The Last of Us (Bild © Sony)
Keineswegs und genau das wurde schon damals bei der Vorstellung auf der E3 in Los Angeles klar. Professionelle Schauspieler kümmerten sich um die entsprechende Authentizität der Figuren und trotz der Masse an ähnlichen Spielen wirkte der Titel bereits auf den ersten Blick einmalig. Diese außerordentlich hohe Erwartungshaltung wurde bis zum Schluss aufrechterhalten.
In vielen Vorschauberichten erntete The Last of Us bereits massig Lob. Das Warten hat allerdings ein Ende gefunden und jeder Besitzer einer PlayStation 3 kann sich nun selbst ein Bild von dem heiß erwarteten Titel machen. Nichtsdestotrotz bleibt die Frage, ob die Spieler mit dem Ergebnis zufrieden sein können und ob dem Entwickler Naughty Dog nach der Uncharted-Serie ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Sony-Konsole gelungen ist.
Die Handlung beginnt mit dem Charakter Joel. Mitten in der Nacht bricht in seinem Heimatort die Hölle los und Nachbarn, Freunde sowie Fremde werden plötzlich zu wildgewordenen Bestien. Er versucht zu fliehen und erlebt gleicht zu Beginn, was es bedeutet, um das Überleben seiner selbst und das seiner Liebsten zu kämpfen. Nach einem wirklich intensiven Einstieg setzt das Spiel erst einige Jahre später an. Man hat es nun mit einem gealterten Hauptcharakter zu tun, der durchaus von seinen Erlebnissen gezeichnet ist.
Inzwischen ist klar, durch eine Pilzinfektion sind weite Teile der Erdbevölkerung ausgelöscht worden oder eben zu untoten Wesen mutiert. Dort wo einst pulsierende Metropolen existierten, sind heute nur noch Quarantänezonen übrig, die vorrangig vom Militär beherrscht werden. Hunger, Verbrechen und die stetige Gefahr sind allgegenwärtig. Das Militär selbst geht mit harter Gewalt vor, weshalb sich bereits Wiederstandsgruppen gebildet haben. Es ist ein trostloses Leben, das nur wenig Ausblick bietet, schließlich gibt es selbst nach all den Jahren immer noch kein Heilmittel gegen die Seuche.
So lebt Joel inzwischen als Schmuggler. Bei einem Auftrag soll er ein kleines Mädchen namens Ellie zu einer ganz bestimmten Position bringen. Was zunächst wie ein nerviger Einsatz beginnt, der lediglich ein paar Waffen einbringen soll, ist der Start einer ganz besonderen Beziehung. Die beiden Protagonisten werden nämlich zu Freunden. Unterschiedlicher könnten die Figuren zwar kaum sein, doch darin besteht vermutlich der Reiz. Während Joel noch weiß, wie ein richtiges Leben auszusehen hat, kennt Ellie wiederum nur diese von Leid und Horror bevölkerte Welt. Und doch wissen sich die beiden nach einer gewissen Zeit perfekt zu ergänzen. Der Spieler lernt die Charaktere Stück für Stück besser kennen und kann sich eventuell sogar mit ihnen identifizieren. Fernab von Klischees wissen beide nämlich wirklichen Tiefgang mitzubringen und dadurch wird die Geschichte von The Last of Us wahrlich einzigartig.
Die Handlung ist nämlich der wohl gelungenste Aspekt des Titels. Zwar gestaltet sich der rote Faden strikt linear und einen Entscheidungsfreiraum hat der Spieler ebenfalls nicht, doch ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu winken, versetzen einen die Macher immer wieder in fragwürdige Situationen, die zum Nachdenken anregen. Hätte man selbst genauso gehandelt? Ist man ein schlechter Mensch, weil man sein Leben auf Kosten anderer verteidigt? Das sind Fragen, auf die das Spiel keine Antwort gibt und es dem Spieler überlässt, sein eigenes Urteil zu fällen. Emotionen wie Freude, aber eben auch Trauer und Leid sind in The Last of Us deutlich spürbar und zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie die Grenze zwischen filmischer Erzählung und einem Videospiel inzwischen verblasst.
