The Wonderful 101 ist in Deutschland ab 12 Jahren freigegeben und exklusiv für die Nintendo Wii U erhältlich. Der Download aus dem Nintendo eShop schlägt mit 10 Gigabyte zu Buche, spielt man die Disc-Version, muss man nur etwa 8 MB für einen Spielstand bereithalten. Die 943 MB große Demoversion ist ebenfalls im Nintendo eShop verfügbar.
The Wonderful 101 Opener (Bild © Nintendo)
Bevor wir in den eigentlichen Test einsteigen, geht, wie immer, ein großes Dankeschön an Nintendo und Popular PR für die problemlose Bereitstellung eines Testmusters.
Aliens greifen die Erde an! Alt? Langweilig? Ja und nein. Zugegeben, die Grundidee, den Spieler die Erde gegen Aliens verteidigen zu lassen, ist nicht neu. Doch um diesen schicksalhaften Kampf hat Platinum Games eine Story gestrickt, die durchaus von der Norm des bisher dagewesenen abweicht. In diesem Abschnitt werde ich diese kurz vorstellen, ohne jedoch Wichtiges oder bislang Unbekanntes zu verraten.
In The Wonderful 101 kämpft weder das Militär noch ein vor Testosteron strotzender Superheld gegen die interstellaren Invasoren, für die Verteidigung unseres Planeten sind ganz normale Menschen verantwortlich. Naja, fast ganz normale Menschen zumindest. Bereits in der Einleitungssequenz wird klar, dass es nicht die erste Alien-Invasion ist, die hier abgewehrt werden muss. Als Lehre aus dem ersten Angriff hat man einen globalen Geheimdienst gegründet. Dieser rekrutierte 100 ganz normale Menschen, um als Verteidigungsstreitmacht die Erde zu beschützen. Damit die namensgebenden Wonderful 101 zusammenkommen, fehlt jedoch noch ein Held: Du. Der Spieler selbst schlüpft in die Rolle des einhunderteinsten Verteidigers der Erde.
Wodurch erhalten ganz normale Menschen die Macht, die Erde zu verteidigen? Durch ihr Equipment. Spätestens seit Batman oder Inspector Gadget dürfte klar sein, dass man nicht von einer radioaktiven Spinne gebissen werden oder vom Planeten Krypton stammen muss, um Großes auf der Erde zu vollbringen. The Wonderful 101 tragen Anzüge, die ihnen große Macht verleihen. Sie können aus ihren Körpern und Anzügen Waffen und Werkzeuge erzeugen oder auch, falls es notwendig wird, innerhalb weniger Millisekunden Brückenteile bilden. Dadurch werden sie selbst zu einer mächtigen Waffe, oder verhindern so, dass etwa ein Schulbus in den Abgrund stürzt.
Im Laufe der Handlung kommen, soviel kann ich euch verraten, ohne etwas Dramatisches vorwegzunehmen, immer mehr Helden hinzu, bis die 101 schließlich komplett sind. Jeder Held bereichert die Truppe um neue Fähigkeiten, denn während beispielsweise Wonder Red auf die Unite Hand spezialisiert ist, eignet sich Wonder Green besonders gut für die Unite Gun. Oft sind Gegner oder Rätsel farbig markiert, sodass ihr schnell erkennt, wann ihr welche Fähigkeit oder Waffe einsetzen solltet.
Im Laufe der etwa 12-15 Stunden langen Handlung entspinnt sich die Geschichte immer weiter, dabei geht es mit Humor und einem Schuss Dramatik zur Sache.
Die Grafik von The Wonderful 101 lässt sich, zumindest auf den ersten Blick, mit zwei Worten beschreiben: bunt und chaotisch. Doch wer jetzt denkt, hier hätte man es mit dem kindgerechten Look zu tun, der Nintendo immer wieder „vorgeworfen“ wird, der irrt. Zwar ist die optische Erscheinung unserer Helden sehr farbenfroh gehalten, jedoch erinnert es eher an japanische Süßigkeiten, als ein vermeintliches Kinder- oder Familienspiel von Nintendo. Die Welt von The Wonderful 101 ist ebenfalls bunt gehalten, wirkt dabei aber keineswegs überladen. Ihr braucht also keine Angst zu haben, von Farben erschlagen zu werden.
Optisch macht The Wonderful 101 eine gute Figur. Neben der bereits erwähnten Farbpracht, hat man auch mit vielen kleinen Details seine Freude. So erkennt man durch die Transparenzeffekte der Waffen und Werkzeuge immer wieder, dass die Helden Teil der Waffe (oder Munition) sind.
Sowohl die Helden, als auch die Gegner heben sich gut von der Umgebung ab. Daher ist es kein Problem, zu erkennen, wer da gegen wen kämpft. Das eingangs erwähnte Chaos möchten wir aber trotzdem noch erläutern, schließlich haben wir es mit 101 Helden zu tun. Also rennen auf dem Bildschirm stets 101 Figuren umher. Wenn hier eine noch größere Anzahl an Gegnern ins Spielgeschehen eingreift, wird es auf dem Bildschirm sehr schnell sehr voll. Durch die Kombination von Fernseher und Wii U-GamePad hat man jedoch, nach einer kurzen Eingewöhnung, keine Probleme mehr damit, die Übersicht und Kontrolle über die Wonderful 101 zu behalten.
