Noch verrückter geht’s wohl kaum, wenn man von der Super Dangerous Wad Wad Edition von Saints Row 4 absieht, die sage und schreibe eine Million Dollar kostet. Dafür bekommt man aber auch das Spiel, einen Toyota Prius, eine Sonderedition eines Lamborghini Gallardo, zwei Luxusreisen nach Dubai und Washington DC., spielbezogene Klamotten, eine Schönheitsoperation sowie einen originalgetreuen Nachbau der Dub-Step-Kanone, eine „Commander in Chief“-Version von „Saints Row 4“ und als wäre das nicht genug auch noch einen Weltraumflug. Schätzungsweise ist das Ganze aber “nur” 640.000 Dollar wert, also ein wirklich verrücktes Bundle. Doch kann das Spiel da mithalten? Das und noch viel mehr, werdet ihr im folgenden Test erfahren. Übrigens, wer Interesse hat, sollte zuschlagen, es gibt nämlich nur ein Exemplar der Super Dangerous Wad Wad Edition.

Saints Row 4Saints Row 4 (Bild © PCMasters)

Allerdings geht zuerst ein Dankeschön an Deep Silver für die problemlose Bereitstellung eines Exemplares von Saints Row 4.

Saints Row 4 ist ganz klar ein total verrücktes Spiel, das scheint außer Frage zu stehen, sodass es laut §14 JuSchuG lediglich eine USK 18 Einstufung erhält.

Im Gegensatz zum Vorgänger wird jedoch etwas mehr Leistung gefordert, besonders in Hinsicht auf die Grafikkarte, unter DirectX 11 geht gar nichts mehr, konnte man bei Saints Row The Third noch zwischen DirectX 9.0c, 10 und 11 wählen.

Bleibt die Frage, ob ein schnelles Gamingsystem ein solches Spiel unter maximalen Einstellungen auch befeuern kann? Zum Testen haben wir mit einer Auflösung von 1920x1080 Pixeln sowie maximalen Einstellungen, (8xMSAA/16xAF) gespielt. Dass die vertikale Synchronisation immer ausgeschaltet bleibt, sollte dabei klar sein. Als Testparcour hat uns die Mission “Aus der Simulation ausbrechen” gedient.

Mindestanforderungen Empfohlenes System 1. Test-System 2. Test-System
Prozessor (CPU) Dual Core 3,0 GHz Core 2 Quad Q9300 oder Phenom 9850 Intel Core i7-930 3,0 GHz Intel Core i5-3770k 4 GHz
Arbeitsspeicher (RAM) 4 Gigabyte 4 Gigabyte 12 Gigabyte 8 Gigabyte
Grafikkarte (GPU) Pixel Shader 4.0, DirectX 11 und 1 Gigabyte VRAM HD 5850 oder GTX 460 HD 7970 925 MHz/1375 MHz GTX 670 1176 MHz/1652 MHz
Betriebssystem (OS) Windows Vista (SP2) Windows Vista (SP2) Windows 8 64-Bit Windows 7 64-Bit
Festplattenspeicher (HDD) 10 Gigabyte 10 Gigabyte circa 8,51 Gigabyte

Beide Systeme ähneln sich bezüglich der Leistungsdaten recht genau, wobei einerseits eine Karte aus dem grünen und andererseits eine aus dem roten Lager verbaut wurde sowie ein Mal ein Nehalem i7 und ein Ivy-Bridge i5.

1. Testsystem 2. Testsystem
Min. FPS Avg. FPS Max. FPS Min. FPS Avg. FPS Max. FPS
36 57,9 81,5 48 74 99

Die Framewerte waren dabei durchweg überzeugend, allerdings sieht das so nicht immer während des Spielens aus. Ab und zu kommen wir auch mit einer HD 7970 unter die magische 25-FPS-Grenze, während das System mit der GTX 670 AMP besser zurecht kommt.

Natürlich ist das alles kein Problem, wenn die dazu passende Grafik stimmt, nur ist das hier nicht der Fall. Es scheint viel mehr ein mit DirectX11 weiter aufbereitetes Sains Row The Third zu sein, wobei selbst dort bereits DirectX 11-Effekte vorhanden waren. Besonders die Texturen wissen hier zu enttäuschen und wirken extrem niedrig aufgelöst, aber vor allem matschig und lassen eher DirectX9 als 11 vermuten.

Saints Row 4Saints Row 4 (Bild © PCMasters)

Allerdings scheint man wenigstens das Layout der Texturen sowie die Beleuchtung der Stadt an die Alieninvasion beziehungsweise die -simulation angepasst zu haben. Es scheint alles sehr düster und bedrückend in Steelport.

Doch sind leider keine neuen Bereiche verfügbar, sondern Deep Silver hat die Karte eins zu eins aus Saints Row The Third übernommen, wobei sich die Missionsgebiete natürlich vom Vorgänger unterscheiden.

Etwas besser fällt die Vertonung im Spiel aus. Zwar klingen die Motorengeräusche immer gleich, egal ob ein Motortuning in der höchsten Stufe vorgenommen wurde oder nicht, allerdings klingen die Stimmen klar und differenzierbar. So richtig weiß das Spiel hier aber dennoch nicht zu überzeugen, wobei verschiedene Radiosender verfügbar sind, die sogar außerhalb von Fahrzeugen über das Inventar aktiviert werden können. Hier zeigt sich auch die spaßige Seite von Saints Row 4, so fliegt man in bester Star Wars Manier durch das Alienschiff - mindestens so groß wie der Todesstern - und im Radio kommt "What Is Love" das überhaupt nicht zur Spielsituation passt, dem Spieler aber zwangsweise ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert.

Saints Row 4Saints Row 4 (Bild © PCMasters)

Hoffen wir, dass das Gameplay etwas mehr punkten kann, ansonsten kann man dem Titel bis hierhin leider nicht so viel Gutes abgewinnen.

Saints Row 4Saints Row 4 (Bild © PCMasters)

Das kann es! Zwar bleibt die Steuerung der Fahrzeuge wieder gleich, doch hat man sich mit den Superkräften etwas wirklich Neues einfallen lassen. In Kombination mit der Tatsache, dass man selbst der Präsident der USA ist das eine amüsante Konstellation. Ansonsten bleibt leider alles beim Alten, außer das Kaufmenü, bei welchem die Preise geändert wurden, sodass es günstiger geworden ist, Upgrades zu erwerben als noch in Saints Row The Third. Zusätzlich wurde auch die Auswahl an Tuningobjekten für Fahrzeuge, Kleider, Haarschnitte, Beleidigungen etc. erhöht, sodass man dem eigenen Charakter mehr Individualität verleihen kann. Allerdings bleiben spielrelevante Dinge gleich, außer den bereits angesprochenen Fähigkeiten beziehungsweis Superkräften. Das ist zwar schade, aber nicht zwangsweise schlecht, schließlich machte man schon in Saints Row The Third damit nichts falsch. Doch stört es uns schon etwas, dass sogar Nebenmissionen nahezu unverändert bleiben, in Massen verfügbar sind und es somit immer noch möglich ist seinen Charakter zu leicht aufzuleveln, bevor man wirklich einen Kampagnefortschritt erreicht hat. Damit zerstört man sich auch unter Hardcore leicht den Schwierigkeitsgrad des Einzelspieler-Modus. Darüber hinaus ist es viel zu einfach auf das nächste Level zu kommen, dazu genügen wenige Nebenmissionen oder oft auch nur eine Hauptmission, welche die einzigen wirklichen Veränderungen im Spiel mitbringen.

Saints Row 4Saints Row 4 (Bild © PCMasters)

Wenn man schon das Vorgängerspiel kopiert, hätte man dem Ganzen wenigsten auch den dementsprechenden Feinschliff verpassen können, anstatt dem Spiel einfach ein paar Texturen und Superkräfte beizulegen. So hat man die Unschönheiten des Vorgängers einfach übernommen, anstatt diese auszubessern.

Saints Row 4 Saints Row 4 (Bild © PCMasters)

Dennoch muss man dem Spiel lassen, dass es einfach tierisch Spaß macht, egal ob kopiert oder nicht. In bester Supermann-Manier als Präsident durch die Welt zu fliegen ist eben einfach spaßig. Dabei kann man sogar mit den Fäusten Jagd auf die bösen Buben machen. Es passt eben alles zusammen und man wühlt sich nicht einfach trocken durch das Spiel, sondern will weiterspielen.

Kann wenigstens die Geschichte des Spiels komplett überzeugen und profitiert nicht von den kopierten Inhalten des Vorgängers?

Nachdem man sich im Vorgänger noch an die Spitze der Gangs in Steelport kämpfen beziehungsweise die restlichen Gangs außer den Saints Row auslöschen musste, kämpft man jetzt gegen Aliens und die Polizei, die sich wie auch schon im Vorgänger wenig kooperativ zeigt.

Saints Row 4Saints Row 4 (Bild © PCMasters)

Das Ganze spielt sich in einer Simulation ab, da die Erde bereits zu Anfang leider zerstört wurde, nachdem ihr die Invasion zuvor nicht aufhalten konntet. Ihr seid währenddessen in einer Simulation gefangen und im All, sodass ihr überlebt. In einem einzigen Rachefeldzug kämpft ihr euch zu dem Alienboss vor. Dabei zeichnen die Story viele kleine Elemente aus, die zum Schmunzeln veranlassen wie auch zu großen Teilen das komplette Spiel. Letztlich eine gelungene Geschichte, die sehr erfrischende Inhalte mit ins Spiel bringt, im Vergleich zu anderen Open-World-Titeln wie Grand Theft Auto. So etwas haben wir noch nicht ein Mal in Saints Row The Third gesehen.

Saints Row 4Saints Row 4 (Bild © PCMasters)

Saints Row 4 75% Wertung Saints Row 4 75% Wertung (Bild © PCMasters)

Das Spiel kann zweifellos überzeugen, macht Spaß und dabei rückt sogar die Grafik schnell in den Hintergrund. Allerdings bleibt dauerhaft der bittere Beigeschmack, dass man alles schon ein Mal gespielt hat, zumindest wenn man den Vorgänger kennt. Dieselbe Stadt, fast dieselbe Grafik, fast dieselben Nebenmissionen und daselbe Spielprinzip (Herrscher der Stadt überrennen). Wer jedoch gar nicht genug davon bekommen konnte oder das Spiel nicht kennt, der macht nichts falsch, denn auch für die Story ist es nicht unbedingt notwendig, die Vorgänger zu kennen. Besonders wenn man die Nase von den alltäglichen Spielen wie Grand Theft Auto, Sleeping Dogs oder ähnlichen voll hat. Hiermit beantwortet sich auch die anfängliche Frage, ob das Spiel als Konkurrent für GTA 5 herhält. Das Spiel ist weniger eine Konkurrenz als eine Alternative, die auch gerne wahrgenommen werden darf, besonders für Neueinsteiger der Serie, die einem kaotisch-witzigen Spielprinzip etwas abgewinnen können und das für gerad einmal 34,99 Euro in der Standard-Version oder sogar günstiger für 34,90 Euro in der Commander in Chief Edition.