Creative muss den meisten ja nicht weiter Vorgestellt werden. Wir tun es trotzdem. Der 1981in Singapur gegründete Hersteller brachte mit seiner Sound Blaster Soundkartenserie in den 90igern den Sound in den PC. Zur damaligen Zeit mit erschwinglichen Preisen und gutem Sound, wurde sie quasi zum Standard ihrer Zeit. Auch zur Jahrtausendwende wurden die Soundkarten immer raffinierter und blieben fester Bestandteil der meisten Gaming PCs. Mit aufkommen des brauchbarem Onboardsounds hat sich der Hersteller breiter aufgestellt und bietet neben seinen SoundBlaster-Karten nun auch Kopfhörer und Lautsprecher an und versucht durch clevere Softwarelösungen sich von der Konkurrenz abzusetzen.
Der Lieferumfang und Verarbeitung
Creative SXFI Gamer Verpackung (Bild © PCMasters.de)
Das SXFI Gamer ist im Handel für knappe 100€ zu erwerben. Zum Lieferumfang gehören 2 Kabel, einmal ein USB-C Kabel mit Adapter auf USB und einem Line in Kabel. Zudem gibt es ein Microfonarm zum Anstecken an den Kopfhörer.
Eine Kurzanleitung darf natürlich nicht fehlen. Software muss man sich auf der Creative-Seite herunterladen und was im ersten Moment überrascht, ist ein QR -Code für eine Handyapp. Dazu jedoch später mehr.
Die Verarbeitung ist auf einem sehr gutem Niveau, uns ist nichts aufgefallen, was hier negativ ins Gewicht fällt. Einzig die ausladenden Ausmaße, die das Headset aufweist, überraschen.
Die Ohrmuscheln bestehen aus Kunstleder und bieten unter dem Kunstlederkleid einen Memory-Schaumstoff, der sich gut an das Ohr anschmiegt. Zudem kann die Ohrmuschel zur Reinigung/Ersatz abgenommen werden. Der Bügel ist mit Kunstleder umfasst und die Rasterung zur Anpassung der Breite ist knackig und lässt die Ohrmuscheln nach dem Einstellen in Position. Über der Rasterung ist ein Logo in Klavierlack eingelassen.
Die subtile RGB-Beleuchtung lässt sich auf den eigenen Farbgeschmack abstimmen und lässt mit dem Verzicht auf Bling-Bling-Effekte das Headset wertiger wirken. Uns hat das sehr gut gefallen und dieses Understatement unterstreicht den, unserer Meinung nach, guten Geschmack, den Creative hier an den Tag legt.
SXFI-App und Software
Mittels QR-Code geladener SXFI-App wird man aufgefordert, sein eigenes Profil zu erstellen, dafür müssen Fotos beider Ohren und des Gesichts aufgenommen werden. Diese werden dann von der Software analysiert und der Sound dann durch einen „mächtigen“ Algorithmus auf den jeweiligen Träger angepasst. Diese Modifikation veränderte das Klangbild nicht wirklich zur Standardausgabe. Oder unsere Ohren sind zufällig der Standard, was auch sein kann.
Die PC Software bietet Umstellung von Stereo auf 5.1 und 7.1, uns hat jedoch die Stereowiedergabe am besten gefallen. Auch ein obligatorischer Equalizer macht die Soundanpassung leicht und in unserem Falle haben wir die Bässe angehoben und oben raus die Höhen etwas abgeschwächt. Dieses Soundprofil schien dem SXFI Gamer am besten zu schmecken, unserem Geschmack auch. Die LED-Beleuchtung lässt sich hier mittels Farbrad individualisieren oder auch ausschalten. Sonst stellt die Software keine Fragen an den Anwender und das ist auch gut so.
Der Kopfhörer lässt die Welt nicht draußen, so kommen z.B. Lüftergeräusche vom PC nur leicht gedämmt durch die Polsterung des Kopfhörers. Das USB-C-Kabel hat ein Problem, durch die leichte Riffelung der Ummantelung übertragen sich Schleifgeräusche des Kabels mit der Kleidung bei Kopfbewegung an den Kopfhörer, dies hört man wenn gerade nichts auf dem Hörer läuft, leider recht stark und kann nerven. Hier hätte eine Gummierte Ummantelung, wie beim mitgelieferten Line in Kabel, Abhilfe geschaffen. Allerdings hört man diese Geräusche nicht mehr wenn Sound wiedergegeben wird.
Zwei Kabel, zwei Klangwelten. Bei dem Line in Kabel muss man auf die Softwareunterstützung und auch auf die LED Beleuchtung verzichten. Während man mit dem Line in den Sound des Zuspielers trocken unaufgeregt und im Vergleich zum USB-C gefühlt bassschwach bekommt, lässt der SXFI mit dem USB-C Sound die Muskeln Spielen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Uns überraschte beim ersten Besuch im Teamspeak eine hervorragende Stimmenwiedergabe, die quasi im Kopf stattfand und uns im ersten Moment etwas befremdlich vorkam, jedoch möchten wir diese Art nicht mehr missen.
Beim Musikhören, besonders von rockigen Tracks, wird der Bass so modifiziert, dass man das Gefühl hat, man sitzt neben dem Schlagzeuger und man kann das Klopfen des Schlegels gegen die Membrane der Basstrommel spüren. Dies fühlt sich so genial an, dass man bestimmte Passagen immer wieder Anhören will und sich in seine Lieblingsstücke neu verliebt. Einfach Klasse. Allerdings gibt es auch hier den ein oder anderen Track, wo die Software versagt und der Bass andere Soundbereiche einfach kannibalisiert und so zur alles dominierenden Macht wird.
Bei Technomusik kann volles Pfund aufgedreht werden, solange man die Höhen etwas dämpft, diese werden auf 100 % schon sehr zischig, jedoch wer es länger als einen Track auf 100 % aushält der hört wohl sowieso nicht mehr viel, denn die Lautstärke ist echt extrem laut und würde wohl vom Gesundheitsministerium nicht empfohlen werden.
Doch kommen wir nun zur eigentlichen Aufgabe des Kopfhörers, die Wiedergabe des Gaming-Sounds. Diese ist wirklich gelungen, man hat ein „mittendrin“ Gefühl. Welches etwas auf die Ortbarkeit des Sounds geht, jedoch wird das durch die Wucht, das Raum- und Weitengefühl mehr als wett gemacht. Explosionen werden auch bei hoher Lautstärke ohne Verzerrungen dargestellt, da hier mehr als ausreichend Reserve zur Verfügung steht. Schüsse, Querschläger oder gar das Dumpfe grollen von Artillerie wird hier dank der Softwarelösung und der 5 cm Treiber hervorragend dargestellt. Wer auf das mittendrin Gefühl verzichten will und lieber die Ortbarkeit in den Vordergrund stellt, kann mittels Tastenbetätigung am Kopfhörer die Software ausstellen und bekommt dann den „normalen“ Sound aufs Ohr. Der Kopfhörer kann auch leise und filigran, so ist z.B. der hervorragende Sound von Ori and the Will of the Wisps noch einmal präsenter dargestellt und lässt euch noch einmal tiefer in die Story eintauchen, als er es sowieso schon tut.
Das Mikrofon
Das Mikrofon kann einfach an den Kopfhörer angesteckt werden, da die Dockingmöglichkeit nicht rund ist, sondern an einer Seite eine abgeflachte Stelle aufweist, kann es verdrehsicher angeschlossen werden, so dass immer die richtige Richtung des Mikrofons zum Mund zeigt. Es wird sofort erkannt und kann ohne große Einstellerei verwendet werden. Ist das Mikrofon über USB angeschlossen, trägt die Software zur besseren Verständlichkeit bei, da hier eine Rauschunterdrückung greift und auch Nebengeräusche bis zu einem gewissen Grade unterdrückt werden. Wird das Mikrofon analog genutzt, bekommt man ein deutlicheres Grundrauschen präsentiert, auch werden die Nebengeräusche nicht mehr unterdrückt. Die Aufnahmen sind deutlich zu verstehen und ließen im Hörtest die Stimmenwiedergabe etwas höher erscheinen, als sie in Wirklichkeit ist. Für den Gaming-Alltag vollkommen ausreichend, wer allerdings Streamen will, sollte sich für ein wärmeres Stimmenbild ein Standmikrofon zulegen.
Fazit
Wer hundert Euro für sein Gamingsoundsetup zur Verfügung hat, macht hier nicht viel falsch. Die Verarbeitung ist sehr gut, die Software im Hintergrund macht ihre Aufgabe gut und haut richtig Bass in die Waagschale. Wer allerdings den SXFI Gamer Analog nutzen möchte, verschenkt hier richtig Potenzial. Als Musikwiedergabegerät kommt es auf die Tracks an, welche sich teilweise zum Niederkniengenial anhören oder auch bei wenigen Titeln ins Gegenteil umschlagen können.
Beim Gaming, wenn es nicht auf Ortung ankommt, ist er zu empfehlen. Daher kann PCMasters für den Preisbereich, dem sich das Creative SXFI Gamer Headset bewegt, eine gute Wertung von 86 % abgeben.
Preis & Verfügbarkeit
Bei der Verfügbarkeit gibt es keine Probleme, da man das Creative SXFI Gamer bei vielen Händlern, u.a. auch bei Amazon bekommen kann. Die Preise bewegen sich, je nach Shop, in dem Bereich zwischen 100€ und 140€.