Der Handlungsrahmen wird über ein ganzes Jahr gespannt. Man durchlebt die unterschiedlichsten Situationen und trifft auf verschiedene Leute, die sowohl freundlich als und feindlich gesinnt sein können. Ohne zu viel von der Welt an sich zu erzählen, konzentriert sich das Videospiel vollends auf die einzelnen Charaktere. Die Atmosphäre ist wirklich gelungen. Informationen rund um den eigentlichen Ausbruch erhält man lediglich durch das Sammeln von Dokumenten, die überall in der Welt verteilt sind.
Die Welt von The Last of Us ist in der Postapokalypse angesiedelt, weshalb von vielen Gebäuden und Straßen nur noch Ruinen übriggeblieben sind. Um dies wirklich glaubhaft darzustellen, bedarf es allerhand Details. Glücklicherweise muss man diese nicht missen. Die Natur hat sich viele Städte zum Teil zurückgeholt, sodass überall wilde Pflanzen wachsen. Die zerstörten Gebäude sehen sehr hübsch aus und trotz der eingeschränkten Laufwege wirkt die Welt außerordentlich toll gestaltet.
Die Qualität der Texturen ist für ein heutiges Spiel mehr als ausreichend. Sicherlich ist nicht gleich alles sofort scharf und einige Objekte laden besonders bei rasanteren Passagen im Hintergrund nach, doch das sind Kleinigkeiten, an denen man sich in Anbetracht der sonstigen optischen Leistungen nicht unbedingt stören sollte. Die Animationen wirken ebenfalls gelungen, was man besonders bei den Kampfeinlagen bewundern darf. Schatteneffekte sorgen überdies für weitere stimmige Momente. Wenn im Hintergrund beispielsweise nur die Silhouetten von den Infizierten zu sehen sind, jagt einem dies schon mal einen Schauer über den Rücken.
Der Bereich des Sounds wird vorrangig von der Synchronisation geprägt. Die deutschen Sprecher haben einen tadellosen Job verrichtet und sorgen so dafür, dass die Figuren abermals glaubhafter wirken. Die sonstige Hintergrundmusik ist eher minimalistisch gehalten. In den meisten Situationen bleibt es eher leise oder gar stumm, wodurch man nicht von den vielen Dialogen abgelenkt wird. Ansonsten erwarten einen in erster Linie eher melancholische Klänge, die sehr gut zur Postapokalypse passen.
The Last of Us wird aus der dritten Person heraus gespielt. Die Bedienung ist in den meisten Fällen recht simpel gehalten. Per Knopfdruck sprintet die Figur oder duckt sich, um dann an Feinden vorbeizuschleichen oder hinter einem Objekt in Deckung zu gehen. Anders als etwa in Uncharted haben Klettereinlagen kaum einen Anteil im Spiel. Man benutzt zwar Leitern oder zieht sich an Vorsprüngen hoch, doch unrealistische Hüpfpassagen findet man nicht vor. Die Bedienung versucht sich in die atmosphärische Gesamtsituation einzufügen. Daher stoppt das Spiel nicht, sobald man im Inventar eine Waffe wechselt oder man die Energie auffrischt. Das ist zwar passend, kann in einer Kampfsituation jedoch häufig zu einem umständlichen Ergebnis führen. Ansonsten geht die Steuerung jedoch gut von der Hand.
