Die Auswahl wird zwar etwas geringer im Vergleich zu den größeren Gehäusen, einfacher macht das die Wahl aber keinesfalls. Man ist gezwungen, noch tiefgreifender über seine Hardwarekonstellation und den Einsatzzweck nachzudenken, als es bei größeren Gehäusen notwendig ist. Denn der begrenzte Platz im Bereich der Mini PCs setzt hin und wieder Kompromisse voraus, sei es im Bereich der Kühlung oder generell der beschränkten Menge an Hardware die verbaut werden kann.

 

 

Doch mittlerweile ist der Markt dieser Gehäuse für den Home Theater und Office Bereich gut gewachsen und nahezu jeder bekannte Hersteller bietet entsprechende Modelle an. Als einen der kleinsten Vertreter dieser Garde haben wir heute das LIAN LI Q09 Black im Test und es wird sich zeigen, ob man bei gerade einmal 26,5 x 11 x 20 cm eher einen Krampf beim Fädeln der Kabel bekommt oder ob Komfort auch in dieser Klasse großgeschrieben wird.



Wir danken an dieser Stelle LIAN LI und Caseking.de, welche uns freundlicherweise ein Muster zur Verfügung gestellt haben.



Impressionen - Außen:


Sonst ist man es gewohnt einen riesigen Karton schleppen zu müssen, welcher dazu auch noch etliche Kilogramm auf die Waage bringt. Anders bei diesem Winzling. Der Karton ist nahezu handlich und leicht. Beim Auspacken dann die nächste Überraschung, denn selbst wenn man glaubt anhand der Abmessungen zu wissen wie groß das Gehäuse ist, wird es einem kleiner vorkommen.


Nachdem man diesen ersten Eindruck erlebt hat kommt man schnell zu den Details. Das Gehäuse ist Lian Li typisch aus gebürstetem Aluminium gefertigt und ist in der uns zur Verfügung gestellten Version schwarz eloxiert. Damit passt es perfekt zu den meist schwarzen Hifi-Komponenten. Auch gibt es wieder eine silberne Version und für besonders Farbenfrohe eine rote. Sogar in Weiß wird das Gehäuse angeboten. Unabhängig von der gewählten Farbe hat LIAN LI dem Q09 ein sehr dezentes Metallkleid mit auf den Weg gegeben, da wirken die offen angebrachten Anschlüsse in der Front fast schon störend. Die Designer haben sich gegen eine Klappe entschieden. Das macht den Zugang zu den zwei USB 3.0 und dem Mikrophone- bzw. Kopfhöreranschluss etwas einfacher. Direkt neben den Frontanschlüssen verdeckt im Urzustand eine klein schmale Blende den Schaft für das Slim CD / DVD / BR Laufwerk. Der mit einer blauen LED beleuchtete Powerbutton befindet sich im rechten oberen Eck der Front.



Dem Design zu liebe ist das Metallband der Front bis ans Heck durchgängig aus einem Stück. An den Seiten besitzt es zusätzlich Lüftungslöcher. Diese gibt es ebenso im aufgeschraubten Deckel im Bereich des Mainboard. Für eine gute Belüftung in dem kleinen Gehäuse ist also gesorgt. Zumindest wird so dem gefährlichen Hitzestau etwas entgegengewirkt.



Die Rückseite ist ebenso schlicht und einfach gestaltet. Neben der obligatorischen Aussparung für das Mainboardpanel befindet sich direkt über diesem noch ein kleines Loch für das Durchführen von Kabeln wie zum Beispiel dem USB 3.0 Kabel für das Frontpanel. Daneben befindet sich der Netzteilanschluss, denn das LIAN LI Q09 verfügt über ein externes Netzteil. Auf dieses werden wir später genauer eingehen.



Da das Design des Gehäuses mit 11 cm sehr flach ausfällt ist der Zugang zur Hardware über eine der Seiten nur schwer möglich. Aus diesem Grund sind zur Hardwaremontage Deckel unter Bodenplatte abschraubbar. Jeweils 6 kleine Schrauben halten die beiden Platten an Ort und Stelle. Im Kopf des Bastlers sollte daher Ordnung herrschen - nicht das irgendwann mal die Gewinde Kaputtgeschraubt sind vom ganzen „Ich hab da was vergessen!“. Festen stand bekommt das Q09 über kleine Standfüße, welche denen von HiFi Geräten nachempfunden sind.

 

 


Impressionen - Innen:



Dass es sich um ein sehr kleines Gehäuse handelt ist ja nun wahrlich nichts Neues mehr. Wie eng es zugeht merkt man aber erst wenn man sich an die Innereien macht. Platz gibt es, aber nur so viel wie auch dringend nötig. Dazu dann später mehr im Einbau-Teil auf Seite 5.



Beim Abschrauben des Deckels fällt zuerst die Wandlerplatine des Netzteils auf. Auf dieser wird die 12V Spannung des Netzteils auf die einzelnen 3,3 V , 5 V, und 12V Schienen aufgeteilt. Als Anschluss auf der Platine dient ein einzelner 24 Pin ATX Stecker. Alle Kabel sind in ausreichender Länge für das Gehäuse direkt an diesem einen Stecker verlötet. Viel Auswahl herrscht dabei, bedingt durch die begrenzten Möglichkeiten im Gehäuse, nicht. So gibt es lediglich einen 20 Pin ATX plus einen 4 Pin Mainboard Stecker und jeweils einen Molex und Sata Anschluss.
Dem Netzteil gegenüber liegend hat LIAN LI dem Q09 einen 80 mm Lüfter spendiert, der für Frischluft sorgen soll. Abhängig vom verwendeten Mainboard und dessen Lüftersteuerungsfunktionen geht dieser auch angenehm leise zu Werke. Lässt man ihn jedoch über den beigelegten 4 Pin Molexstecker bei voller Drehzahl seinen Dienst verrichten, ist er vor allem in Kombination mit passiven Systemen deutlich hörbar. Hinzu kommen unangenehme Schleifgeräusche des Lagers.



Hauptanteil in diesem ersten Bereich nimmt selbstverständlich die Mainboardplatte ein. Links und rechts neben diesem finden sich zwei Durchgänge ins „Kellergeschoss“, die das Verlegen der Kabel in den unter Bereich von Festplatte und CD/DVD/BR Laufwerk ermöglichen. Vorinstalliert sind hier schon die etwas sperrigen und steifen USB 3.0 Kabel und der Anschluss für das Audio Frontpanel.



Dreht man das Gehäuse auf das Dach und entfernt anschließend die Bodenplatte gibt das den Blick auf die zwei Montageschlitten für die Festplatte und das optische Laufwerk frei. Dabei verwendet LIAN LI für die Festplattenhalterung das bewährte und bekannte System, welches die Festplatte mit Gummi Dämpfern vom Gehäuse entkoppelt.



Ein kleines Detail fällt hier ins Auge. Und zwar reicht der Lüfter des Gehäuses ca. 1 - 2 cm in den unteren Bereich hinein, was an dieser Stelle löblich ist. Denn anderenfalls könnte es bei vollem Betrieb von beiden Laufwerken durchaus zu einem Hitzestau kommen.

 

 

 

 


Zubehör:



Das Zubehör fällt verhältnismäßig zum Gehäuse aus. Denn viel gibt es ja auch nicht an ihm. Das wichtigste und gleichzeitig größte Teil ist das 110W Netzteil. Damit wären selbst stärkere Systeme dieses Formfaktors gut bedient. Mehr als eine 65W CPU sollte man aber nicht verbauen. Alle die etwas mehr brauchen können in diesem Fall auf die erweiterte Version des Gehäuses zurückgreifen, welche über ein stärkeres Netzteil verfügt und in den Dimensionen etwas größer ausfällt.



Zusätzlich liegt noch ein USB Adapterkabel bei, um die zwei Frontanschlüsse wahlweise intern oder auch extern an der Rückblende anschließen zu können. Wer ein Slim Laufwerk verbaut der braucht ein entsprechendes Anschlusskabel für Slim Laufwerke. Dieses legt LIAN LI ebenfalls bei.



Die für die restliche Montage notwendigen Schrauben liegen selbstverständlich auch bei. Auch die kleinen Dämpfer für die Festplattenmontage sind im Set enthalten.

 

 

Einbau und Leistung:



Der Einbau kann in beiden Extremen zu einem echten Abenteuer werden. Entweder das Gehäuse ist so gigantisch, dass die Kabel des Netzteils kaum reichen und das Gehäuse nur so mit Hardware vollgestopft wird, oder aber man freut sich, überhaupt alles halbwegs passabel in das Mini Gehäuse rein bekommen zu haben, wie im Falle des LIAN LI Q09. Menschen mit großen Fingern werden sicherlich einiges an Nerven brauchen, die wenigen Kabel anständig durch die teilweise engen Stellen zu fummeln.



