Mit Yahoo wäre man zweifellos besser aufgestellt. Microsoft glaubt offenbar an eine immense Verstärkung: 44,6 Milliarden Dollar wurden Yahoo geboten (für das Bargeld müsste Microsoft gar das erste mal in der Firmengeschichte einen Kredit aufnehmen), das würde einen Kursanstieg von 62 Prozent für Yahoo-Aktien bedeuten, die dank kürzlich vorgelegten, schwachen Zahlen aktuell große Wertverluste erleiden. Doch bevor es soweit ist und die Übernahme perfekt ist, ist noch ein steiniger Weg zu gehen. Experten zweifeln am Sinn einer solchen Allianz, und auch im Lager von Yahoo werden negative Stimmen laut. Die Führung allerdings versicherte, man werde sich Zeit nehmen und das Angebot genaustens prüfen und Möglichkeiten für die Zukunft von Yahoo abwägen.
Dazu gehört auch, sich nach anderen möglichen Übernahmepartnern umzusehen. Die Investmentbanken Goldman Sachs und Lehman Brothers wurden beauftragt, sich nach geeigneten Interessenten umzusehen. Dass dies nicht im Sinne von Microsoft geschieht und man nicht überzeugt ist, liegt also auf der Hand. Es wird schon viel gemunkelt: Von dem Medienriesen „News Corp.“, Time Warner (AOL) und AT&T (bekannt vom iPhone) ist die Rede. Offizielles gibt es dazu noch nicht, und es stellt sich die Frage, ob diese Konzerne es im Kampf um eine Übernahme mit Microsoft aufnehmen könnten.
Ein ganz anderes Problem wären da noch die Wettbewerbshüter in Amerika und Europa, die einem Pakt beide zustimmen müssten. Mancher wird die Köpfe schütteln, denn an eine Übermacht des neuen Bündnisses glaubt keiner, es wird eher gezweifelt.
Die amerikanische Kartellbehörde hat bereits Interesse für eine Prüfung angemeldet, die Europäer hüllen sich bisher in Schweigen.
Google blieb bisher gänzlich gelassen von dieser Attacke, die offenkundig auf einen abzielt. „Es wäre zu früh, einen Kommentar abzugeben“, hieß es. Schaut man sich den Börsenkurs von Microsoft an, muss einem auch nicht bange werden: Am Freitag wurde der Übernahmeversuch mit 7 Prozent Kurseinbußen quittiert. Google muss sich auch noch selber um eine „kleine“ Übernahme kümmern. Im April letzten Jahres hatte man für den Online-Vermarkter Doubleclick 3 Milliarden Dollar geboten. Die europäischen Ordnungshüter haben bis heute kein grünes Licht gegeben.
Mit Klarheit kann in diesem Fall wohl so schnell nicht gerechnet werden. Da sind die Behörden, die noch nicht einmal mit einer Überprüfung begonnen haben, da seitens Yahoo noch alles offen ist. Da sind die vielen Zweifler. Heute tauchten im Internet, um die Verunsicherung weiter zu schüren, noch weitere Gerüchte auf. Danach soll Yahoo mit Google selbst in Verbindung stehen und eine Kooperation würde überdacht. Lieber Google als Microsoft? Und was würde das Kartellamt wohl dazu sagen?
Was bleibt: Ein dickes Fragezeichen und Verwirrung beim Anleger.
(Bilder: Werbung auf dem Timessquare/Microsoft Chef Steve Ballmer/Yahoo Chef Jerry Yang)
Quellen: FAZ vom 4. Februar 2008, www.Faz.net