem gleichen Haus. Doch Corsair hat den Dreier damit perfekt gemacht und bietet in diesem beliebten Preissegment nun drei starke Gehäuse, die jedem Anspruch gerecht werden.