Das sonstige Gameplay zielt in erster Linie auf den Überlebenskampf ab. Es gibt durchaus eine stattliche Anzahl an Waffen, die vom Bogen bis hin zum Flammenwerfer reicht, doch Munition ist überaus knapp. Vielen Kämpfen kann man zwar nicht aus dem Weg gehen, allerdings ist Schleichen ein essentieller Bestandteil des Spielprinzips. Um Munition zu sparen, kann man sich von hinten heranpirschen und den Feind lautlos erledigen. Manche Passagen sind auch wesentlich einfacher zu erledigen, wenn man überhaupt keinen Gegner tötet. Einige Infizierte sind nämlich besonders stark und reagieren auf Geräusche. Lockt man sie erst einmal an, kann das schnell den Tod bedeuten. Das Handeln sollte aus diesen Gründen immer überlegt sein, denn die Ressourcen wollen letztlich sinnvoll verteilt werden.
Die Schleicheinlagen nehmen den größten Teil des Spiels ein. Abgesehen von Stellungskämpfen und dem Sammeln von Gegenständen, um etwa die Waffen zu verbessern oder aber Verbrauchsmaterialien wie Medipacks zu generieren, muss man sich vor allem um den eigentlichen Weg kümmern. So wird der Spieler immer wieder vor die Frage gestellt, wie er nun weiter vorankommen soll. Dazu müssen oft Leitern gefunden oder größere Objekte verschoben werden. Diese kleinen Wegerätsel sind nett, wiederholen sich gleichwohl jedoch sehr häufig. Ellie kann nicht schwimmen und muss in vielen Abschnitten mit einem kleinen Floß über das Wasser befördert werden. Spätestens nach der dritten Wiederholung kann man da leider keine Freude mehr für finden. Ein wenig mehr Abwechslung wäre in dieser Hinsicht hilfreich gewesen, wenngleich man so oder so gut über die gesamte Spieldauer unterhalten wird.
Fragwürdig ist an vielen Stellen allerdings die künstliche Intelligenz. Während Joel bei der kleinsten Unachtsamkeit bereits von der feindlichen Meute entdeckt wird, können die KI-Begleiter tun und lassen, was sie wollen. So reagieren die Kontrahenten zu keiner Zeit auf Ellie. Damit macht man es dem Spieler zwar leichter, da er nicht auf die Bewegungen des Partners achten muss und so kein Frust entsteht, doch der Stimmung schadet es trotzdem in einem kleinen Rahmen.
Abseits der Kampagne wurde im Übrigen noch ein Mehrspielerpart integriert, der einen eher kleinen Umfang hat. Acht Spieler können insgesamt teilnehmen, wobei eine Art modifizierter Team-Deathmatch-Modus geboten wird, in dem das Sammeln von Ressourcen an erster Stelle steht. Wirklich motivierend ist dieser Abschnitt nicht, denn The Last of Us funktioniert eben nur als Einzelspieler-Werk.
The Last of Us ist vielseitig, spannend und regt an zahlreichen Stellen zum Nachdenken an. Sicherlich ist es in Sachen Gameplay und Abwechslung nicht perfekt, doch das Erlebnis als Ganzes ist in der Tat einzigartig. The Last of Us muss man erlebt haben, um zu verstehen, was die Faszination ausmacht. Während es zu Beginn ganz langsam und leise losgeht, avanciert der Titel schnell zu einem packenden Abenteuer, das wenig über die Postapokalypse, aber dafür viel über die Identität der Menschen verrät. Kleinere Schnitzer wie die KI der Partner sind vorhanden, doch das mindert die Freude nur im kleinen Rahmen. The Last of Us ist und bleibt ein absoluter Pflichtkauf für alle Besitzer der PlayStation 3.
Stärken des Spiels:
- Dichte Atmosphäre
- Packende Handlung
- Glaubwürdige Spielwelt
- Gute Mischung aus Schleich- und Actioneinlagen
Schwächen des Spiels:
- Waffenwechsel mitunter etwas hakelig
- Fragwürdige Partner-KI
- Gameplay streckenweise abwechslungsarm
Insgesamt erhält The Last of Us von uns folgende Wertung: