Nachdem Intel über eine längere Zeit ein Monopol in dem damals noch frischen Markt für ITX Mainboards besaß holte AMD 2010 zum Gegenschlag aus, nämlich mit ihrer neuen Kombination aus Hauptprozessor und Grafikprozessor. Die Speerspitze dieser neuen APUs bildete der AMD E-350, der mit seinen zwei Kernen und der Radeon HD 6310 Grafikeinheit genug Leistung für Office, Multimedia oder kleine Spiele zwischendurch bietet. Der größte Vorteil dieser Systeme gegenüber herkömmlichen Desktopsystemen ist wohl, dass sowohl die APUs als auch die Konkurrenz von Intel nur einen Bruchteil der sonst nötigen Leistung aufnehmen. Durch die geringe Größe lässt sich ein entsprechender PC unsichtbar im Wohnzimmer verstecken und ist doch völlig ausreichend für alle Aufgaben.
Nachdem wir nun schon einige Mini PCs und die Luxusausführung von ASUS im Test hatten folgt nun eine günstigere Variante von AMDs größtem Grafikkartenpartner – Sapphire. Was beim ersten Blick auf das Sapphire PURE Fusion Mini E350 auffällt ist der viel kleinere Kühler, der allerdings von einem kleinen Lüfter mit Frischluft versorgt wird. Ansonsten ist die Ausstattung nicht gerade zu verachten und so sind wir gespannt, wie sich diese kleine Platine in unserem Benchmark Parcours und anderen Tests so schlagen wird. Wie immer geht an dieser Stelle ein Dank an <link http:="">Sapphire für die gute Zusammenarbeit und die problemlose Bereitstellung des Testmusters.
Details und Layout - Sapphire PURE Fusion Mini E350 Ein gewöhnliches ATX Mainboard hatte vermutlich jeder schon einmal in der Hand, vielleicht auch die kleine Micro-ATX Variante. Doch wie klein ein Mini-ITX Board mit seinen 17 x 17 ist merkt man erst so wirklich, wenn man es einmal vor sich liegen hat. Das Faszinierende daran ist also, dass es ein paar findige Ingenieure geschafft haben, alle wichtigen Komponenten auf den 289 cm² unterzubringen. Was genau man alles auf der schwarzen Platine findet erzählen wir euch jetzt.
Dort wo beim ASUS E35M1-I Deluxe ein Koloss aus Aluminium platziert ist findet man bei unserem Sapphire Pendant zwei im Vergleich winzig wirkende Blöcke, ebenfalls aus Aluminium. Damit diese dennoch die gleiche Wärme ableiten können ist es allerdings unabdingbar einen Lüfter darauf zu platzieren. In diesem Fall ist das ein kleines 40 mm Gebläse. Es ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass diese kleinen Lüfter gern eine hohe Lautstärke entwickeln, weswegen man beim Sapphire PURE Fusion Mini bereits ein Adapterkabel mit Widerstand zwischen Lüfter und Mainboard gesteckt hat, wodurch dieser nur noch mit 7 V betrieben wird und deutlich angenehmer ist. Auf dem benachbarten Hudson M1 Chipsatz sitzt lediglich ein kleiner Passivkühler, der auf einen kleinen Luftzug angewiesen ist.
Direkt über den beiden Kühlern sitzen die beiden RAM Slots im SO-DIMM Format, das man früher nur von Note- und Netbooks kannte. Laut Hersteller unterstützt man hier bis zu 8 GB DDR3 Arbeitsspeicher mit 800 oder 1066 MHz, in unserem Test funktionierten unsere verwendeten Kingston Riegel problemlos. Schaut man etwas weiter nach rechts findet man die Anschlüsse für Festplatten und SSDs. Insgesamt 5 SATA Anschlüsse im neuen 6 GBit/s Standard sind hier zu finden. Drei davon sind senkrecht nach oben gerichtet, zwei übereinander gestapelt und zur Seite gerichtet, wie man es von modernen Mainboards kennt. Daneben sitzt noch ein kleiner Lautsprecher, der den Kollegen aus dem Gehäuse überflüssig macht. Wandert man nach unten stößt man auf die Front Panel Anschlüsse, wo die Pins für Power LED, HDD LED sowie Reset- und Powerknopf ihren Platz haben. Knapp darunter ist der wohl unübersehbare 24 Pin Anschluss, der der Stromversorgung dient. In der näheren Umgebung findet man noch die zwei Front USB Anschlüsse, was maximal vier USB 2.0 Ports ermöglicht, sowie ein kleines Debug LED Display, den BIOS Chip und eine serielle Schnittstelle.
Auf unserer Entdeckungsreise auf dem Sapphire Board stoßen wir im unteren Bereich auf einen PCIe x16 Slot, der elektrisch jedoch nur mit 4 Lanes angebunden ist. Alternativ lässt sich der darüber liegende Mini PCIe Slot nutzen, in dem beispielsweise eine WiFi Karte oder eine kleine SSD ihren Platz findet. Über diesem wiederum befinden sich die CMOS Batterie sowie der Clear CMOS Jumper um die BIOS Einstellungen zu löschen und ein PWM Lüfteranschluss, zu dem wir später nochmal kommen.
Auf der linken Seite der Mini-ITX Platine finden wir zum Abschluss noch einen 4 Pin Stromanschluss zur Versorgung der CPU sowie Anschlüsse für Front Audio und S/PDIF. Letztere werden von dem Realtek ALC892 bereitgestellt, der auch für den 7.1 Sound am I/O Panel zuständig ist. Ansonsten finden sich hier auch noch ein Marvell 88E8057-NNC2, der uns einen Gigabit LAN Port ermöglicht, und einen Renesas D720200F1, von dem die zwei USB 3.0 Ports am I/O Panel stammen.
Bleibt also nur noch eben dieses Panel übrig. An diesem befinden sich neben den bereits genannten Sound, Gigabit und USB 3.0 Anschlüssen noch 4x USB 2.0, 1x eSATA 6 GBit/s sowie jeweils ein VGA, DVI und HDMI 1.4 Port. Als kleine Besonderheit sitzt hier auch noch ein Bluetooth Dongle, mit dem man später sein Mobiltelefon oder ein anderes Gerät verbinden kann.
Alles in allem ist das Layout recht gut gelungen, lediglich die Position des 4 Pin Anschlusses könnte ein komplett sauberes Kabelmanagement unterbinden. Auch die SATA Ports liegen etwas ungünstig, da im Falle eines Arbeitsspeicherwechsels zumindest die senkrecht-stehenden Kabel vom Anschluss getrennt werden müssten.
Was uns allerdings wirklich stört sind die Anschlüsse für die Lüfter auf dem Mainboard. Wie bereits erwähnt befindet sich unter dem Kühler ein PWM Anschluss, obwohl der CPU Lüfter sich nicht darüber steuern lässt. Der Lüfteranschluss am oberen Teil der Platine bietet nur 3 Pins und aufgrund des nebenstehenden Kondensators lassen sich hier gar keine PWM Lüfter anbringen. Das hat zur Folge, dass ein PWM Gehäuselüfter am CPUFAN Anschluss platziert werden muss, während eben dieser am PWRFAN Anschluss angesteckt wird – dank des kurzen Kabels ist das auch nur mit dem 7 V Adapterkabel möglich. So gesehen nur ein kleiner Planungsfehler, der aber eigentlich nicht passieren darf.
EFI BIOS - Sapphire PURE Fusion Mini E350 Während in Sachen Hardware die Anzahl der Kerne immer weiter steigt, CPU und GPU kombiniert werden und man immer wieder aufs Neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellt, so waren viele Overclocker doch in einer Umgebung heimisch, die mittlerweile 35 Jahre auf dem Buckel hat – dem guten, alten BIOS. Schon lange ist es an der Zeit für einen Nachfolger, der nun in Form des Extensible Firmware Interface, kurz EFI, Einzug hält. Dieses bietet viele interessante Vorteile, beispielsweise eine Steuerung durch die Maus oder eine schönere grafische Oberfläche, allerdings ist das von Hersteller zu Hersteller verschieden, wie manche bereits festgestellt haben. Denn während das EFI des ASUS E35M1-I Deluxe einen Mauszeiger beinhaltet und ein interessantes Design aufweist hat man bei Sapphire das Gefühl, es hätte sich nichts verändert.
Wie im klassischen BIOS auch hält die erste Seite allgemeine Informationen wie EFI Version, installierter RAM oder Datum und Uhrzeit bereit. Im Advanced Menü findet man dann die meisten wichtigen Einstellungen und Informationen, beispielsweise Details über die verlötete CPU. Bei uns ist das zwar noch ein AMD Engineering Sample, allerdings ist es mit der normalen E-350 APU identisch.
Ansonsten findet man hier auch noch den PC Health Status, der uns Auskunft über Temperaturen und anliegende Spannungen gibt. Zusätzlich lässt sich hier wählen, wie der Lüfter am PWM Anschluss geregelt werden soll: Entweder temperaturabhängig mit SmartFan, oder man gibt eine maximale Drehzahl an, wahlweise in U/min oder %. Zu guter Letzt lassen sich hier auch nicht benötigte Features abschalten, beispielsweise Bluetooth, USB 3.0 oder der integrierte Sound.
Im Reiter Chipset finden sich diverse Einstellungen für North- und Southbridge, eine Overclocking Funktion sucht man allerdings vergebens – wozu auch bei diesem Board? Weiter geht's also zu dem Boot Menü, das uns nur über einen kleinen Umweg erlaubt, vom USB Stick zu booten (dieser muss erst als Festplatte konfiguriert werden). Unter Security lassen sich wie gewohnt Passwörter für EFI und das System vergeben, um es vor unberechtigten Zugriffen zu schützen. Eine integrierte Update Funktion hat sich Sapphire allerdings gespart und so muss dieses wie in alten Zeiten per DOS Bootmedium durchgeführt werden.
Testsystem Während unseres Tests haben wir die Sapphire Platine mit insgesamt 4 GB DDR3 RAM von Kingston bestückt und in einem Lian Li PC-Q09F untergebracht. Als Gehäuselüfter dient darin ein 80 Millimeter be quiet! SilentWings PWM, als Massenspeicher eine Kingston SSDNow V+ 100 mit 96 GB. Um eine Vergleichsbasis zu schaffen lassen wir auch Werte aus dem vorangegangen ASUS E35M1-I Deluxe Review und dem Mini PC Review mit einfließen, die ihr dort auch nachlesen könnt. Als Vergleich zu einem aktuellen Quad Core System dient ein PC mit AMD Phenom II X4 925 und Gigabyte GA-880G-UD2H.
Benchmarks Doch was kann man nun eigentlich alles von dieser kleinen AMD Plattform erwarten? Nimmt sie es mit dem Atom locker auf? Gibt es Unterschiede zwischen zwei verschiedenen Fusion Mainboards? Und wie groß ist der Abstand zu einem normalen Desktop System? Für all die Fragen haben wir die nachfolgende Tabelle zusammengestellt, die verschiedene Benchmark Ergebnisse zeigt. Leider ist sie nicht komplett ausgefüllt, da beispielsweise zu unserem Mini PC Review der neue PCMark 7 noch nicht fertiggestellt war.
Um eventuelle Fehler zu minimieren wurde jeder Benchmark drei mal durchgeführt und anschließend das arithmetische Mittel berechnet. Auffällig ist auf den ersten Blick der riesige Vorsprung im PCMark Vantage, der sich jedoch durch die Verwendung einer SSD erklären lässt.
Allgemein lässt sich sagen, dass sich die ermittelten Werte für alle drei Fusion Plattformen zum Großteil ähneln, hier und da gibt es kleine Unterschiede, die oftmals aus der restlichen verwendeten Hardware resultieren.
Während man im 3DMark 06 mit Nvidia Ion 2 noch am besten beraten ist lässt die Leistung im DirectX 10 Benchmark etwas nach - der 3DMark 11 ließ sich gar nicht erst starten, da bei Nvidia die Unterstützung für die DirectX 11 Schnittstelle fehlte, ebenso bei der HD 4250.
Die Stärken von Fusion liegen bei Sandra 2010 eindeutig im Bereich der ALU und FPU Leistung, bei den beiden Multimedia Tests muss man sich Intel geschlagen geben.
Im Bereich der Datenverschlüsselung hat AMD wieder die Nase vorn, ebenso im Super Pi Benchmark. Bei wPrime liegt man knapp zurück, was vor allem am Multithreading des Atom Prozessors liegt, das hier optimal ausgenutzt wird. Dass ein Phenom II Quad Core einen deutlichen Vorsprung aufweisen kann sollte niemand verwundern, schließlich ist es nach wie vor eine deutlich stärkere Desktop CPU.
Wie auch im vorangegangenen ASUS Test zeigt sich wieder ein unterschiedliches Bild, das je nach Anwendungsgebiet und Grafikschnittstelle variiert. Auf Spielebenchmarks haben wir dieses mal verzichtet, dafür möchten wir auf das Review des ASUS E35M1-I Deluxe verweisen.
Temperaturen im Betrieb Eine Frage stellen sich möglicherweise schon viele seit Beginn des Reviews: Wie heiß wird das Ganze und wie laut arbeitet der kleine Lüfter? Auf eine Schallpegelmessung habebn wir bewusst verzichtet, da die Werte nur bedingt vergleichbar sind. Stattdessen haben wir die Temperaturen im Betrieb unter drei verschiedenen Bedingungen getestet.
Szenario 1: CPU Lüfter ausgeschaltet, Gehäuse Lüfter (siehe Testsystem) automatisch geregelt am PWM Stecker Szenario 2: CPU Lüfter mit 7 V Adapter betrieben, Gehäuse Lüfter automatisch geregelt am PWM Stecker Szenario 3: CPU Lüfter im vollen Betrieb mit 12 V, Gehäuse Lüfter ausgeschaltet
Ausgelastet wurde das System simultan mit Prime95 auf beiden Kernen und FurMark, um die Grafikeinheit zu belasten. Dabei ergaben sich folgende Temperaturen:
Zwar stellen sich bei ausgeschaltetem CPU Lüfter schon ziemlich hohe Temperaturen ein, allerdings lastet kein Spiel die Grafik so extrem aus wie der FurMark, erst recht keine Blu-Ray Wiedergabe oder Ähnliches. Je nach Gehäuse Lüfter sind die Temperaturen also im Grenzbereich, aber in Ordnung. Die Lautstärke ist dabei je nach ebenfalls vom Lüter abhängig, in den meisten Fällen bleibt es hier bei einem leisen Summen.
In unserem zweiten Szenario ist das Verhältnis zwischen Temperatur und Lautstärke wohl am besten. Der Lüfter ist je nach Gehäuse hörbar, seine Lautstärke wirkt aber nicht störend. In einem geschlossenen Gehäuse im Fernsehschrank sollte er fast still sein. Die Temperaturen bleiben bei allen Komponenten im grünen Bereich.
Im dritten Fall wollten wir ein anderes Extrem demonstrieren. Bei 7.600 U/min wird der Gehäuselüfter wirklich unerträglich laut, so wird er wohl hoffentlich von niemandem betrieben. Der Gehäuselüfter ist dafür ausgeschaltet, was früher oder später dafür sorgt, dass sich die warme Luft im Case staut.
Alles in allem sollte man sich also für eins der ersten beiden Szenarien entscheiden, wenn man auf der geräuscharmen Seite bleiben möchte. Die SSD blieb in diesem Test relativ unberührt, da sie getrennt im unteren Teil des Gehäuses untergebracht war.
Fazit
Versuchen wir also nun noch ein paar abschließende Worte zum Sapphire PURE Fusion Mini E350 zu finden. Die Vorteile der kleinen E-350 APU liegen auf der Hand – als Dual Core mit 2x 1,6 GHz besitzt sie für die meisten Anwendungen (abgesehen von Spielen) genug Power. Auch FullHD Filme lassen sich wiedergeben, womit die Eignung als Basis für einen HTPC wohl bestätigt wäre. Dazu kommt die im Vergleich zu Desktopsystemen sehr geringe Leistungsaufnahme und das platzsparende Format, lediglich die Kühlung wurde von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich gelöst.
Positiv an dem heute vorgestellten Produkt ist wohl die umfangreiche Ausstattung, sei es Bluetooth, USB 3.0, eSATA oder ein HDMI Anschluss. Durch den vorhandenen Mini PCIe Slot kann auch WiFi im n-Standard für ca. 18 Euro nachgerüstet werden, man müsste lediglich Platz für die Antennen finden. Durch die SATA 6 GBit/s Anschlüsse können auch aktuelle SSDs genutzt werden, die den älteren Standard bereits völlig ausreizen, doch das ist bei allen Fusion Boards der Fall.
Doch es braucht auch etwas Kritik, um zukünftige Produkte besser gestalten zu können. Zwar werden sie vom Otto-Normal-User nur selten genutzt, doch man hätte viel mehr aus den EFI Menüs machen können – optisch und funktional. Zumindest eine integrierte Update Funktion hätten wir uns gewünscht. Der zweite Punkt betrifft die Positionen der Lüfteranschlüsse, die etwas suboptimal gewählt wurden.
Für die genannte Ausstattung ist der Preis von derzeit 105,95 Euro (idealo.de / Stand 13.08.2011) durchaus angebracht – sollte man allerdings WiFi nutzen wollen wäre ein Griff zum knapp 20 Euro teureren ASUS E35M1-I Deluxe wohl die bessere Wahl, da es zusätzlich noch ein ausgefeiltes EFI und den passiven Kühler bietet. Ansonsten bekommt man eine gute Plattform für jeden HTPC geboten, die kombiniert mit einem eleganten Gehäuse auch in jedes Wohnzimmer passt. Für eine klare Kaufempfehlung ist uns das allerdings zu wenig.