Auch kleinere Items sind bunt und praktisch unübersehbar gehalten. Neu eingesammelte Gegenstände werden kurz vorgestellt, bei der detailreichen Präsentation der "Wonder Nudelsuppe To Go" mussten wir beispielsweise herzlich lachen.
Der Sound passt sehr gut zu der teilweise knalligen Optik. Zwar gibt es die Sprachausgabe nur auf Englisch und Japanisch, doch dafür überzeugen die Stimmen der Figuren jederzeit. Wer gelegentlich oder sogar regelmäßig Filme oder Serien in der englischen Originalfassung schaut, wird keine Probleme haben, die Sprachausgabe zu verstehen. Und falls jemand mit der englischen Sprache nicht klarkommen sollte, gibt es die Untertitel in auch Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch sowie Italienisch.
Musikalisch ist The Wonderful 101 lebhaft untermalt. Die Kulisse könnte, zumindest vom Stil her, auch einem Hollywoodfilm entliehen sein und erinnert stets daran, was auf dem Spiel steht. Kurze Erinnerung: Wir kämpfen um unseren Heimatplaneten! Die Soundeffekte von Explosionen, Einschlägen, Gegnern und anderen Effekten sind ebenfalls gut gelungen und ergänzen die Optik. So entsteht eine humorvolle, actiongeladene und kurzweilige Spielatmosphäre, die viel Spaß bereitet.
Das Gameplay ist das Herz und die Seele von The Wonderful 101. Klar, die optische Präsentation trägt einen wichtigen Teil zum Gesamterlebnis bei, aber erst durch gutes Gameplay wird ein Spiel zu einem guten Spiel. Das Gameplay von The Wonderful 101 rückt, anders als viele Multiplatttform-Spiele, die auch für die Wii U erschienen sind, das Wii U GamePad in den Mittelpunkt. Um den Wonderful 101 zu befehlen, sich zu einer großen Waffe zu vereinen, muss eine bestimmte Form auf dem Touchscreen gezeichnet werden; alternativ lässt sich diese auch mittels des rechten Analogstick eingeben.
Ein halbwegs erkennbarer Kreis entspricht einer Faust, eine Linie sorgt für ein großes Schwert, ein Haken wird zur Pistole. Es gibt noch einige weitere, teilweise nur in manchen Situationen verfügbare Formen, die die Wonderful 101 bilden können. Dazu gehört das bereits in der Einleitung erwähnte Stück einer Brücke oder auch Leitern, um eine Hausfassade erklimmen zu können; diese machen jedoch nur in einigen wenigen Fällen Sinn. In einem geschlossenen Raum wäre vermutlich auch ein Gleitschirm wenig hilfreich, weshalb dieser nur an ausgewählten Abgründen verfügbar ist. Mit der erforderlichen Präzision haben es die Entwickler nicht übertrieben. In hektischen Situationen sehen die gezeichneten Kreise oft merkwürdig aus, werden dennoch problemlos erkannt.
Für die verschiedenen Gegner braucht man natürlich auch unterschiedliche Waffen. Immer nur das Schwert zu zeichnen, weil es die einfachste Form ist, hilft überhaupt nicht weiter. Die richtige Strategie lautet, sich immer dem jeweiligen Gegner anzupassen; „immer feste drauf“ führt nicht zum gewünschten Ergebnis!
Diese sehr unterschiedlichen Kampfszenarien werden auch durch Bosskämpfe, die aus mehreren Phasen bestehen, abermals verfeinert. In den verschiedenen Phasen eines solchen Kampfes muss man so z.B. zuerst einen Angriff mit dem Wonder-Pudding abwehren oder einen Laserstrahl mit dem Schwert reflektieren, um danach mit geballter Faust zurückzuschlagen. Zusätzlich, zum Folgen vorgegebener Pfade und dem Vermöbeln von reihenweise Gegnern, gibt es auch zahlreiche Rätsel. So lässt sich beispielsweise ein bildschirmfüllendes Schwert dazu nutzen, um ein Türschloss zu öffnen. Das man mit der Unite-Hand nicht nur eine Faust hat, um auf Gegner einzudreschen, sondern auch Zahnräder damit dreht, um Codes zu knacken, ist ein toller Einfall der Entwickler. So bekommt eine ohnehin schon sehr coole Funktion noch einen weiteren Nutzen, wodurch das Spiel eine Facette reicher wird.
Zusätzlich gibt es zahlreiche weitere Aspekte, die das Spiel abwechslungsreich gestalten. So etwa die vorgegebene Verteidigung von Objekten, die auf keinen Fall während des Kampfes zerstört werden dürfen oder Gameplaypassagen, in denen man mit einem Raumschiff, in einer 2D-Ansicht, Blöcke aus dem Weg schaffen muss, um nicht von der anrollenden Feuerwalze vernichtet zu werden.
Das abwechslungsreiche Gameplay fesselt Anwender lange an die Konsole. Die Action auf dem Bildschirm sorgt für ausreichend Adrenalin, während der Humor und die Rätsel die Stimmung stets auflockern. Wenn einem das Wii U GamePad mal zu schwer wird, kann man übrigens auch zum Wii U Pro Controller greifen. Hier entfällt zwar der Touchscreen und der für manche Rätsel hilfreiche zweite Bildschirm, aber er liegt auf Dauer doch angenehmer in der Hand. Gezeichnet wird dann mit dem rechten Analogstick.
Damit ein Spiel nicht nur Einzelspieler begeistert, sondern auch für Zockerrunden mit Freunden geeignet ist, braucht es auch einen Multiplayer-Modus. Klar, man kann auch den Controller weitergeben, wenn man stirbt oder eine Mission beendet, aber ein „echter“ Mehrspielermodus macht deutlich mehr Spaß. Wie bekannt sein dürfte, bietet auch The Wonderful 101 einen Mehrspielermodus.
Hier bestreitet der Spieler, in einer Gruppe aus bis zu fünf Spielern, den Kampf gegen die außerirdischen Invasoren. Während Spieler eins, wenig überraschend, mit dem Wii U GamePad spielt, können noch bis zu vier Freunde vor dem Fernseher Platz nehmen. Diese steuern ihre Kämpfer mit dem Wii U ProController oder mit dem Wii Classic Controller (bzw. Wii Classic Controller Pro), wobei Letzerer an eine Wii Fernbedienung angeschlossen wird. Alle Spieler betrachten das gleiche Bild; die Kameraführung sorgt dafür, dass immer alle Kämpfer zu sehen sind. Die Spieler zwei bis fünf haben natürlich keinen Touchscreen, um die Unite Morphs zu zeichnen. Sie benutzen, wie bereits im Abschnitt zum Einzelspielermodus erläutert, den rechten Analogstick. Als Hilfestellung erscheint die jeweils gezeichnete Form dann auf dem Fernseher.
Bei fünf Mitspielern kämpfen also bis zu 505 Verteidiger der Erde zusammen. Damit die Balance im Spiel gewahrt bleibt, reduziert sich, mit jedem Mitspieler, die Anzahl der zu steuernden Kämpfer. Mit fünf Spielern entsteht zwar das totale Chaos auf dem Bildschirm, Spaß macht es aber trotzdem. Wer kennt es schließlich nicht, dass man sich in kooperativen Spielen zu ruft, wer was tun soll? Und schuld am Scheitern sind sowieso immer die anderen, stimmt's?
Wer seinen Freunden dieses Spiel näherbringen oder mit ihnen gemeinsam zocken möchte, der kann bedenkenlos zu diesem Multiplayermodus greifen. Einziger Wermutstropfen: der Mehrspielermodus ist ausschließlich offline verfügbar.
Wie ihr seht, steht dieses Fazit unter der Frage „Muss man dieses Spiel gespielt haben?“. Wir können diese Fragestellung mit einem klaren „Jein“ beantworten. Wer auf Actionadventures, Science Fiction oder den knalligen Stil steht, der wird mit diesem Spiel sicher seinen Spaß haben. Wer dem Genre und den oben genannten Stichworten nichts abgewinnen kann, der wird möglicherweise sogar ein wenig abgeschreckt.
Überfordern kann das Spiel sicher Niemanden. Der Schwierigkeitsgrad ist, spätestens auf der Stufe „Sehr Leicht“, für jeden Benutzer geeignet. The Wonderful 101 ist ein buntes, leicht chaotisches und abwechslungsreiches Spiel, das sehr viel Spaß macht. Für uns ist es, nach fast einem Jahr mit der Konsole, eines der besten Wii U Spiele überhaubt! Jeder, der auch nur entfernt etwas für lustige und actionlastige Spiele übrig hat, sollte dem Game, bzw. zu Probezwecken auch der Demoversion, eine Chance zu geben.
Der Preis für die Disc-Version liegt aktuell bei rund 40 Euro (geizhals.de, Stand: 25.09.2013). Über den Nintendo-eigenen eShop kann das Spiel für 49,99 Euro heruntergeladen werden. Wer noch unsicher ist, ob ihm das Spiel überhaupt gefällt, der sollte sich vorab die Demo des Spiels herunterladen. Diese benötigt mit 943 Megabyte deutlich weniger Speicherplatz als die Vollversion.
Die Stärken von The Wonderful 101:
- Frisches und unverbrauchtes Konzept
- Sympathisches Chaos
- Abwechslungsreiches Gameplay
Die Schwächen von The Wonderful 101:
- Fehlender Online-Multiplayer
- Keine deutsche Sprachausgabe
Insgesamt erhält The Wonderful 101 für die Nintendo Wii U die folgende Bewertung: