Über die Jahre sammeln sich Erfahrungswerte und häufig entstehen neue Spielideen, die entweder vollkommen innovativ sind oder einen neuartigen Genre-Mix darstellen. Schließlich stellt sich die Frage, ob und wie die Ideen umgesetzt werden können. Der Einstieg in die Spieleentwicklung ist ein denkbarer Weg und wird mit verschiedenen Spiele-Engines vereinfacht. Allerdings ist die Entwicklung eines vollständigen Spiels mit eigenem Universum nicht unbedingt von jedem das übergeordnete Ziel. Der Begriff des Spieleentwicklers umfasst mehrere Bereiche. Die Kreativität kann wahlweise auch nur in einem bestimmten Segment ausgelebt werden.

Cyberpunk 2077Cyberpunk 2077 (Bild © CDProject)

Die verschiedenen Bereiche der Spieleentwicklung

Bei näherer Betrachtung können verschiedene Arbeitsfelder identifiziert werden, die bei der Entstehung eines Games maßgeblich beteiligt sind. Die Aufgabe des Game Designers umfasst die Festlegung des Spielinhalts, des Spielprinzips und des Spielgefühls. Lediglich bei Casual Games, wie beispielsweise Bejeweled und Tetris, ist der Hauptprogrammierer auch der Haupt-Game-Designer, da die Komplexität von Konsolen- und Computerspielen deutlich zugenommen hat. Unter anderem bei großen Projekten, wie zum Beispiel Cyberpunk 2077, sind mehrere Game Designer an der Spieleentwicklung beteiligt. Ein weiterer Aufgabenbereich der Spieleentwicklung stellt die Programmierung dar. Programmierer setzen die Ideen der Game Designer um und nutzen hierbei entweder eine eigens entwickelte oder eine eingekauften Spiel-Engine. Bei Computerspielen kommt meistens die Programmiersprache C++ zum Einsatz. Auch die Entwicklung von Plug-ins, Tools und sonstigen Anwendungen, die ein unmittelbares Spieldesign ermöglichen, gehört zu den zentralen Aufgaben des Programmierers. Als klassische Beispiele sind Level-/Mapeditoren und Rätseleditoren zu nennen.

iOS SwiftUIiOS SwiftUI (Bild © Apple)

Programmierkenntnisse: Die unterschiedlichen Wege zum Fachwissen

Durchaus können die notwendigen Programmierkenntnisse im Rahmen eines Selbststudiums erworben werden, doch ermöglichen entsprechende Ausbildungen und Studiengänge einen schnelleren Einstieg in die Spieleprogrammierung. Zudem werden die tiefgehenden Kenntnisse im Rahmen eines strukturierten Lehr- bzw. Studienplans vermittelt. Beispielsweise bei der Ausbildung zum Fachinformatiker stellen neben der Programmierung auch die Bereiche Softwareentwicklung und Projektmanagement einen wesentlichen Bestandteil der Ausbildung dar. Diese Kenntnisse können bei der Spieleentwicklung gewinnbringend eingebracht werden, sind aber auch in puncto Industrie 4.0 und Digitalisierung unerlässlich und zukunftsweisend. Die Wahl der Programmiersprache ist eine Frage des künftigen Softwareeinsatzes. JavaScript und Python sind die bevorzugten Sprachen bei der Web-Entwicklung. Desktop-Anwendungen werden vorrangig in C++ und Java geschrieben. Apps für mobile Endgeräte bauen bei Android auf Java und bei iOS auf SwiftUI auf. Letzuterer ist für Entwickler lukrativ, da Nutzer der iOS-Plattform für Apps und Spiele tatsächlich Geld ausgeben. Aber auch über In-App-Purchases wird viel Geld erwirtschaftet.

Weitere Aufgabenfelder: Grafiker und Leveldesigner

Die grafischen Inhalte werden bei der Spieleentwicklung von den Grafikern, auch als Artists bezeichnet, erstellt. Bei 3D-Spielen, wie zum Beispiel Crysis Remastered, sind hauptsächlich Modeller anzutreffen, die mittels Modellierungsprogrammen dreidimensionale Objekte erschaffen. Neben der Modellierung von Menschen oder Tieren einschließlich Animation gehören auch statische, nicht lebendigen Objekte zu dem Gestaltungsbereich von Grafikern. Ein weiterer Aufgabenbereich der Spieleentwicklung stellt das Leveldesign dar. Die Leveldesigner erstellen die Umgebungen sowie Architekturen der Spielwelt. Allerdings konzentrieren sie sich nicht ausschließlich auf die geometrische Gestaltung. Auch der Beleuchtung und Klangkulisse müssen Leveldesigner eine besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Dementsprechend können sie mit Architekten und Bühnenbildnern verglichen werden. Die Arbeit des Leveldesigners wirkt sich auf die Spielmechanik aus. Mitunter die Definition von Ereignissen und die Verhaltensweise von Gegnern sind Gegenstand des Aufgabenbereiches.

Modding: Ein guter Lehrmeister für unterschiedliche Arbeitsfelder

Als angehender Spieleentwickler stellt das Modding eine gute Möglichkeit dar, um Fähigkeiten im Umgang mit Game-Editoren aufzubauen und ein Verständnis für das Programmieren bzw. Skripten zu gewinnen. Einige Spielereihen stellen nach einer gewissen Zeit spezielle Modding-Tools zur Verfügung, die die Basis für die Erstellung von eigenen Leveln oder die Überarbeitung von Texturen darstellen. Insbesondere im Strategie- und Rollenspielsektor sind zahlreiche Modifikationen anzutreffen, die mithilfe solcher Herstellerprogramme geschaffen wurden. Eine der bekanntesten Mods, die sogar zu einem eigenen Spiel wurde, ist Counter Strike (Half Life). Um die Modifikationen und zugehörigen Tools sind mittlerweile große Communities entstanden, die ihr Wissen zur Verfügung stellen und den Einstieg in die Mod-Erstellung vereinfachen. Die Editoren ermöglichen vom Game Design über die Programmierung und dem Grafik-Design bis zum Leveldesign in sämtlichen Bereichen Erfahrungen zu sammeln und Kenntnisse aufzubauen. Einige Modder haben sich über Jahre einen Namen aufgebaut und deren Modifikationen wurden teilweise sogar in das jeweilige Hauptgame übernommen. Gelegentlich sollen auch anerkennende Vergütungszahlungen an die Mod-Ersteller erfolgt sein. In diesen Fällen brachte das Modding somit nicht nur den Beifall der Szene.

Wachsende Nachfrage: Gute Aussichten für Spieleentwickler

Statistische Erhebungen des Verbandes der deutschen Games-Branche e.V. (game) haben ergeben, dass die Nachfrage nach Games und Spiele-Hardware stark wächst. Im ersten Halbjahr 2020 betrug der deutschlandweite Umsatz mit Games und Spiele-Hardware rund 3,7 Milliarden Euro. Alleine der Umsatz mit In-Game-Käufen betrug knapp 1,5 Milliarden Euro. Mitunter die Gehaltsinformationen für Fachinformatiker zeigen, dass die parallel wachsende Nachfrage nach IT-Fachkräften sich bei den Gehältern entsprechend bemerkbar macht. Der Einstieg in die Spieleentwicklung stellt daher insbesondere für ausbildete Fachkräfte eine lukrative Option dar. Hobbyentwickler können auf kostenlose Spiele-Engines zurückgreifen, um auch ohne vertiefte Programmierkenntnisse erste Spielideen umzusetzen. Je nach Lizenzierung der Game-Engine dürfen die erstellten Games kommerziell verkauft werden. Insbesondere Mobile-Games erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit und können bereits mit einem vergleichsweise niedrigen Entwicklungsaufwand hohe Gewinne abwerfen. Der Erfolg hängt aber maßgeblich von der Spielidee ab, die entsprechend außergewöhnlich und/oder fesselnd sein muss.