AMD Ryzen 9 3900XT, Ryzen 7 3800XT & Ryzen 5 3600XT im Test (Bild © PCMasters.de)
Bevor die Ryzen 4000 Prozessoren dieses Jahr an den Start gehen, schiebt AMD mit den drei neuen Prozessoren ein kleines Refresh der Ryzen 3000 Serie ein. Auf dem Papier liegt der Unterschied zwischen den X und XT Prozessoren in dem höheren Boosttakt der XT-Modelle. Dieser ist aber bekanntlich sehr dynamisch und nicht auf jedem Kern gleich und vor allem nicht konstant. Es kann sich bei den Modellen durchaus um selektierte Chips handeln, die einen höheren Takt vertragen können und sich so über Selektion als XT-Modelle spezifizieren. Andere Unterschiede, wie beim Stepping, sind nicht ersichtlich.
AMD Ryzen 9 3900XT im Detail
Das Top-Modell ist der Ryzen 9 3900XT, der sich mit seinen 12 Kernen und 24 Threads auf Produktivität spezialisiert. Von dieser CPU profitiert man besonders stark bei Anwendungen und Spielen, die das volle Potential von Multithreading entfalten können. Mit dem Basistakt von 3,8 GHz gibt es keinen Unterschied zum Ryzen 9 3900X, doch beim Boost-Takt soll der Ryzen 9 3900XT nochmals eine höhere Spanne bieten: Maximal 4,7 GHz im Vergleich zu 4,6 GHz. Geht man davon aus, dass es 100 MHz mehr pro Kern sind, sollte man einen Unterschied messen können. Bei der Taktung spielen aber viele Faktoren mit rein, weshalb man davon nicht pauschal ausgehen kann.
Die Zen 2 Architektur skaliert beim RAM deutlich besser als ihre Vorgänger, auch wenn DDR4-3200 empfohlen wird, kann dennoch deutlich schnellerer Arbeitsspeicher genutzt werden. Mit 105 Watt TDP zählt der Ryzen 9 3900XT zu heißeren, bzw. hungrigeren Prozessoren, hält sich aber noch in Grenzen.
AMD Ryzen 7 3800XT im Detail
Der Ryzen 7 3800XT ist die neue Speerspitze der Ryzen 7 Reihe. Die CPU verfügt weiterhin über 8 Kerne mit 16 Threads und taktet bei einem Basistakt von 3,9 GHz. Die Zen 2 Kerne können bei dem neuen Modell auf bis zu 4,7 GHz hoch boosten, wogegen es beim 3800X schon bei 4,5 GHz Schluss ist. Die TDP beträgt auch hier 105 Watt und ein ordentlicher CPU-Kühler, zum Beispiel in Form einer All-in-One Wasserkühlung, ist sehr empfehlenswert.
Gleich bleibt auch der 4 MB große L2-Cache und 32 MB große L3-Cache.
AMD Ryzen 5 3600XT im Detail
Bei dem Ryzen 5 3600XT handelt es sich um den preiswertesten der drei Prozessoren. Mit 6 Kernen und 12 Threads zählt er noch ganz klar zum Mainstream und führt die Ryzen 5 Familie an. Die Kerne arbeiten mit einem Basistakt von 3,8 GHz und können auf einen Boost von 4,5 GHz hochtakten. Im Vergleich zum Ryzen 5 3800X sind es 100 MHz mehr. Durch den Wegfall von zwei Kernen und den nicht so hohen Boost, sinkt auch die TDP im Vergleich zum 3800XT auf 95 Watt. Diese bleibt aber unverändert in Bezug auf den Ryzen 5 3600X. Den Kernen stehen weiterhin ein 3 MB großer L2-Cache und 32 MB großer L3-Cache zur Verfügung.
Mainboardkompatibilität
Die neuen Modelle laufen im Grunde auf Mainboards mit sehr vielen unterschiedlichen AMD Chipsätzen, was lobenswert ist. Flasht man das BIOS vor dem Einbau nicht, erkennt das Board die Prozessoren als reine X-Modelle. Demnach können sie in der Theorie auf Boards mit A520, B350, B450, B550, X370, X470 und X570 Chipsätzen betrieben werden. Ob es Sinn macht, die High-End-Modelle auf alten Boards zu betreiben, sei dahin gestellt. Wenn die Mainboard-Hersteller die XT-Prozessoren unterstützen, ist es auf jeden Fall einen Gedanken wert.
Wir würden aber bei den getesteten drei Modellen eher zu einem B550 oder X570 Mainboard raten. Bei begrenztem Budget oder bereits vorhandenem Board, wären Modelle mit X470 und B450 Chipsatz eine gute Wahl.
Testaufbau
Für die Benchmarks kommt unser neuer Systemaufbau zum Einsatz. Getestet wird in einem geschlossenen System mit einem Gehäuselüfter auf der Rückseite und einem CPU-Luftkühler. Als Grafikkarte wird die Radeon RX 5600XT ITX verwendet, da sie in Mainstreamsegment liegt und ordentliche Vergleichswerte für den CPU-Teststand ermöglichen soll. Als Speicher wird ein Patriot Viper Steel 16 GB DDR4-3866 (PVS416G386C8K) Kit genutzt, der per XMP/DOCP Profil 1 konfiguriert ist - Timings werden so belassen.
Anmerkung zum Ryzen 5 2600
Einschränkungen gab es nur beim Ryzen 5 2600 hinsichtlich RAM-Takt und Timings. Der hohe Takt ist stabil nicht zu betreiben, weshalb dieser auf DDR-3600 abgesenkt werden musste. Das führt zu einem geminderten Benchmark-Ergebnis, das nicht kompensiert werden kann.
Nachfolgend die Aufstellung der Komponenten des Testsystems:
- Mainboard: ASUS ROG Strix X570-I Gaming
- SSD: Samsung SSD 840 PRO 256 GB, Samsung 850 EVO 500 GB
- m.2 SSD: Samsung 970 Evo MZ-V7E250BW 250 GB
- RAM: Patriot Viper Steel 16 GB, DDR4-3868, CL18-22-22-40
- CPU-Kühler: Scythe Kotetsu Mark II TUF
- Netzteil: Corsair SF 450 80+ Gold mit 450 Watt
- Lüfter: 1 x 120 mm Lüfter
- Gehäuse: Kolink Citadel
Der Vergleich zu Konkurrenzprodukten von Intel wird vorerst weggelassen, da es sich bei den Prozessoren um ein kleines Update handelt – wird aber ggf. noch nachgereicht.
Leistung in Single- und Multi-Thread-Anwendungen
Bewertet man die Leistung der Prozessoren in Single- und Multi-Thread-Benchmarks, dann zeigt sich, dass die Prozessoren sich in ersteren nicht signifikant, aber dennoch unterscheiden. Beim Multi-Threading sind die Unterschiede dann doch sehr deutlich.
Synthetische Benchmarks
Berechnungen im Multi-Thread-Modus zeigen klar die Stärken der Prozessoren mit mehr Kernen und mehr Threads. Aber auch bei den Single-Thread Berechnungen sieht man ein ähnliches Ergebnis, bei dem der Ryzen 9 3900 XT ganz klar vorn liegt. Ihm folgen Ryzen 7 3800XT, 3700X und dann der 3600XT. Auch beim Entpacken mit 7Zip und WinRar profitiert man von mehr Kernen sowie Threads. Hierbei profitieren gerade die Anwendungen, die mit Content Creation und Produktivität zu tun haben. Beim Konvertieren von Videos, macht es ebenfalls einen Unterschied bei der Wartezeit.
7-Zip
WinRAR
Corona 1.3
3DMark Time Spy
PCMark 10
VR Mark Orange Room
VR Mark Blue Room
SteamVR Test
Spiele Benchmarks
Wenn man die gesamten Ergebnisse der Spiele-Benchmarks als Durchschnitt nimmt, sind die Unterschiede zwischen den Prozessoren nicht sonderlich groß. In den von uns ausgewählten spielen, konnte sich keine CPU besonders stark von den anderen absetzen. Einzig der Sprung von der Ryzen 2000 zur Ryzen 3000 Serie fällt größer aus.
Battlefield 5 Benchmark
Battlefield 1 Benchmark
Crysis 3 Benchmark
Final Fantasy XV Benchmark
Counter Strike: Global Offensive Benchmarks
Overwatch
Fortnite
Übertaktung
Durch den geschlossenen Aufbau soll eine realistische Systemumgebung und die Parameter für Boost-Taktraten entsprechend simuliert werden. In der begrenzten Testdauer haben wir uns die typischen Boost-Taktraten der Prozessoren bei konstanter Last und Gaming-Belastung angesehen und geben diese im nachfolgenden Diagramm wieder. Die konstante Belastung wurde durch Volllast mit OCCT bewerkstelligt und die Spiele-Belastung mit dem Final Fantasy XV Benchmark ermittelt. Der maximale Boost, der in Testzeitraum erfasst werden konnte, wird angegeben.
Wie in dem Diagramm zu erkennen ist, haben sowohl der Ryzen 9 3900XT als auch der Ryzen 7 3800XT die 4,7 GHz bei uns nicht erreicht. Das könnte unter anderem daran liegen, dass die Raumtemperatur bei 27°C lag und die Gehäusetemperatur unter Volllast nochmals höher war. Mit einer besseren Belüftung und dem Einsatz einer Wasserkühlung, könnte dies jedoch möglich sein. Der Ryzen 5 3600XT hat dagegen höher getaktet, als der spezifizierte Boost vorsieht.
Da die CPUs den Takt dynamisch anpassen und in kurzen Abständen den Takt hoch drehen und dann wieder absenken, erreicht man gute Peaks. Bei Luftkühlung machte es aus unserer Sicht keinen Sinn die CPUs zu übertakten und auf einen deutlich niedrigeren Takt als der mögliche Boost, festzusetzen. Der Ryzen 9 3900XT war beispielsweise bei 4,3 GHz nicht stabil zu bekommen.
Wärmeentwicklung
Die Messungen beinhalten die Umgebungstemperatur und sind damit Absolutwerte der Messung in System. Bei der etwas höheren Raumtemperatur von ca. 27°C, kam der Kotetsu Mark II TUF Edition nicht ganz an seine Grenzen, aber sehr große Puffer entstanden hier nicht. Die PWM-Kurve des Lüfters ist während des Tests so eingestellt worden, dass der 120-mm Kaze Flex 120 PWM ARGB seine Drehzahl wie folgt regelte:
- Ab 42°C: 50% PWM = 780 U/min
- Ab 57°C: 70% PWM = 1.000 U/min
- Ab 75°C: 100% PWM = 1260 U/Min
Ab 1.000 U/Min wird der Lüfter wahrnehmbar. Damit war dieser beim Ryzen 9 3900XT und Ryzen 7 3800XT unter Volllast durchaus wahrnehmbar. Auch der Ryzen 7 3700X und der Ryzen 5 3600XT lagen in einem hörbaren Bereich. Der Ryzen 5 2600 hat wohl seinen geringen Boost zu verdanken, dass er am kühlsten blieb.
Verbrauch und Leistungsaufnahme
Der Verbrauch der ganzen CPU (Package) ist mit OCCT ausgelesen worden. Hier fällt lediglich der Ryzen 7 3800XT auf, da er nur etwas mehr als der Ryzen 7 3700X verbraucht. Der Ryzen 5 2600 liegt mit dem 3700X gleich auf. Der Ryzen 9 3900XT verbraucht als leistungsstärkster auch am meisten: Bei konstanter Volllast ca. 120 Watt.
Bei der Messung der Leistungsaufnahme des Gesamtsystems, sieht das Bild sehr ähnlich aus. Für die Volllast ist nur die CPU belastet worden.
AMD Ryzen 9 3900XT Benchmark, AMD Ryzen 7 3800XT Benchmark & AMD Ryzen 5 3600XT Benchmark (Bild © PCMasters.de)
Fazit
Ohne einen direkten Vergleich zu Prozessoren der 10.Generation zu ziehen, lässt sich nun ein grobes Fazit ziehen. Die neuen Ryzen 3000 XT-Modelle unterscheiden sich von den X-Modellen nur durch einen höheren Boost. Diesen 100 bzw. 200 MHz höheren Boost konnte der Ryzen 9 3900XT als auch der Ryzen 7 3800XT in unserem Kurztest nicht erreichen. Nur der Ryzen 5 3600XT konnte sein Boost-Ziel erreichen und kurz übertreffen.
Fazit zum Ryzen 9 3900XT
Der 12-Kerner mit 24 Threads ist das Top-Modell und liefert ordentlich Leistung bei Content Creation, Video-Codierung, Entpacken von Dateien und auch beim Rendern. Bei Multi-Thread-freundlichen Anwendungen kann dem Ryzen 9 3900XT kein anderen Modell das Wasser reichen. In Sachen Spiele, gibt es dagegen keine Vorteile.
Mit einem aktuellen Preis von 449€ (Affiliate) richtet sich der Ryzen 9 3900XT Prozessor an Power-User und Content Creator. Die Preise für den Prozessor sind bereits stark runter gegangen. Der Ryzen 9 3900X ist derzeit für knapp 419€ (Affiliate) erhältlich und auch wenn der Preisunterschied zum XT nicht mehr so groß ausfällt, können wir das normale 3900X-Modell stattdessen empfehlen. Außerdem ist es empfehlenswert bei dieser CPU zu einem besonders leistungsstarken CPU-Luftkühler oder gleich zu einer großen AIO-Wasserkühlung zu greifen.
Fazit zum Ryzen 7 3800XT
Mit seinen 8-Kernen und 16 Threads eignet sich diese CPU ebenso gut für Systeme, bei denen Multi-Thread-Anwendungen laufen. Für Spiele ist der Prozessor durchaus gut und auch für viele Awendungen ist er eine tolle Wahl. Nachdem die Preise stark gesunken sind, kostet er aktuelle ca 339€ (Affiliate) und rückt damit in einen spannenderen Preisbereich vor. Den Ryzen 7 3800X gibt es derweil für knapp 323€, wodurch der Unterschied zu dem XT-Modell sehr gering ist. Damit ist der 200 MHz höhere Boost des Ryzen 7 3800XT nun durchaus die paar Euro extra wert!
Fazit zum Ryzen 5 3600XT
Der Ryzen 5 3600XT ist das preiswerteste Modell, da er aktuell bei 210€ liegt (Affiliate). Der Sechskerner hat sich in den meisten Benchmarks gut geschlagen und bietet ein rundes Gesamtpaket mit besserem Preis-/Leistungsverhältnis. Bei Multi-Thread-Anwendungen kann er mit dem Ryzen 7 3700X fast mithalten und bei Spielen kam ebenfalls ein gutes Rating heraus. Dabei verbrauchte er weniger als der 3700X, was noch mal positiv aufgefallen ist. Aus diesem Grund können wir diesem eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Wer den höheren Preis nicht im Budget hat, kann zum Ryzen 5 3600X greifen, der bei knapp 204€ (Affiliate) liegt.