All diese Situationen sind es, die dem Käufer ein Silence Gehäuse schmackhaft machen. Dabei gibt es auch unter den Silence Vertretern, wie überall im Leben, solche und solche. Mit dem Corsair 550D hatten wir erst kürzlich ein Gehäuse vorgestellt, welches sich in diesen kleinen aber gut abgesteckten Markt vorgewagt hat. Mit einem breiten Einsatzbereich konnte es gut Punkte sammeln. Doch das Gehäuse, welches wir heute unter die Lupe nehmen, will diesen Spagat zwischen Silence und Performance Gehäuse gar nicht versuchen. Mit dem PC-B12 schickt Lian Li einen reinrassigen Leisetreter ins Rennen, welcher mit der typischen Firmensprache die Kunden eher mit seiner minimalistischen Natur ansprechen möchte. Genau so, wie es die Freunde der Marke eben lieben und auch erwarten. Ob das Gehäuse dabei den Ansprüchen gerecht wird, wird sich im Laufe des Tests zeigen müssen.

 

 

An dieser Stelle vielen Dank an Lian Li für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

Impressionen - Außen

 

Für Lian Li Kenner ist das typisch schlichte Design, welches seit Jahren Lian Li Gehäuse kennzeichnet, der sprichwörtliche Punkt auf dem „i“. So ist es kaum verwunderlich, das Lian Li vor allem bei seinem neuen Silence Gehäuse genau dieses Image perfekt bedient. Das ganze Gehäuse ist schon beim Auspacken und dem ersten in die Hand nehmen die Ruhe in Person. Aufgeregtheit im Design? – Fehlanzeige. Man muss aber auch die andere Seite betrachten, denn einigen ist das Design halt auch zu langweilig. Hier muss man halt tatsächlich selbst wissen was man möchte. Diese Entscheidung können wir keinem abnehmen.

 

Doch nun zum Gehäuse selbst. Unser von außen schwarz eloxiertes PC-B12 ist an der Front wenig spektakulär. Lian Li hat hier bewusst keine Lüfteröffnungen verbaut, was sonst eher üblich ist. Die Laufwerksschächte sind hinter dezenten und ebenfalls schwarz eloxierten Aluminiumblenden versteckt. Leider wurde es hier aber versäumt, das Konzept konsequent durchzusetzen. So fehlt leider eine Stealth Blende für das DVD Laufwerk, welche zumindest einen kleinen Teil zu noch schlichterem Design hätte beitragen können. Mal abgesehen von der besseren Optik. Sonst ist an der Front nur noch der Firmenschriftzug angebracht. An dieser Stelle sollte auch erwähnt werden, dass sich  die gesamte Front mit einem leichten Ziehen ablösen lässt - auch ohne das Gehäuse zu öffnen.

 

 

 

 

Das Frontpanel fällt etwas mager aus, ist damit aber nicht allein. Auch das im letzten Jahr getestete Corsair 550D bot nur zwei USB 3.0 Anschlüsse. Im normalen Alltag reicht das unserer Meinung aber noch vollkommen aus. Die restlichen Anschlüsse und Taster sind Standard - Audio, Power und Reset Button. Die Audio und USB Anschlüsse sind wie bei vielen Lian Li Gehäusen unter einer kleinen Klappe aus Aluminium versteckt. Wir können uns aber nicht des Eindrucks verwehren, dass zu mindest die optische Qualität der verbauten Kunststoffbox, in welcher die Anschlüsse verbaut sind, in den letzten Jahren abgenommen hat. Das ist zwar subjektives Meckern auf sehr hohem Niveau, aber Lian Li ist einer der Hersteller, der sich dank seines eigenen Anspruchs solche Kritik gefallen lassen muss. Im weiteren Verlauf der Dachpartie bleibt alles schnörkellos und unverbaut. Kein entfernbarer Deckel für einen Lüfter und keine Lüftungslöcher. Alles wirkt wie abgeschirmt.

 

Am Heck des Gehäuses bekommt der Nutzer acht Erweiterungsslots geboten. Die Blenden für die Slots verfügen alle über Lüftungslöcher. Auch neben der Einbauöffnungen des Netzteils sind zusätzliche Lüftungsöffnungen in die Wand geschnitten. Der am Heck verbaute 120 mm Lüfter verfügt nur auf der Innenseite über ein Lüftergitter. Lian Li sieht hier den Einsatz den mitgelieferten Air Ducts vor, welcher von außen an das Gehäuse angeschraubt wird und die Abluft nach unten leiten soll. Wer darauf verzichten will, wird dann wohl das Lüftergitter von der Innen- auf die Außenseite bauen müssen. Direkt unter dem Lüfter finden sich dann noch zwei Schlauchdurchführungen für alle die, die das Gehäuse mit einem externen Radiator für eine Wasserkühlung ausstatten wollen. Die beiden Seitenflächen sind über Rändelschrauben befestigt, im Vergleich zu den Technologien anderer Hersteller wirkt das fast schon altbacken. Aber sie erfüllen ihren Zweck tadellos.

 

 

Zum Schluss wollen wir noch einen Blick unter Boden des B12 werfen. Die Lüftungsschlitze des Netzteils sind standardmäßig mit einem leicht zu wartenden Staubfilter ausgestattet. Im vorderen Bereich fällt uns ein kleiner Kasten auf. Dieser soll die Frischluftzufuhr der beiden 140 mm Lüfter in der Front gewährleisten. Ausgestattet ist die Blende ebenfalls mit einem Staubfilter. Ob die beiden 140 mm Lüfter dabei, wie bei vielen solcher Konstruktionen, unter Luftarmut leiden, wird sich später zeigen müssen. Immerhin wird so aber die Geräuschkulisse vor dem Tower auf ein Minimum reduziert.

 

Alles in allem haben wir von außen ein typisches Lian Li Gehäuse vor uns. Die Verarbeitung stimmt und die Qualität ist tadellos. Impressionen - Innen:

 

Das unbehandelte Aluminium im Innenraum strahlt einem bei den Taiwanesen allzu oft ins Gesicht. Das mittlerweile Lackierte Innenräume auch bei 40€ Gehäusen angekommen sind geht glatt an den Entwicklern bei Lian Li vorbei. Als Käufer eines Lian Li Gehäuses muss man das mögen oder einfach akzeptieren.

 

 

Viel wichtiger ist, dass der helle Innenraum auf den ersten Blick viel Platz verspricht. Im unteren Bereich finden problemlos auch Netzteile mit Überlänge Platz. Die Auflageflächen für das Netzteil sind mit Moosgummi abgedeckt. So wird zumindest ein Teil der Kontaktfläche gedämpft. Mit etwas Abstand dahinter findet sich der einzige Festplattenrahmen des B12. Dieser bietet genau Platz für drei 3,5 Zoll Laufwerke im Käfig und noch ein 2,5 Zoll Laufwerk auf dem Käfig. Ein kleines aber feines Detail ist das im Vergleich zu den gängigen Lian Li Käfigen subjektiv stärkere Aluminiumblech, welches für den Frame genutzt wird. Dieses wäre zugunsten geringerer Vibrationsgeräusche zu begrüßen. Bei vielen Gehäusen meist das größte Problem neben reinen Lüftergeräuschen. Die Anzahl der Speichermedien könnte für den Einen oder Anderen jedoch ein Problem darstellen. Denn mit gerade einmal 4 Laufwerken ist das Gehäuse in dieser Klasse eher unterdurchschnittlich ausgestattet. Auch wenn der Großteil der Nutzer einen flexiblen oberen Rahmen meist zu Gunsten der Luftzufuhr ausbaut, so wäre es doch aber schön gewesen, diese Option überhaupt zu haben. Dank aktueller Festplatten Technologie passen genug Daten auf eine Platte und die wenigstes werden wohl mehr als 4 Festplatten nutzen - aber das steht hier nicht zu Debatte. Fakt ist, ein zweiter Frame für Leute mit mehr Speicherbedarf hätte Lian Li nicht wehgetan, aber die Flexibilität gesteigert.

 

 

Der obere Festplattenkäfig verdeckt durch sein nicht Vorhandensein dafür aber nicht komplett die zwei Frontlüfter, welche so fast ungehindert in den Innenraum blasen können. Im Fall des oberen Lüfters betrifft das seine gesamte Fläche. Der untere Lüfter wird zu ca. 2/3 von dem Festplattenkäfig bedeckt. Durch die groß dimensionierten Löcher in dem Käfig sollte aber noch genug Luft hindurch kommen. Etwas ungewöhnlich wirkt der tiefe Versatz von ca. 2 cm der Lüfter durch eine große Luftkammer in das Gehäuse rein. Die gesamte Luftzirkulation ist so doppelt nach vorn hin abgeschottet. Einmal durch den inneren Rahmen, denn er hat keine Lüfteröffnungen hinter dem Frontpanel und einmal durch das dicke Aluminium der Front selbst. Konsequente Geräusch Minimierung zu Lasten der Leistung.

 

Die zwei vorhandenen 5,25 Zoll Schächte sind mit einem Tool-Free System ausgestattet. Was für schnelle Einbaumaßnahmen gut geeignet ist, sollte für den Dauerbetrieb aber durch Schrauben ergänzt werden, denn nichts ist schlimmer als ein im Case ratterndes DVD Laufwerk. Die Kabel des Frontpanels werden leider durch den Käfig der Laufwerke verlegt, anstatt sie dahinter an der Rückwand zu führen. Löblich ist jedoch das man für Nutzer älterer Mainboards an einen internen USB 3.0 zu USB 2.0 Adapter gedacht hat.

 

 

Einer der Hauptunterschiede zu normalen Gehäusen, ist der in Silence PCs verwendete dämpfende Schaumstoff auf den großen Flächen des Innenraums. Im B12 betrifft das die beiden Seitenteile und den Deckel. Zur Ausstattung des Lian Li PC-B12 gehört weiterhin eine Tool-Free Arretierung der Erweiterungsslots. Diese hatten wir uns in vielen Gehäusen von Lian Li gewünscht, da es unserer Meinung nach eine der besten Lösungen am Markt ist. Aber selbst in deutlich teureren Gehäusen des Herstellers ist diese nicht immer anzutreffen. Nur die unterste Blende muss ganz normal per Rändelschraube befestigt werden.

 

 

In Sachen Mainboardtray ist es seit eh und je das gleiche Bild bei Lian Li. Das Thema Kabelmanagment ist nicht gerade eine der Tugenden des Gehäuses. Hinter dem Mainboardschlitten ist nur wenig Platz und es gibt nur wenige Kabelöffnungen, diese sind jedoch gut platziert. Mit einem Gummieinsatz sind sie aber nicht ausgestattet. Es stellt sich auch die Frage, warum Lian Li nicht Cent-Artikel wie die Kunststoffkabelhalter mit ins Zubehör packt. Passende Löcher für deren Nutzung sind im Gehäuseboden, wie auch im Mainboardtray vorhanden. Immerhin kann man diese auch gut für Kabelbinder verwenden.

 

Der Innenraum von Lian Li bleibt klassisch, schlicht und funktional. Experimente hat man bei diesem Gehäuse nicht angestrebt. Einbau:


Was auf den ersten Blick nach viel Platz aussah, erweist sich beim Einbau dann doch als enger als gedacht. Trotz alledem lässt sich das System schnell und problemlos zusammensetzten. Die Mainboardschrauben im Thumbscrew Format können jedes Mal aufs Neue gefallen. Dank der Tool-Free Haltevorrichtung für Grafikkarten und andere Erweiterungskarten sind auch diese schnell und fest montiert. Etwas ungewohnt, wenn auch nicht weiter tragisch, ist die Standardmontage des Netzteils. Üblicherweise nutze Lian Li hier meist eine Einbaublende, auf die man in diesem Fall verzichtet hat. Das bei weitem größte Problem ergab sich beim verlegen der Kabel. Sicher, Kabelmanagement ist nicht das Steckenpferd von Lian Li, bei einem Silence System wo es auch auf einen guten Luftstrom ankommt, hätte man aber mehr Wert darauf legen können, dass wenigstens das 24 Pol Mainboardkabel zwischen Rückwand und Mainboardtray passt. Denn selbst wenn man dieses mit Kabelbindern festzurrt, kann das je nach Netzteilhersteller schon zu einem ausbeulen der Seitenwand führen. Entweder man kann damit leben, oder man muss sich damit abfinden das Kabel an der Vorderseite des Trays entlangzuführen. Dann hätte man sich die Aussparungen für die Kabel aber auch fast sparen können. Die meisten anderen Kabel finden jedoch Platz.  Als unpraktikabel hat sich auch die Anordnung der Aussparung für den 8 Pol Mainboardstecker erwiesen. Diese ist derart verwinkelt und hoch angebracht dass man das Kabel nur mit gutem Gewissen hindurch legen kann, wenn man vorher den Deckel auf der hintern Seite löst und leicht anhebt.

 

 

 

 

Hat man all diese Hürden überwunden, hat man mit etwas Aufwand einen recht sauberen Innenraum. Im Betrieb macht sich vor allem eines positiv bemerkbar. Wo andere Lian Li Gehäuse gern zum Brummen durch Lüfter und Festplatten neigten, verhält sich das B12 erstaunlich ruhig. Allein das dumpfe Geräusch der Lüfter ist wahrnehmbar. Bei voller Leistung sind die drei Lüfter des Gehäuses wahrnehmbar, aber nicht nervig. Für den Testbetrieb packten wir eine schon alte aber gut Hitze produzierende AMD Radeon HD3870 X2 und einen AMD Phenom X2 1090T samt CoolerMaster Hyper Z600 Kühler in das Gehäuse. Bei maximalem Luftdurchgang der Gehäuselüfter aktivierte sich bei 65 °C oft das Throttling der von uns passiv gekühlten AMD CPU. Allerdings war das abzusehen. Ganz passiv wird man in dem Gehäuse im Lastbetrieb also kein High End System gekühlt bekommen. Ein Lüfter am CPU Kühler ist im Lastbetrieb Pflicht. Im IDLE Betrieb reicht die Gehäusekühlung aber vollkommen aus. Fazit:


Das ist also Lian Li’s Edelantwort auf die immer begehrenswerter werdenden Silent Gehäuse. Und dazu Preislich der Konterpart zum vorangegangene Test des Corsair 550D. Doch beide sprechen vollkommen verschiede Käufergruppen an. Wie üblich und nicht anderes gewohnt verzichtet Lian Li bei seinem B12 Silent Case auf allen überflüssigen Schnickschnack und setzt die bewehrten eigenen Tools ein und verfeinert sie leicht. Das Ganze in einer gewohnt hohen Fertigungsqualität. Beim Thema Lautstärke arbeiten beide Gehäuse auf etwa dem gleichen Niveau. Wir vermissen allerdings etwas mehr Flexibilität, vor allem in Bezug auf die Belüftung potenterer Hardware. Weitergehend zahlen sich die Verbesserungen am Festplattenkäfig aus und halten lästige Vibrationen gut im Zaum. Mit stromsparender Hardware bietet das B12 somit ein schick anzusehendes Heim, was auch noch richtig leise kann.

 

 

Betrachtet man das Duell jedoch aus preislicher Sicht, so hat es Lian Li schwer gegen die angestammten Gehäuse anzugehen. Es fehlt der Hauch Vielseitigkeit, denn die Taiwanesen jeher durch Design und Material erfolgreich ausgleichen. An dieser Stelle wird die Entscheidung eines einzelnen dann sehr subjektiv. Wer das minimalistische Design mag und auf den ganzen Schickschnack verzichten kann, der bekommt ein solides Gehäuse. Wer trotz Silent Ambitionen mehr Flexibilität nicht missen möchte, der sollte sich eher bei den Mitbewerbern umsehen. Wer zu ersterer Kategorie zählt, dem können wir das Gehäuse nur ans Herz legen.