Doch der Reihe nach. Die Montage des Mainboard auf dem dafür vorgesehenen Platz, ist noch wie in jedem anderem Gehäuse, ein Kinderspiel. Man muss jedoch vor dem Einsetzen der I/O Blende das USB Verlängerungskabel noch durch die Öffnung an der Rückseite schieben, denn diese wird später von der Blende verdeckt. Negativ fällt an dieser Stelle das viel zu lang geratene Kabel auf, welches wohl einfach 1 zu 1 aus einem Full ATX Gehäuse entliehen wurde.  Man sollte sich hier aber je nach Mainboard-Layout auch Gedanken über den späteren Kabelverlauf machen. Denn das Mainboard sitzt verhältnismäßig hoch, was das Verlegen von Kabeln unter diesem ermöglicht. In unserem Fall war es so möglich, den zusätzlichen 4Pol Anschluss aus dem Sichtfeld verschwinden zu lassen.


Richtig fummelig wurde es dann bei der Installation von Festplatte und Laufwerk. Denn beide Kabel müssen zum einen durch eine der seitlichen Öffnungen in der Bodenplatte, um sie dann irgendwie am Mainboard anschließen zu können. Zum anderen ist der Anschlussbereich im unteren Abteil des Gehäuses derart eng bemessen, dass vor allem die Stecker der Festplatte stark gequetscht werden.

 

 

Beim Thema Kühlung braucht man sich dafür umso weniger Sorgen machen. Da sowohl beide Seitenwände, als auch das Dach über Lüftungslöscher verfügen, ist ein typischer Hitzestau nur schwer möglich, sofern man eine Luftzirkulation nicht behindert. Der kleine 80 mm Lüfter tut sein Übriges und das erfolgreich. Unser komplett passiv betriebenes AMD Fusion System wurde bei automatischer Lüftersteuerung über das Mainboard nie wärmer als 62°. User, welche die Sache mit potenterer Hardware angehen wollen, müssen darauf achten, dass der Kühler nicht höher als ca. 4,5 - 5 cm ausfällt. Auch darf dieser nicht über das Board hinaus ragen, da er sonst mit dem Gehäuselüfter kollidiert.

Alles in allem verläuft der Einbau der Größe entsprechend gut. An ein paar Stellen wären jedoch wenige Millimeter mehr Platz wünschenswert.

 




Fazit:



Klein aber fein. Das ist durchaus ein Motto, welches man dem kleinsten LIAN LI Gehäuse mit auf den Weg geben kann. Man muss sich jedoch auch über die Beschränkungen im Klaren sein, welche die Größe mit sich bringt. Viel Hardware lässt sich nicht unterbringen und mehr als eine Integrierte Grafiklösung wird nie Bilder auf den Monitor zaubern. Wenn man sich dieser Tatsachen bewusst ist und das verwendete System einzig als Multi Media Box im heimischen Wohnzimmer oder vielleicht als Arbeits-PC am Schreibtisch nutzen will, dann wird man das Q09 lieben. Es besticht durch sein winziges Format ohne dabei an typischem LIAN LI Stil zu verlieren. Dieser Stil ist klar nicht jedermanns Geschmack, wer jedoch am Minimalismus Gefallen findet, wird hier seine Freude haben.


Auf der technischen Seite liefert LIAN LI mit dem externen 110W Netzteil eine gute Basis, welche auch für potentere Systeme auf ITX Basis ausreicht. Wer mehr braucht, greift zur etwas größeren Version Q09F mit 150W Netzteil und etwas mehr Kopffreiheit über dem Mainboard.  Das Layout ist bis auf kleine Details trotz der Größe gut umgesetzt und macht den Systemeinbau nur bedingt kompliziert.


Aktuell wechselt das von uns getestet LIAN LI Q09 B für ca. 99 € den Besitzer. Unverständlicherweise ist die etwas größere und mit 150W Netzteil ausgestattete Q09 FB Version sogar günstiger zu bekommen und schlägt derzeit mit ca. 80 bis 90 € zu Buche. Beide können wir jedoch ohne schlechtes Gewissen empfehlen.